1 / 81

Strukturen II: Globalisierung, Finanz- und Weltwirtschaftskrise, Global Governance

Strukturen II: Globalisierung, Finanz- und Weltwirtschaftskrise, Global Governance. Grundkurs III Einführung in die Internationalen Beziehungen. Globalisierung. “…in its simplest sense globalization refers to the widening, deepening and speeding up of global interconnectedness…”

ernie
Download Presentation

Strukturen II: Globalisierung, Finanz- und Weltwirtschaftskrise, Global Governance

An Image/Link below is provided (as is) to download presentation Download Policy: Content on the Website is provided to you AS IS for your information and personal use and may not be sold / licensed / shared on other websites without getting consent from its author. Content is provided to you AS IS for your information and personal use only. Download presentation by click this link. While downloading, if for some reason you are not able to download a presentation, the publisher may have deleted the file from their server. During download, if you can't get a presentation, the file might be deleted by the publisher.

E N D

Presentation Transcript


  1. Strukturen II:Globalisierung, Finanz- und Weltwirtschaftskrise, Global Governance Grundkurs III Einführung in die Internationalen Beziehungen

  2. Globalisierung “…in its simplest sense globalization refers to the widening, deepening and speeding up of global interconnectedness…” Held, McGrew, Goldblatt, and Perraton, 1999. Global Transformations: Politics, Economics and Culture

  3. Eine Definition “Globalization: A process (or set of processes) which embodies a transformation in the spatial organization of social relations and transactions – assessed in terms of their extensity, intensity, velocity and impact – generating transcontinental or interregional flows and networks of activity, interaction, and the exercise of power” Anthony McGrew: Sustainable Globalization. In: Allen & Thomas (eds.): Poverty and development into the 21st century, 2000, p. 348.

  4. Sieg der Zeit über den Raum ”A sense of the shrinking of distances through the dramatic reduction in the time taken, either physically (for instance via air travel) or representationally (via the transmission of elec-tronically mediated information and images), to cross them.” (Tomlinson, J.: Globalization and Culture,1999, p.3)

  5. Angaben über google.com 23.01.2003, 14:45 Uhr • Globalisierung 338.000 in 0,11 Sekunden • Globalization 1.530.000 in 0,05 Sekunden • Mondialisation 318.000 in 0,28 Sekunden 25.01.2006, 03:20 Uhr • Globalisierung 3.456.000 in 0,04 Sekunden • Globalization 53.000.000 in 0,17 Sekunden • Mondialisation 4.720.000 in 0,25 Sekunden 02.07.2010, 17:44 Uhr • Globalisierung 2.200.000 in 0,13 Sekunden • Globalization 14.200.000 in 0,18 Sekunden • Mondialisation 2.750.000 0,24 Sekunden

  6. Literaturtipp • Malcolm Waters: Globalization. 2nd ed. London 2001. • Jürgen Osterhammel/Niels P.Petersson: Geschichte der Globalisierung. Dimensionen, Prozesse, Epochen. München 2003. • Peter Dicken: Global Shift. 5.Aufl. Mapping the Changing Contours of the World Economy, Thousand Oaks, Calif.: Sage 2007 • John Baylis/Steve Smith/Patricia Owens (eds.): The Globalization of World Politics. 4th ed. Oxford: Oxford UP 2008. • Jan Aart Scholte: Globalization. A critical introduction. 2nd ed. Basingstoke 2005. • Roland Robertson/Jan Aaart Scholte (eds.): Encyclopedia of Globalization. London: Routledge 2006, 1728 S. • Richard Higgott/Anthony Payne (eds.): The New Political Economy of Globalisation, 2 Bde., Cheltenham 2000

  7. Globalisierung: Definitionen • Prozess der Zunahme und Intensivierung von Austauschbeziehungen zwischen räumlich voneinander getrennten, weit entfernten Einheiten mit zwei Dimensionen • räumlich: (quantitatives) Wachstum der Menge der Beziehungen zwischen Einheiten  Verdichtung • zeitlich: (qualitative) Intensivierung der Menge der Beziehungen zwischen Einheiten über Zeit  Vertiefung Globalisierung beschreibt das Zusammenwachsen ehemals nationaler Märkte zu einem globalen Markt mit dem Resultat der effizienteren Allokation und Nutzung produktiver Ressourcen Folge: umfassender Prozess der Restrukturierung sozialer Beziehungen Erschütterung der wohlfahrtsstaatlichen Fundamente der Nachkriegsgesellschaften Bildung neuen Wohlstands

  8. „Globalisierung kann definiert werden als die Intensivierung weltweiter gesellschaftlicher Beziehungen, die weit entfernte Orte in solch einer Weise miteinander verbinden, dass lokale Geschehnisse von Ereignissen geprägt werden, die sich in weiter Ferne abspielen – und umgekehrt. [...] Die Veränderung lokalen Geschehens durch weit entfernte Ereignisse oder Ursachen ist ebenso Bestandteil der Globalisierung wie die Ausdehnung gesellschaftlicher Beziehungen über Raum und Zeit ...“ (Anthony Giddens) Globalisierung heißt nur wenig mehr als die Neuetikettierung von Phänomenen, die bereits durch den weiterreichenden Begriff der internationalen Interdependenz erfasst werden. • Globalisierung ist … • die Fortsetzung eines Trends, der für die Entwicklung des Kapitalismus seit dem langen 16. Jahrhundert typisch ist: der Zwang zur weltweiten Expansion • eine Stufe in der Entwicklung industriewirtschaftlicher Produktionsweisen und Verkehrsformen und geht insoweit bis zur Ausbildung einer industriell geprägten Weltwirtschaft in den 1860er Jahren zurück.

  9. Literaturtipp • David Held / Anthony McGrew / David Goldblatt / Jonathan Perraton: Global Transformations. Politics, Economics, and Culture. Cambridge & Oxford: Polity Press 1999. • David Held / Anthony McGrew (Hrsg.): The Global Transformations Reader. An Introduction to the Globalization Debate. Cambridge & Oxford: Polity Press 2.Aufl. 2003. • Dies. (Hrsg.): Governing Globalization. Power, Authority, and Global Governance. Oxford: Blackwell 2002. • Dies. (Hrsg.): Globalization Theory. Approaches and Controversies. Oxford: Blackwell 2007.

  10. Die immer engere Verflechtung der Volkswirtschaften (Globalisierung) bringt neue Anforderungen an die Welt-handelsordnung mit sich. Je enger die Länder wirtschaftlich verbunden sind, umso „poröser“ wird nationale Souveränität. Nationale Politiken, die bisher als rein innenpolitische Domänen galten, wirken sich auf die Wettbewerbsbedingun-gen eines Landes im Handel und bei der Attraktion ausländischer Investitionen aus. Immer mehr handels- und investitionsrelevante Politiken geraten dadurch unter internationalen Harmonisierungsdruck: • die Wettbewerbsbedingungen sollen ausgeglichen werden, damit ein Land sich nicht versteckte Vorteile gegenüber anderen Ländern verschafft. Dieser Prozess ist im Rahmen der EU am weitesten fortgeschritten, wo das Binnenmarktprogramm einen neuen Schub von Harmonisierungs- und Anpassungszwängen mit sich brachte. Aber mit zunehmender Globalisierung werden ähnliche Harmonisierungszwänge auch im weltwirtschaftlichen Rahmen spürbar.

  11. Kennzeichen der Globalisierung: Die vier I‘s • Investitionen: lokal/regional ungebunden mit internationaler Konkurrenz der Produktionsstandorte • Industrie: internationale Unternehmen, die den vertikalen Aufbau ihrer Produktion internationalisieren, um Kostenunter-schiede zu nutzen (bei ohnehin globalen Absatzmärkten) • Informationstechnologie: Sieg der Zeit über den Raum: überall auf dem Globus besteht umfassende Informationsgleichheit (im Prinzip) • Individuum: der globale Kunde: standardisierte Produkte mit Potentialen für Kostendegression bei großen Stückzahlen bedingen den von nationalen Grenzen unabhängigen Kunden; Produkte, Informationen, Produktionsstandorte werden immer globaler

  12. Ökonomische Kennzeichen • Bis in die siebziger Jahre war der internationale Rohstoff- und Warenhandel die treibende Kraft der weltwirtschaftlichen Integration. Seit Anfang der achtziger Jahre wird der internationale Handel in seiner Bedeutung für die grenzüberschreitende Produktion von Gütern und Dienstleistungen zunehmend von einem transnationalen System langfristiger Kapitalverflechtungen überlagert (“Entstofflichung der Weltwirtschaft“) • Die wachsende Bedeutung langfristiger transnationaler Kapitalverflechtungen spiegelt sich in der Denationalisierung grosser Konzerne („global players“) einerseits, in ihrer strategischen Bedeutung für die Innovation von Produktionsprozessen, für die Bereitstellung von Arbeitsplätzen und die Stimulierung volkswirtschaftlichen Wachstums andererseits. Folge: Wettlauf der Staaten um die Schaffung von immer höheren Infrastrukturellen und investiven Anreizen für Investoren einerseits, die Reduktion von Lohnnebenkosten andererseits („Standortwettbewerb“).

  13. Global mobiles Kapital beschränkt sich nicht mehr auf produktive Direktinvestitionen, sondern fließt zunehmend in profitträchtige, kurzfristige (spekulative) Anlagemöglichkeiten. Die globalen Geldmärkte mit ihrem täglichen Umsatz von mehr als einer Billion US Dollar saugen in etwa das Kapital auf, das binnenwirtschaftlich im Weltmaßstab für neue Investitionen und Arbeitsplätze benötigt würde („Kasinokapitalismus“). Während der internationalen Handel sich lange Zeit auf stoffliche Güter beschränkte, die gemessen - und damit besteuert - werden konnten, erschließt er sich als Folge der Kommunikationsrevolution in zunehmendem Maße den Bereich der internationalen Dienstleistungen. Im Gegensatz zum stofflichen Warenhandel handelt es sich hierbei um einen virtuellen Bereich – i.d.R. zwischen Computerterminals – der (auch steuerlich) kaum zu erfassen und zu regulieren ist („Ausbildung einer symbolischen Weltökonomie“). Die gestiegene Kapitalmobilität führt dazu, dass Regierungen immer grössere Probleme haben, ihre „Volkswirtschaften“ zu besteuern und somit die Grundlagen des Wohlfahrtstaates zu gewährleisten. Denn umverteilende Sozialpolitik kann nur dort funktionieren, wo die Mobilität des Kapitals begrenzt ist, es grundsätzlich territorial verhaftet bleibt („finanzielles Ausbluten der Wohlfahrtsstaaten“).

  14. Literaturtipp • Winfried Ruigrok/Rob van Tulder: The Logic of International Restructuring. London 1995. • Peter Dicken: Global Shift. Transforming the World Economy. 5th ed. London: Sage 2007.

  15. These 1 In der Weltwirtschaft vor allem, aber auch im Weltverkehr und im weltweiten Austausch von Daten, Symbolen und Inhalten im Prozess elektronisch geschützter virtueller Kommunikation finden derart dramatische Veränderungen von Handlungsabläufen und Handlungsrahmen statt, dass es erlaubt ist, eine neue Qualität der Internationalisierung von Austauschprozessen zu konstatieren und Vorgang wie Resultat mit dem Begriff der Globalisierung zu belegen • Deregulierung der (globalen) Finanzmärkte und ihre Folgen • Entwicklung eines neuen Unternehmenstypus: Global Players

  16. flächendeckende Diffusion neuer Kommunikationstechnologien, Weitergabe von Daten in „real time“ • Rapider Fall der Kosten für den Transport von Gütern und Informationen ermöglicht „global sourcing“ • Liberalisierung des Welthandels und Deregulierung der Finanzmärkte erzeugt Wettbewerbsdruck • Auslaufen fordistischer Produktionszyklen in den Industrienationen ermöglicht den Export ganzer Produktionsketten

  17. Kosten eines 3minütigen Telefongespräches New York - London

  18. Trade to GDP Ratios Rose Dramatically over the Last Decade(Export plus import as a percentage of GDP)

  19. Vernetzte Welt

  20. Struktur des Wikipedia-Internets

  21. Internetschwerpunkte

  22. Globalisierung: Ein naturwüchsiger Prozess? • Als Ausdruck einer neuen industriellen Revolution wird die Globalisierung vorangetrieben vom technischen Fortschritt des Informationszeitalters. Maßgebliche Entwicklungen sind • der Mikroprozessor • die Glasfaser • die Software • Die Bedeutung des Mikroprozessors ist vergleichbar der des Otto-Motors. So wie dieser überall eingesetzt werden kann, wo bisher körperliche Arbeit verrichtet wurde, kann der Prozessor überall dort eingesetzt werden, wo geistige Arbeit verrichtet werden soll. • Die revolutionäre Funktion der Glasfaser besteht darin, dass Glasfasernetze Entfernungs-Entferner und Zeitüberwinder sind. Wenn die Übertragung einer Information von Europa nach Australien nur ein Zehntel Sekunde benötigt, liegt Australien gleich im Büro nebenan

  23. Die Kompression von Raum und Zeit hat zumindest für den internationalen Finanzverkehr das globale Dorf bereits Wirklichkeit werden lassen. Die Öffnung der Grenzen für den Geldverkehr befähigt Spekulanten dazu, kleinste Differenzen für sich auszunutzen und damit die Umsätze im Devisen- und internationalen Wertpapierhandel seit 1985 mehr als zu verzehnfachen. • Auf die Dematerialisierung der Ökonomie und die Deterritorialisierung von Unternehmen ist die Mehrheit der Menschen nicht vorbereitet; sie lebt weiterhin in der alten Welt der Staaten, Grenzen, Reisepässe, Visa und Zollschranken.

  24. These 2 Das verfügbare Datenmaterial erlaubt es nicht, derzeit einen Sprung oder einen qualitativen Bruch in der Entwicklung des kapitalistischen Weltwirtschaftssystems zu konstatieren. Was konstatiert werden kann, ist eine (ggfs. beschleunigte) weitere Internationalisierung der Weltwirtschaft, deren materialer Gehalt den Globalisierungsdiskurs aber nicht abdeckt • Lokalitätsannahme: fortgesetzte nationale Einbindung der großen internationalen Konzerne als Gegenargument gegen die „Heimatflucht“ der Global Players • Triadisierungsannahme: „Globalisierung“ beschränkt sich auf die Stärkung eingespielter Auslandsbeziehungen innerhalb der und zwischen den großen regionalen Wirtschaftsblöcken • Qualitätsannahme: die verstärkte Intensivierung und Internationalisierung des (insbes. wirtschaftlichen) Austauschs hat noch nicht jenes Niveau erreicht, an dem Quantität in Qualität umschlägt • Politisierungsannahme: trotz aller Deregulierung und Liberalisierung kommt es immer wieder zu politisch motivierten Eingriffen in das Weltwirtschaftssystem, die auf eine Einschränkung des freien Spiels der Kräfte am Markt hinauslaufen

  25. These 3 Kennzeichen der gegenwärtigen Entwicklung ist das Wechselspiel von Globalisierung und Lokalisierung, die Parallelität von intensivierter Internationalisierung einerseits und gleichzeitiger Rückbettung (nicht nur) ökonomischer Handlungen in regionale und/oder lokale Kontexte andererseits  Gleichzeitigkeit von Ungleichzeitigkeiten • Problem der Handlungs- und Steuerungsfähigkeit der (nationalen) Akteure mit ihrer weitgehend territorial beschränkten Aktions-Reichweite angesichts der Konsequenzen einer Globalisierung der Ökonomie • Frage nach der Bedeutung miteinander vernetzter subnationaler ökonomischer, politischer, gesellschaftlicher oder kultureller Räume als Kommunikations- und Transaktionspotentiale in einer sich globalisierenden Ökonomie Infragestellung der Rolle des Nationalstaats durch Globalisierung „von oben“ und Regionalisierung „von unten“

  26. Literaturtipp

  27. Literaturtipp „Globalisierung! Wir wissen genau, wo Du wohnst!“ Altvater und Mahnkopf modernisieren das Böse • Elmar Altvater / Birgit Mahnkopf: Grenzen der Globalisierung. Ökonomie, Ökologie und Politik in der Weltgesellschaft. 7. Auflage Münster: Westfälisches Dampfboot 2007.

  28. Literaturtipp • Elmar Altvater / Birgit Mahnkopf: Globalisierung der Unsicherheit. Arbeit im Schatten, Schmutziges Geld und informelle Politik. Münster: Westfälisches Dampfboot 2002. • Joseph Stiglitz: Die Schatten der Globalisierung. Bonn 2002 [ Bundeszentrale für politische Bildung]

  29. Globalisierung Charakteristische Kennzeichen

  30. Erklärungsversuch: Basisphänomen • Fortschritt der Produktivkräfte • 3. Industrielle Revolution: Automatisierung, Flexibilisierung, Digitalisierung der Produktion • Veränderung der Produktionsverhältnisse • Wandel von der fordistischen zur postfordistischen Akkumulationsweise

  31. Erklärungsversuch:Modernisierung • Prozess wirtschaftlichen, industriellen, technologischen, gesellschaftlichen, kulturellen, politischen Wandels traditionaler Gesellschaften im Übergang zur modernen Gesellschaft

  32. Erklärungsversuch:Basisphänomen II • technischer Fortschritt/technologische Innovation • Ausdifferenzierung der internationalen Arbeitsteilung • Globale Orientierung der Absatz- und Bezugs-marktstrategien industrieller Unternehmungen („global sourcing“) + • wachsender intraindustrieller Handel • Globaler Entwicklungs-, Produktions- Absatzverbund + • Welthandel expandiert stärker als Weltproduktion

  33. Vermehrung & Verdichtung grenzüberschreitender Interaktionen • Komplexes System wechselseitiger Abhängigkeiten von Staaten und Gesellschaften

  34. Legitimitäts-defizit Globalisierung Operatives Defizit Globalisierung: Triebkräfte und Herausforderungen Territoriale Asymmetrie Technologischer Wandel Temporale Asymmetrie Wirtschaftliche Liberalisierung Komplexität Normen-Asymmetrie Politische Liberalisierung Akteurs-Asymmetrie

  35. GlobalisierungsdiskussionProblemfelder aus politikwissenschaftlicher Sicht • Handelt es sich bei den unter „Globalisierung“ subsumierten Phänomenen • um Anzeichen eines epochalen Wandels der klassischen Staatenwelt zur Weltgesellschaft überwiegend nichtstaatlicher Akteure, der einhergeht • mit dem Verlust nationalstaatlicher Steuerungskompetenz • mit der Beschleunigung, Intensivierung und Verdichtung von internationalen Verflechtungs- und nationalen Entgrenzungs-prozessen • mit der räumlichen Erweiterung und qualitativen Verdichtung der Prozesse gesellschaftlichen, politischen und kulturellen Wandels oder • um eine weitere Stufe in der weltweiten Ausdehnung eines industriewirtschaftlich verfassten Kapitalismus, • deren Anfänge sich entweder schon auf das lange 16. Jahrhundert oder doch zumindest auf die Zeit seit den 1860er Jahren zurückführen lassen • und die allenfalls quantitativ mit Blick auf Breite und Tiefe der Integration von Produktion, Distribution, Kapitalverkehr und Kommunikation verdichtet worden ist ?

  36. Verändern die unter Globalisierung subsumierten Transformationsprozesse gesellschaftliche Tiefenstrukturen und staatliche Handlungsspielräume derart, • dass nicht nur die Entscheidungs- und Handlungsautonomie der als Wohlfahrts- bzw. Daseinsvorsorgestaaten (Forsthoff) definierten nationalen Akteure im Binnenverhältnis empfindlich beeinträchtigt wird (“Globalisierungsfalle“) • sondern auch das klassische, auf der souveränen Aktionsfähigkeit des Territorial- und Nationalstaats nach außen aufbauende System der internationalen Politik in eine qualitativ neue Weltgesellschaft diffundiert? • Machen die unter 1 und 2 angesprochenen Entwicklungen die Formulierung neuer, nicht länger territorial radizierter Politikkonzepte notwendig? Wie definiert sich die Rolle des Staates in einem Global-Governance-Kontext? Wer sorgt für die verbindliche Zuteilung von Werten und – im Sinn der Politikdefinition Harold Lasswells – für die Entscheidung über „who gets what, when and how“?

  37. Bezieht sich die Globalisierungsdebatte auf handfeste Veränderungen- etwa das Ende des Wettbewerbs nationaler Volkswirtschaften im traditionellen Sinn, der durch den (qualitativ) neuen Wettbewerb von Standorten mit ihren jeweiligen spezifischen politischen, sozialen, ökologischen und Ressourcen- wie Infrastruktur-Austattungen abgelöst wird ? Oder bezieht sich die Globalisierungsdebatte auf einen Modebegriff, auf ein politisches Schlagwort, einen Mythos, dessen primäre Funktion darin besteht, als Deckmantel für die Durchsetzung von Partikularinteressen, Immunisierung von Reformstaus gegen Kritik, sowie Bemäntelung des Politik(er)versagens zu dienen ?

  38. “What is called ‘globalization’ is really another name for the dominant role of the United States.” Dr. Henry Kissinger, former U.S. Secretary of State, from his lecture “Globalization and World Order,” Trinity College, Dublin, October 12, 1999. Thank you ever so much, dear Henry …

  39. Globalisierung: Probleme

  40. Erosion des Nationalstaats als Argumentationstopos „Der Nationalstaat ist für die kleinen Probleme zu groß und für die großen Probleme zu klein geworden.“ • Bsp.: globales Problem: Treibhauseffekt • Bsp.: lokales Problem: Reformierung des Schulwesens Folge: Der Nationalstaat erodiert. • Zusätzliche Problemlösungsebenen ober- wie unterhalb der nationalstaatlichen Ebene treten hinzu. • Die ehemals starren Grenzen von Staatsgebiet, Staatsmacht und -volk werden durchlässiger. Diese Phänomene sind allesamt nicht neu – sie werden seit den 70er Jahren unter dem Stichwort Interdependenz diskutiert –, aber die Prozesse haben sich beschleunigt und qualitativ wie quantitativ neue Dimensionen erreicht. Hierin liegt das Neue an der Globalisierung.

  41. Souveränitätsverlust, Entgrenzung, Global Governance.Neues (weltgesellschaftliches?) Milieu des nationalen Akteurs? • Fortschritt der Produktivkräfte • Internationalisierung/Globalisierung • der Produktion, Distribution, von • Dienstleistungen und des Kapital- • markts • Entstofflichung/ Virtualisierung der • Weltwirtschaft Wachstum der Menge regionaler, internationaler, transnationaler Akteure, Organisationen, IGOs/ INGOs und Regime Verdichtung globaler Verflechtungen in Schlüssel-bereichen: Wirtschaft, Politik, Technologie, Kommunikation, Verkehr, Migration, Rechtswesen: Wachsende Durchlässigkeit von Grenzen Aufgabenverlagerung Reduzierung der Fähigkeit von Staaten zur Schaffung politischer/ ökonomischer/ rechtlicher Kontrollinstrumente zur Steuerung des Stromes von Gütern, Dienstleistungen, Personen, Ideen

  42. Wachstum der Zahl transnationaler Konzerne: 1973-2003 Number of Parent MNC Quelle: UNCTAD WIR 2005

  43. Mitgliedschaft in den Vereinten Nationen seit 1945

  44. Reduzierung der Fähigkeit von Staaten zur Schaffung politischer/ ökonomischer/ rechtlicher Kontrollinstrumente zur Steuerung des Stromes von Gütern, Dienstleistungen, Personen, Ideen Wachsende Notwendigkeit zwischenstaatlicher Kooperation zur Beeinflussung/ Gestaltung von Politikergebnissen Wachstum der Menge internationaler Institutionen und Organisationen zur Konfliktbearbeitung und Konfliktverregelung (Ansatzweise) Genese eines Systems der „Global Governance“ und Neudefinition der Kompetenzen, Zuständigkeiten, Handlungsmöglichkeiten, Verhaltenserwartungen nationaler Akteure Genese eines fragilen interdependenten Weltsystems, bedroht von (Re-) Nationalisierungstendenzen, Abschottungspolitik, ideologischen, religiösen und fundamentalistischen Wirkkräften sowie negativen Wirkungen des technischen Fortschritts (ökologische Katastrophen, Ausbreitung neuer Krankheiten und Seuchen, Rüstungsproliferation)

  45. Das Grundproblem „Der Kapitalismus ist ein kraftvoller und starker Tiger, der angestachelt werden kann, um eine Wirtschaft zu beleben – vorausgesetzt seine Kräfte werden durch staatsbürgerliche und politische Institutionen gebändigt. Die Globalisierung hat den Tiger aus dem Käfig gelassen und einen „wilden“ Kapitalismus freigesetzt, der wie ein befreiter Tiger seine räuberischen und alles verschlingenden Gewohnheiten wieder aufgenommen hat“ [Benjamin R. Barber].

More Related