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Das Syndrom der Gruppenbezogenen Menschenfeindlichkeit oder wie Vorurteile als legitimierende Mythen für den Erhalt de

Das Syndrom der Gruppenbezogenen Menschenfeindlichkeit oder wie Vorurteile als legitimierende Mythen für den Erhalt des eigenen Status sorgen. Beate Küpper & Andreas Zick Universität Bielefeld. Old tales die hard. Die Türken vor Wien. Mythen. Wahre Geschichten im Gegensatz zu Märchen,

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Presentation Transcript


  1. Das Syndrom der Gruppenbezogenen Menschenfeindlichkeit oder wie Vorurteile als legitimierende Mythen für den Erhalt des eigenen Status sorgen Beate Küpper & Andreas Zick Universität Bielefeld

  2. Old tales die hard Die Türken vor Wien

  3. Mythen Wahre Geschichten im Gegensatz zu Märchen, die miteinander verbunden sind und sodie Welt und Wahrheit verständlich machen, insbesondere dann, wenn die (Um-)Welt sich verändert und/oder Wahrheiten brüchig werdenFunktion:  Wissen für Eingeweihte Bande herstellen

  4. „Kennt man den Mythos, kennt man auch den ‚Ursprung‘ der Dinge und kann sie somit beliebig beherrschen und manipulieren.“ (Golowin, Eliade & Campbell, 2002, S. 14)

  5. Thesen: Mythen • schaffen und legitimieren Gemeinschaft und Ordnung • sind sozial geteilt • werden von der Mitte getragen • werden von Eliten benutzt • werden insbesondere dann aktiviert, wenn die Gesellschaft ins Wanken gerät (oder meint, ins Wanken zu geraten) • überdauern lange, ggf. in “modernisierter” Form • manifestieren sich in Einstellungen und Handlungen

  6. Bsp. Antijudaistischen Mythen • Religiös begründet (‚Christus- und Gottesmörder‘) • Weltlich begründet (‚Wucherjude‘) • Rassistisch (natürlich) begründet (Charakter, Aussehen) • Politisch begründet (‚jüdische Weltverschwörung‘) Die Judenfeindschaft besitzt »[...] mehrere historische Schichten, wobei die älteren Vorurteilsschichten in der nächsten Phase nicht ‚vergessen’, sondern nur von neuen überlagert wurden.« (Bergmann 2001, 38). Diese Mythen und Symbole dienen der Legitimierung antisemitischer Einstellungen und Handlungen. Sie beziehen sich nicht auf einzelne, sondern auf die Gesamtheit der Juden als Kategorie (Kollektiv).

  7. Old tales die hard

  8. Es leben zu viele Ausländer in Deutschland. Durch die vielen Muslime hier fühle ich mich manchmal wie ein Fremder im eigenen Land. Aussiedler sollten besser gestellt werden als Ausländer, da sie deutscher Abstammung sind. Juden haben in Deutschland zuviel Einfluss. Wer irgendwo neu ist, sollte sich erst mal mit weniger zufrieden geben. 59,1 % 31,0 % 22,2 % 23,4 % 55,9 %

  9. Warum ist die Verbreitung von negativen Einstellungen gegenüber einigen Gruppen in unserer Gesellschaft ein Problem? Verhaltens- intentionen/ Verhaltens- weisen Einstellungen/ Mentalitäten

  10. Fremdenfeindlich motivierte Straftaten Quelle: BMI

  11. Antisemitische Straftaten Quelle: Bundesamt für Verfassungsschutz

  12. Straftaten gegen schwache Gruppen … • werden nur von wenigen Personen und Gruppen begangen, aber … • sie beruhen auf feindseligen Mentalitäten und … • die Wenigen berufen sich auf diese

  13. Gruppenbezogene Menschenfeindlichkeit Wilhelm Heitmeyer (Leitung) Steffen Kühnel, Jürgen Mansel, Peter Schmidt, Ulrich Wagner NachwuchswissenschaftlerInnen

  14. Menschen werden aufgrund ihrer Gruppenmitgliedschaft als ungleich markiert und der Abwertung, Diskriminierung und dem Ausschluss ausgesetzt. Es geht um die Frage, wie Menschen unterschiedlicher sozialer, religiöser und ethnischer Herkunft sowie mit verschiedenen Lebensstilen in dieser Gesellschaft leben, Anerkennung erfahren oder aber mit feindseligen Mentalitäten konfrontiert sind.

  15. ZieleBeschreibung und LangzeitbeobachtungErklärungAufmerksam machen und Sensibilisieren

  16. Stiftungskonsortium: Volkswagen-Stiftung (Federführung) Möllegaard-Stiftung, Freudenberg-Stiftung Kooperationspartner: 3 Dezember 2004

  17. Das empirische Projekt • Querschnittsstudie (n = 3.000) 10 Jahre (2002 – 2011) • Längsschnittstudie (n = 1.300) 3 Jahre (2002, 2003, 2004) Telefoninterviews (CATI; tnsINFRATEST) + Strukturdaten aus Bevölkerungsstatistiken • Begleitstudien im Graduiertenkolleg „GMF“ • Group-Focused Enmity in Europe

  18. Erklärungsebenen Gesellschaft/Kultur (Makro) Ökonom. Lage Demokratie- verbundenheit WerteDesintegration … Gruppe (Meso) Identität Kontakte Threat Relative Deprivation Dominanz Politische Überzeugung Desintegration Soziales Kapital… Individuum (Mikro) Anomie Empathie Autorita- rismus Desintegra- tion … Abwertung und Ausgrenzung von Zuwanderern, Fremden Frauen, Obdachlosen, Behinderten, Homo- sexuellen, Juden, Moslems etc.,

  19. Das Syndrom Gruppenbezogener Menschenfeindlichkeit Fremden- feindlichkeit Rassismus Sexismus Anti- semitismus Etablierten- vorrechte Islamo- phobie Hetero- phobie

  20. Kurzskalen (Itembeispiele) Etabliertenvorrechte “Wer schon immer hier lebt, sollte mehr Rechte haben, als die, die später zugezogen sind.” Rassismus “Die Weißen sind zu Recht führend in der Welt.” Fremdenfeindlichkeit “Es leben zu viele Ausländer in Deutschland.” Klassischer Sexismus “Für eine Frau sollte es wichtiger sein, ihrem Mann bei seiner Karriere zu helfen, als selbst Karriere zu machen.” Antisemitismus “Juden haben in Deutschland zuviel Einfluss.” Islamphobie “Muslime sollte die Zuwanderung nach Deutschland untersagt werden.” Heterophobie “Es ist ekelhaft, wenn Homosexuelle sich in der Öffentlichkeit küssen.” “In der Gegenwart von Behinderten fühlt man sich manchmal unwohl.” “Die Obdachlosen in den Städten sind unangenehm.”

  21. Ein Syndrom? O S T W E S T

  22. Etablierten- vorrechte 2,5 Xenophobie 2,3 Islamphobie Means Heterophobie 2,1 Klassischer Sexismus Antisemitismus 1,9 Rassismus 1,7 2002 2003 Wie entwickelt es sich?

  23. Menschenfeindlichkeit nach Altersgruppen (<=>45) (Survey 2003) ** * ** ** **

  24. Menschenfeindlichkeit nach Bildungsgruppen (Survey 2003) ** ** ** ** ** ** **

  25. Menschenfeindlichkeit nach Ost-West-Unterschieden (Survey 2003) ** **

  26. Menschenfeindlichkeit bei Frauen und Männern (Survey 2003) ** ** * **

  27. Wozu gibt es Vorurteile?

  28. Social Dominance Theory (Sidanius & Pratto, 1999) Status Geschlecht Alter ‚Arbitrary Sets‘ (ethnisch, relig., Bildung etc.

  29. Social Dominance Theory (Sidanius & Pratto, 1999) Status SDO Geschlecht Alter ‚Arbitrary Sets‘ (ethnisch, relig., Bildung etc.

  30. Social Dominance Orientation … ist die generalisierte Einstellung gruppenbasierte Hierarchien zu bevorzugen oder zurückzuweisen.

  31. Erfassung der SDO im GMF-Projekt (4-stufige Skala) Gruppen, die unten sind, sollten auch unten bleiben. Es gibt Gruppen in der Bevölkerung, die weniger Wert sind als andere. Einige Bevölkerungsgruppen sind nützlicher als andere.

  32. Social Dominance Theory (Sidanius & Pratto, 1999) Hierarchy- Attenuating Hierarchy-Enhancing Status SDO Legitimie- rende Mythen Geschlecht Alter ‚Arbitrary Sets‘ (ethnisch, relig., Bildung etc.

  33. Legitimierende Mythen … sind solche Einstellungen, Ideologien, Glaubengrundsätze, Attributionen undStereotypien, die moralische wie intellektuelle Rechtfertigung für bestehende oder angestrebte soziale Systeme bieten. (Definition in Anlehnung an Sidanius & Pratto, 1999)

  34. Social Dominance Theory (Sidanius & Pratto, 1999) Sexismus Fremdenfeindlichkeit Rassismus Etabliertenvorrechte Heterophobie Antisemitismus Islamphobie Status SDO Legitimie- rende Mythen Geschlecht Alter ‚Arbitrary Sets‘ (ethnisch, relig., Bildung etc.

  35. Social Dominance Theory (Sidanius & Pratto, 1999) Sexismus Fremdenfeindlichkeit Rassismus Etabliertenvorrechte Heterophobie Antisemitismus Islamphobie Status SDO Individuell Institutionell Behavioral Legitimie- rende Mythen Diskrimi- nierung Geschlecht Alter ‚Arbitrary Sets‘ (ethnisch, relig., Bildung etc. SozialeHierar- chie

  36. Kritik • Soziale Dominanzorientierung (SDO) versus/und Autoritarismus • Die soziale Identität determiniert eine gruppenspezifische SDO und gruppenspezifische Abwertung • System-Rechtfertigung erklärt Vorurteile von Mitgliedern niedriger Statusgruppen

  37. Der Soziale Status

  38. Def.: Sozialer Status • Die Position, die eine Person (in Abhängigkeit ihrer Gruppenzugehörigkeit) relativ zu anderen hat. • Lokalisiert die Position einer Person (in Abhängigkeit ihrer Gruppenzugehörigkeit) in der gesellschaftlichen Hierarchie.

  39. Fundamentale Rolle der Gruppen Position für die Äußerung von Vorurteilen • “fundamentally racial feelings point to and depend on a positional arrangement of racial groups” (Blumer, 1958, p. 4)

  40. Empirische Hinweise: Status hohe Gruppen haben mehr Vorurteile. • Männer sind rassistischer und antisemitischer als Frauen. (e.g. Sidanius & Pratto, 1999) • Weiße sind rassistischer als Schwarze. (e.g. Sidanius & Pratto, 1999) • Studenten hierarchiefördernder Fächer haben mehr Vorurteile als Studenten hierarchieglättender Fächer (Van Laar, Sidanius, Rabinowitz & Sinclair, 1999).

  41. Aber…auch statusniedrige Gruppen zeigen Vorurteile gegenüber schwächeren Gruppen. • Z.B.: Poor white racism (e.g. Wagner & Zick, 1995) Niedriger oder hoher Status? arm und geringer gebildet Aber auch weiß und männlich

  42. Zwischenfazit 1. Individuen sind durch einen Mix (Muster) von Merkmalen charakterisiert, von denen einige auf die Mitgliedschaft zu einer statushohen, andere auf die zu einer statusniedrigen Gruppe verweisen. 2. Die Forschung zum Zusammenhang von Status und Vorurteilen betrachtet vor allem Rassismus und solche Gruppenpositionen, die durch die ethnische Zugehörigkeit definiert sind. 3. Verschiedene Zielgruppen von Vorurteilen könnten ebenfalls auf unterschiedlichen Statuspositionen ranken.

  43. Kritische Fragen? • Wer hat Vorurteile gegen wen? • Gibt es ein statusabhängiges Muster von Vorurteilen? • Spielt auch der Status der Zielgruppen von Vorurteilen eine Rolle?

  44. Neuer Fokus 1. Kombination von Statusmerkmalen 2.Untersuchung von Vorurteilen gegenüber einer Reihe unterschiedlicher Zielgruppen unter Berücksichtigung des sozialen Status der Befragten. 3. Prüfung einer Hierarchie von schwächeren Gruppen.

  45. Studie 1 zur „Status-Repräsentation“ Ost-West Deutschland Bildung Who is high? Who islow? Geschlecht Alter

  46. Combined Index of Social Status (CISS) Ost-West Deutschland Bildung Geschlecht Alter

  47. CSSI 0-4 Ost 0 West 1 geringe 0 höhere 1 Bildung weiblich 0 männlich 1 jung 0 alt 1

  48. Status-Index für Mitglieder unterschiedlicher Gruppen (targets) Mann 50 Jahre Abitur Deutsch aus West-D. Frau 30 Jahre Hauptschule Ausländerin aus Ost-D.

  49. Status-Index für Mitglieder unterschiedlicher Gruppen (targets) Mann 1 50 Jahre 1 Abitur 1 Deutsch 1 aus West-D. 1 Punkte 5 Frau 0 30 Jahre 0 Hauptschule 0 Ausländerin 0 aus Ost-D. 0 Punkte 0

  50. Mann 50 Jahre Abitur Deutsch aus West-D. Sozial Treppe „Wo stehen diese 10 Personen vermutlich nach Meinung der Mehrheit Unserer Gesellschaft?“ Frau 30 Jahre Hauptschule Ausländerin aus Ost-D.

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