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Grammatik- und Wortschatzvermittlung. Wortschatzarbeit: Hintergrund. Inhalt. Der Wortschatz als Lerngegenstand Gedächtnispsychologische Aspekte der Wortschatzarbeit Das mentale Lexikon Das Gedächtnis Was soll man bei der Wortschatzvermittlung beachten?. Der Wortschatz als Lerngegenstand.
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Grammatik- und Wortschatzvermittlung Wortschatzarbeit: Hintergrund
Inhalt • Der Wortschatz als Lerngegenstand • Gedächtnispsychologische Aspekte der Wortschatzarbeit • Das mentale Lexikon • Das Gedächtnis • Was soll man bei der Wortschatzvermittlung beachten?
Wortschatzdefizite Woran liegt es, dass Sprachlernende Wortschatzdefizite aufweisen? Aufgabe 3 (Bohn 1999 S. 8)
Wortschatzdefizite • Faktoren, die den Wortschatzerwerb beeinflussen: • Subjektive Faktoren (liegen bei den Lernenden); • Objecktive Faktoren (Merkmale des Wortschatzes, Dynamik, Struktur)
Umfang des Wortschatzes • Standdardsprache: ca. 300.000-500.000 Wörter • Fachsprache Medizin: halbe Million Wörter • Fachsprache Chemie: mehrere Millionen organische Verbindungen sind benannt
Wortschatzarten • Passiver oder Verstehens- Wortschatz (Muttersprachler: ca. 100.000 Wörter) • Aktiver Wortschatz /Mitteilungswortschatz (ca. 2000-20000 Wörter) • Bei Schriftstellern: H. Hesse: 15000, T. Storm: 22000, Goethe 80000 Wörter)
Lernschwierigkeiten • Polyseme Wörter (mehrdeutig): • eine Wortform, mehrere Bedeutungen (Schloss) • Eine Wortform, verschiedenen Bedeutungen, die von einer Grundbedeutung ausgehen (Birne: Obst oder Glühbirne, vgl. Form)
Lernschwierigkeiten • Komposita: bezeichnen Verschiedenes, gemeinsame Grundbedeutung Aufgabe 5, S. 10
Bedeutung Aufgabe 6, S. 10 • Denotative Bedeutung (Hauptbedetung): allgemein formuliert • Konnotative Bedeutung (Nebenbedeutung, assoziativ, emotional) • Intentionale Bedeutung (zweckbestimmte Bedeutung, subjektiv ) • Kulturspezifische BedeutungFolie (vgl. Prototypen)
Exkurs Gedächtnispsychologische Aspekte der Wortschatzarbeit
Lernen über verschiedene Kanäle Aus: Storch 1999: 56.
Gedächtnis und Sprache “Im Langzeitgedächtnis ist unser gesamtes Wissen gespeichert und kann von dort bei Bedarf in das Kurzzeitgedächtnis (KZG abgerufen werden. Derjenige Teil des LZG, in dem das sprachliche Wissen über Wörter repräsentiert ist, wird mentales Lexikon genannt.” Schwarz/Chur, 1996: 13.
Das mentale Lexikon • Wie sind Wörter im Gedächtnis gespeichert? • “Words are not just stacked higgledy-piggedy in our minds, like leaves on na autumn bonfire. Instead, they are organised into an intricate, interlocking system whose underlying principles can be discovered.” Aitchinson, Words in the Mind, S. 5.
Mentales Lexikon: • “Teil des LZG [Langzeitgedächtnisses], in dem alle Informationen über die Wörter einer Sprache gespeichert sind. Diese Informationen sind in Form von lexikoneinträgen repräsentiert.” Schwarz/Chur, 1996: 221.
Aber... • Es gibt wenig Ähnlichkeiten zwischen Wörtern im Gehirn und Wörtern im Wörterbuch: • Das mentale Lexikon ist nicht alphabetisch geordnet (siehe ‘slips of the tongue’, Flüchtigkeitsfehler: ) • Das mentale Lexikon ist äußerst flexibler als ein Wörterbuch: vgl. neue ‘eingedeutschte’ Wörter, die längst gebraucht und sprachlich angepasst werden, bevor sie im Lexikon erscheinen: (‘scannen, scannte, gescannt’) • Völlig neue Wörter und Bedeutungen können plötzlich geschafft und sofort verstanden werden
Aber... • Es gibt wenig Ähnlichkeiten zwischen Wörtern im Gehirn und Wörtern im Wörterbuch: • Völlig neue Wörter und Bedeutungen können plötzlich geschafft und sofort verstanden werden (“uma gestão à Ferreira Leite”) • Das mentale Lexikon enthält viel mehr Information zu jedem Wort als das Wörterbuch, das sich eher auf die prototypischen Eigenschaften des Wortes beschränkt.
Zusammenfassend: • “The relationship between a book dictionary and the human mental lexicon may be somewhat like the link between a tourist pamphlet advertising a seaside resort and the resort itself.” Aitchinson, 1987: 14.
Speicherkapazität im Gedächtnis Test: Rei Bamba • LZG: tendenziell grenzlos (siehe lebenslanges Lernen) • KZG: wird auch Arbbeitsgedächtnis genannt und ist im Durchschnitt auf 7 Informationseinheiten begrenzt (bedingt durch akustische Enkodierung und selektive Aufmerksamkeit)
Gedächtnis, mentales Lexikon und Wortschatz • Mentale Prozesse: • Wahrnehmung (perception) • Speicherung (storage) • Abruf (retrieval)
Worterkenntnis: Aktivierungen von 2 Informationssorten • Wahrnehmungsinformation: Muster, Linien, kurven, Gestalten erkennen Gmäeß eneir Sutide eneir elgnihcesn Uvinisterät, ist es nchit witihcg, in wlecehr Rneflogheie die Bstachuebn in eneim Wrot snid, das ezniige was wcthiig ist, ist daß der estre und der leztte Bstabchue na der ritihcegn Pstoiion snid. Der rset knan ein ttoaelr Bsinöldn sien, tedztrom knan man ihn ohne Pemoblre lseen. Das ist so, wiel wir nciht jeedn Bstachuenbn enzelin leesn, snderon das Wrot als gseatems. Ehct ksras! Das ghet wicklirh!
Worterkenntnis: Aktivierungen von 2 Informationssorten • Kontextabhängige Information: Der Ko-Text, begleitende Bilder (bei der Werbung, z.B.), kulturbedingtes, geteiltes Wissen... Beispiel: “scharf”
Worterkenntnis: Aktivierungen von 2 Informationssorten • Kontextabhängige Information: Der Ko-Text, begleitende Bilder (bei der Werbung, z.B.), kulturbedingtes, geteiltes Wissen... Beispiel: “scharf”
Wieviel Wortschatz? • Es soll unterschieden werden zwischen aktivem und passivem Wortschatz: welche Wörter sollen Schüler erschließen, welche tatsächlich anwenden können? • In jeder Stunde / Lektion sollten nicht mehr als 10 völlig neue Wörter eingeführt werden: das KZG behält nicht mehr als 7 Chunks während 20 Sekunden;
In der Präsentation ist zu beachten: • Neue Wörter sollen über verschiedene Kanäle dargeboten und aufgenommen werden: Sehen, hören, Schreiben, Handeln...( vieldimensionale und tiefere Verankerung) • Neues Wort soll in verschiedenen Formen präsentiert werden, nämlich als: • Laut- u. Schriftbild • Semantische Einheit (bildlich, textlich, referenziell) • Kontextuelle Einheit
Phasen der Wortschatzarbeit: • Einführungsphase: neue Wörter sollen in Situationen oder Kontexte eingebettet werden (siehe Organisation des mentalen Lexikons) • Übungsphase: feste Assoziation zwischen Wortform und Wortinhalt • Übung/Anwendungsphase: Wortschatz soll in paradigmatischen, syntagmatischen, referenziellen Vernetzungssystemen verankert werden
Literatur • Aitchinson, Jean (1993) Words in the Mind: An Introduction to the Mental Lexicon. Oxford UK & Cambridge USA: Blackwell. • Bohn, Rainer (1999): Probleme der Wortschatzarbeit. Berlin u.a: Langen-scheidt. Fernstudieneinheit 22. • Schwarz, Monika und Jeannette Chur (1996): Semantik. Ein Arbeitsbuch. Tübingen: narr studienbücher.
Weiteres • Wortgedächtnis und mentales Lexikon: http://wwwpsy.uni-muenster.de/inst2/sprache/woerter/wortgedaechtnis.html
Übung (Nachmittag) • Fachbegriffe zum Thema Wortschatz • Aufgabe 35, S. 36 (Bohn, 1999) (Partnerarbeit, anschließend Diskussion in der Gruppe)