120 likes | 269 Views
Status quo und Fachkräfteperspektiven im Land Brandenburg Zehn Thesen zu Angebot und Nachfrage am Arbeitsmarkt sowie Möglichkeiten der Fachkräftesicherung Dr. Karsten Schuldt. Frankfurt (Oder), den 15. Dezember 2010.
E N D
Status quo und Fachkräfteperspektivenim Land BrandenburgZehn Thesen zu Angebot und Nachfrage am Arbeitsmarkt sowie Möglichkeiten der Fachkräftesicherung Dr. Karsten Schuldt Frankfurt (Oder), den 15. Dezember 2010
These 1: Quantitatives Arbeitskräfteangebot am Arbeitsmarkt aktuell höher als Nachfrage
These 2: Quantitatives Nachwuchskräfteangebot ebenfalls höher als entsprechende Nachfrage
These 3: Verschiedene Gründe führen dennoch be-reits heute zu Mismatch von Angebot und Nachfrage • Gründe für quantitativen und qualitativen Mismatch (Auswahl) • regionale Divergenzen von Arbeitskräfteangebot und -nachfrage • räumliche Immobilität von Erwerbspersonen aus objektiven und/oder subjektiven Gründen • mangelnde Bildungsvoraussetzungen von Ausbildungs- und Arbeits-platzbewerber/innen • unrealistische fachliche Erwartungen von Arbeitgebern • divergierende Berufswünsche und unzureichende Bedarfsgerechtigkeit der beruflichen Aus- und Weiterbildung sowie der Hochschulbildung • unterschiedliche Kosten-Nutzen-Erwägungen von Arbeitgebern bzw. Arbeitnehmern hinsichtlich Arbeits- und Entlohnungsbedingungen • Beispiele (Auswahl) • Ärzte, Pflegekräfte, Ingenieure u. a. gewerblich-technische Berufe
These 4: Arbeitskräfteangebot quantitativ rückläufig – divergierende Einschätzungen zur Nachfrageseite • Arbeitskräfteangebot • demographisch bedingter Rückgang der Erwerbspersonenzahl • keine Binnenwanderungsgewinne für Brandenburg erkennbar • Zuwanderungspotential der Arbeitnehmerfreizügigkeit begrenzt • Arbeitskräftenachfrage • empirica (2005, Brdbg.): bis 2015 Rückgang der sv-pflichtig Beschäftigten insgesamt bei räumlich differenzierter Entwicklung • prognos (2009, Berlin-Brdbg.): nach Standardszenario Rückgang der Zahl der Erwerbstätigen bis 2020 um etwa 100.000 • IAB (2010, Ostdtl.): bis 2020 in etwa stabile Zahl der Erwerbstätigen • PwC/HWWI (2010, Brdbg.): bis 2020 annähernd stabile Zahl der Erwerbstätigen insgesamt bei starker räumlicher Differenzierung (Potsdam +19,6%, Spree-Neiße -29,4%, Frankfurt (Oder) -9,3%)
These 5: Unabhängig von Nachfrageentwicklung werden Auswahloptionen der Arbeitgeber geringer
These 6: Derzeit kein gravierender Arbeitskräfte-mangel, sondern selektiver Mismatch, aber … • Arbeitsmarkt- und Bildungsforscher/innen gehen uni sono davon aus, dass der anhaltende Trend zu höheren Qualifikationen den Mismatch verschärfen wird und … • von der LASA beauftragte Branchen- und Regionalanalysen (zuletzt: Chemie/Kunststoffe, Energiewirtschaft, Forschung und Entwicklung bzw. Fürstenwalde/Spree, Luckenwalde, Ludwigsfelde) sowie andere Untersuchungen zeigen: • … Wettbewerb um Fachkräfte wird absehbar deutlich stärker … • zwischen Regionen und Standorten • zwischen Branchen • zwischen Unternehmen • und ist nicht mehr allein durch das Angebot von Ausbildungs- oder Arbeitsplätzen zu bestehen
These 7: Gesamtwirtschaftliche Ansatzpunkte für die Fachkräftesicherung (Auswahl) • Vergrößerung des verfügbaren Arbeitsvolumens • Erhöhung der Zahl an Erwerbstätigen • Integration Arbeitsloser • Erhöhung der Erwerbsbeteiligung, z. B. Älterer • Verschiebung des Renteneintrittsalters • Verkürzung von Bildungszeiten • (Rück-)Gewinnung von Auspendler/innen • Zuwanderung aus anderen Bundesländern und dem Ausland • Verlängerung der durchschnittlichen Arbeitszeit • Arbeitszeitverlängerung • Reduzierung geringfügiger und Teilzeitbeschäftigung • Verringerung des qualitativen Mismatch • bedarfsgenauere berufliche Aus- und Weiterbildung sowie Hochschulbildung • Erhöhung der Durchlässigkeit/Mobilität zwischen Fachrichtungen und Tätigkeiten sowie Regionen
These 8: Regionale und kommunale Ansatzpunkte für die Fachkräftesicherung (Auswahl) • Erhöhung Standortattraktivität für Erwerbspersonen und Unternehmen • Weiterentwicklung „harter“ und „weicher“ Standortfaktoren, z. B. • Sicherung/Schaffung umfassender Bildungsinfrastrukturen (allgemeine und berufliche Bildung) • zeitflexible Kinderbetreuungseinrichtungen • Verbesserung überregionaler und regionaler Verkehrsanbindungen • Optimierung regionaler/kommunaler Dienstleistungen für Erwerbsper-sonen und Unternehmen • Begrüßungs- sowie Beratungspakete für Fachkräfte und Investoren • bedarfsorientierte Wirtschafts- und Beschäftigungspolitik, z. B. mit Hilfe des Regionalbudgets • Verbesserung des Standortmarketings • Binnenmarketing • Einbeziehung des (vielfältig verflochtenen) Umlandes in Marketing-aktivitäten • überregionale Vermarktung, ggf. mit Partnern
These 9: Einzelbetriebliche Ansatzpunkte für die Fachkräftesicherung (Auswahl) • Bedarfsgerechte Aus- und Weiterbildung • berufliche Erstausbildung und Übernahme von Ausgebildeten • frühzeitige Einbindung von Studierenden/Hochschulabsolventen • kontinuierliche Weiterbildung (on the job, berufsbegleitend, freigestellt) • Attraktive Arbeitsbedingungen, z. B. • wertschätzendes Betriebsklima • Vereinbarkeit von Familie und Beruf, etwa durch Zeitsouveränität • Konkurrenzfähige Entlohnung • Bruttoverdienste vollzeitbeschäftigter Arbeitnehmer im Verarbeitenden Gewerbe, II. Quartal 2010: Brandenburg 2.492 EURO • Berlin 3.431 EURO • Früheres Bundesgebiet 3.460 EURO • Berufliche Entwicklungsperspektiven/Aufstiegsmöglichkeiten • Unternehmensmarketing, z. B. • transparente Information über Ausbildungs- und Arbeitsplatzofferten • Ziel zu „Brandenburgs besten Arbeitgebern“ zu gehören
These 10: Fachkräftemangel kann vermieden werden, wenn Handlungsakteure gezielt zusammen wirken „Kooperation ist die einzige Ressource, die (fast) nichts kostet.“ (Nikolai Kondratjew) Dr. Karsten Schuldt PIW Progress-Institut für Wirtschaftsforschung Benkertstraße 24 14467 Potsdam Telefon 0331-9793737 Fax 0331-9793738 Mail piw-potsdam@t-online.de
These 6: Derzeit kein gravierender Fachkräftemangel, sondern selektiver Mismatch … • Beispiel 1 • LBS Ostdeutsche Bausparkasse, Potsdam: auf 13 letztlich auch besetzte Ausbildungsplätze zum Ausbildungsbeginn im Spätsommer 2010 bewarben sich 130 Jugendliche • Beispiel 2 • Schmid Pilot Production, Schwarze Pumpe: um 90 im Laufe des Jahres 2010 besetzte Arbeitsplätze hatten sich insgesamt mehr als 1.500 Personen beworben • Beispiel 3 • Forschungs- und Entwicklungsleistungen erbringende Unternehmen in ganz Brandenburg: im Jahr 2009 konnten 71,4% dieser Unternehmen alle vorgesehenen Einstellungen realisieren • Beispiel 4 • Luckenwalder Unternehmen aus den Branchenkompetenzfeldern mit Problemen bei der Besetzung von Ausbildungsstellen: 2007 - 62%, 2008 - 38% und 2009 – 39%