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Germanische Sprachen und Kulturen/3.

Germanische Sprachen und Kulturen/3. Die indoeuropäische/indogermanische Sprachfamilie. Theorien über ihre Entstehung und Gliederung.Fragen nach der Urheimat. Thematik der Vorlesung. Die historisch-vergleichende Sprachwissenschaft. Komparatistik. Die indogermanische Sprachfamilie

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  1. Germanische Sprachen und Kulturen/3. Die indoeuropäische/indogermanische Sprachfamilie. Theorien über ihre Entstehung und Gliederung.Fragen nach der Urheimat.

  2. Thematik der Vorlesung • Die historisch-vergleichende Sprachwissenschaft. Komparatistik. • Die indogermanische Sprachfamilie 2.1. Zum Begriff 2.2. Die Gliederung der indogermanischen Sprachen 2.3. Theorien über die Entstehung der indogermanischen Sprachen

  3. 2.4. Die Frage nach der indogermanischen Urheimat 2.5. Die Ostgruppe der indogermanischen Sprachen 2.6. Die Westgruppe der indogermanischen Sprachen (Ausblick: Die indogermanische Grundsprache und die Entwicklung der indogermanischen Sprachen)

  4. 1.Die historisch-vergleichende Sprachwissenschaft. Komparatistik • Die Methode der Erforschung genetischer Sprachbeziehungen • soll die aufgedeckten genetischen Bindungen in möglichst älteste Zeit zurückverfolgen • Soll die ältesten Denkmäler der untersuchten Sprachen aufdecken, um dadurch auf den voraufgehenden, schriftlich noch nicht belegten Zustand dieser Sprachen schließen zu können.

  5. Komparative Methode • Ein Ansatz der historischen Sprachwissenschaft • Eine Reihe von Sprachen wird miteinander systematisch verglichen, um einen historischen Zusammenhang zwischen ihnen nachzuweisen

  6. Rekonstruktion • Ausgehend von formalen Ähnlichkeiten und Unterschieden zwischen den untersuchten Sprachen versucht man eine frühere Entwicklungsstufe zu rekonstruieren. • Wird ein gemeinsamer Vorläufer nachgewiesen, gelten die betreffenden Sprachen als verwandt.

  7. Rekonstruktion der Elternsprache • Liegen schriftliche Belege vor, ist die Elternsprache mit Sicherheit zu identifizieren. • Wenn keine schriftlichen Zeugnisse existieren, ließen sich die Formen durch umfassende Wortvergleiche dieser Art rekonstruieren.

  8. Probleme der komparativen Methode • Ausgrenzung von zufälligen Übereinstimmungen • Bei der Bestimmung der genetischen Verwandtschaft verschiedener Sprachen soll man die Untersuchungen auf sämtliche Ebenen der Sprachstruktur erstrecken • In der Mehrzahl von identischen Konstruktionen liegt entweder ein Zufall oder eine Entlehnung vor. • Maßgeblich ist das System regelmäßiger Entsprechungen

  9. idg. p ~ germ. f lat. pater ~dt. Vater lat. piscis ~dt. Fisch Die Veränderung lässt sich aus früheren regelmäßigen Lautentwicklungen erklären.

  10. 2. Die indogermanische Sprachfamilie 2.1. Zum Begriff • Franz Bopp 1816: „Indisch-Europäisch” • Adolphe Pictet: „indoeuropäische Sprachfamilie” (im romanischen, angelsächsischen und slawischen Bereich) • In der deutschen Fachliteratur: „Indogermanisch”(der östlichste Vertreter: das Indische; der westlichste Vertreter: das Germanische) • In der französischen Fachliteratur: „Indokeltisch”

  11. Allgemeine Angaben • Das Indoeuropäische breitete sich über Europa und weite Teile Südasiens • Ihre Abkömmlinge sind infolge des Kolonialismus auf der ganzen Welt zu finden • Die indoeuropäischen Sprachen werden von mehr als zwei Milliarden Menschen gesprochen.

  12. Das Proto-Indoeuropäische wurde vermutlich vor dem Jahr 3000 v. Chr. gesprochen und hat sich im Laufe des daran anschließenden Jahrtausends in verschiedene Sprachen aufgespalten (die Unterschiede waren schon zwischen 2000 und 1000 v. Chr. verankert.) • Archäologische Daten Existenz halbnomadischer Völker, die um 4000 v. Chr. in den südrussischen Steppen lebten und sich etwa 500 Jahre später allmählich in die Donauebene und darüber hinaus ausbreiteten.

  13. 2.2. Die Gliederung der indogermanischen Sprachen • Erschließung einer gemeinsamen, indogermanischen URSPRACHE oder die Rekonstruktion einer indogermanischen GRUNDSPRACHE. • Seit Schleicher: eine indogermanische Grundsprache, die älteste, mit unseren heutigen Mitteln erschließbare Stufe ihrer Entwicklung, die sogar eine dialektale Gliederung aufweist.

  14. Dialektale Gliederung Peter von Bradke (1888): • aufgrund der für die Grundsprache erschlossenen palatalen Verschlusslaute kann die idg. Sprachfamilie in zwei Gruppen geteilt werden: • In Kentumsprachen und in Satemsprachen

  15. Idg. *kmtóm (‘100) Altind. satəm Lat. centum (Die K-Laute wurden (die K-Laute sind Zu Spiranten und Affrikaten: erhalten geblieben) s  t )

  16. Satemsprachen Indisch, Iranisch, Baltisch, Slawisch,Armenisch, Thrakisch, Albanisch

  17. Kentumsprachen Tocharisch, Hethitisch, Griechisch, Italisch, Keltisch, Germanisch

  18. Die BRADKEsche Gliederung ist nach Hutterer „eine pädagogische Krücke, die für die wissenschaftliche Einteilung nicht allzu viel zu bedeuten hat” • Empfiehlt eher eine Einteilung der historisch-geographischen Verbreitung gemäß (östlicher und westlicher Zweig)

  19. 2.3. Theorien über die Entstehung der indogermanischen Sprachen 2.3.1. romantische Sprachbetrachtung • Die Sprache als Organismus • Dieser Betrachtung entstammen Termini: Zweig, Wurzel, Stamm • Die älteste Entfaltungsperiode der Sprachentwicklung = der reichste Sprachzustand, dem eine zweite Periode (sprachlicher Verfall) folge

  20. Eine jede Sprache wurde für einen den geradlinigen Abkömmling einer ehemals gesprochenen anderen Sprache gehalten • Qualitative Zusammenhänge zwischen den einzelnen Sprachtypen (der verwickeltste Sprachtypus sei der entwickelteste)

  21. 2.3.2. Strukturalistische Auffassung • Der Weg der Sprachentwicklung führe zwangsweise vom Komplizierten zum Einfacheren 2.3.3. Hutterer • Der Begriff „Einfachheit” ist nicht relevant, • WEIL: Sprachen, die im Laufe ihrer Entwicklung einfacher geworden sind und Sp., deren Struktur komplizierter wurde

  22. WEIL jede Sprache, in der die eine oder die andere Ebene dem Schein nach vereinfacht wird (z.B. das Englische baut die Morphologie weitgehend ab), weist die Komplizierung anderer Ebenen (der Syntax, und der Lexik) auf • Ob bei dem Ausdrücken von gramm. Bez. das Hauptgewicht auf morph., synt. oder einer anderen Ebene liegt, ist irrelevant • Das gramm. Hauptgewicht kann sich im Ablauf der Gesch.einer Spr. mehrfach verlagern

  23. Theorien über die Entstehung • August Schleicher: Stammbaumtheorie die indogerm. Einzelsprachen seien direkte Nachkommen voneinander und gingen auf eine einheitliche, gemeinsame Grundlage zurück • Johannes Schmidt(1872): Wellentheorie Die Sprachen entstehen wie etwa die um einen ins Wasser geworfenen Stein in konzentrischen Kreisen entstehenden Wellen

  24. 2.4. Die Frage nach der indogermanischen Urheimat Methoden und Hilfswissenschaften zur Feststellung der Urheimat: • Linguistische Paläontologie (Kuhn 1845): die gemeinsamen Kulturwörter bilden ein gemeinsames Erbe • Biogeographie: die Grenzen der Urheimat lassen sich aufgrund der historischen Ortung der gemeinsamen Kulturwörter abstecken • Ergebnisse anderer Wiss. (Hehn 1870)

  25. Urheimat • Schlegel 1808: Indien • Seit der Mitte des 19. Jhs.: europäische Urheimat (die Völker der mitteleuropäischen Schnurkeramik waren die Vorfahren der Indogerm.) • Mittel-, Ost- oder Südeuropa??? • Es ist wahrscheinlich, dass die einzelnen indogermanischen Gruppen nicht gleichzeitig, sondern in verschiedenen Zeiten und Wellen sich von ihren Nachbarn lösten.

  26. Innerhalb der Grundsprache ist mit dem Vorhandensein zahlreicher Mundarten zu rechnen • Die Identifizierung von einzelnen Gruppen • Im alteuropäischen Kreis: Keltisch, Italisch, Germanisch und Illyrisch • Im Osten: Indoiranisch, Baltisch, Slawisch, Griechisch

  27. Keltisch, Italisch Indoiranisch

  28. Fazit: • Die Indogerm. besiedelten einen breiten, in Nordwest-Südost-Richtung verlaufenden Streifen des europäischen Kontinents • Die Westgrenze lag an der Nordsee • Die Ostgrenze an der Kaukasus • Die Nordgrenze an der Ostsee und die nordosteuropäische Waldzone • Im Südosten die Balkanhalbinsel

  29. Quellen: • Hutterer, C. J.1999. Die Germanischen Sprachen. Ihre Geschichte in Grundzügen Wiesbaden:Albus. S. 7-30.

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