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Faust I. Johann Wolfgang Goethe . Unterschrift des Schriftstellers. Inhaltsverzeichnis. Inhaltsverzeichnis. 1. Fotos 2. Quellengeschichte des „Faust“ 3. Das „Faust“-Rätsel 4. Rollenbiographien 5. Der Kindsmord. Inhaltsverzeichnis. 6. Tagebucheintrag Gretchens
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Faust I Johann Wolfgang Goethe
Inhaltsverzeichnis 1. Fotos 2. Quellengeschichte des „Faust“ 3. Das „Faust“-Rätsel 4. Rollenbiographien 5. Der Kindsmord
Inhaltsverzeichnis 6. Tagebucheintrag Gretchens 7. Plakate zu Faust, Mephisto und Gretchen 8. „Faust“-Zeitung 9. Werbeplakat für eine Aufführung 10. Fotos der Kursteilnehmer 11. Leserbrief zum „FAUST“
Historischer Faust • Johann oder Georg Friedrich Faust • 1480 in Knittlingen geboren • Fausts Jugend und Ausbildung liegen völlig im Dunkeln • Ab 1506 tritt er zuerst mit magischen Kunststücken und als Horoskopsteller auf • stirbt 1540 bei Freiburg im Breisgau (Explosion beim Experimentieren)
Faust als literarischer Mythos • 1575: unbekannter Verfasser versucht, Fausts Leben in größerem Umfang darzustellen • 1587: “Historia von D. J. Fausten” gedruckt im Frankfurter Verlag Johann Spiess • um 1600: "The Tragical History of D. Faustus“ von Christopher Marlowe in England
Marlowes Stoff kommt nach Deutschland Wandertruppen und Puppenspieler • ab 1750: mehrere 100 literarische und auch musikalische Werke - G.E.Lessing - H.Heine - F. Liszt
1834: illustrierte Ausgabe der Volksbuchversion von Nikolaus Pfitzer (wichtigste Stationen im Leben von Faust) • 1947: berühmtester Roman "Doktor Faustus" (Faustus = lat.: Glücksbringer) von Thomas Mann
Entstehung des ‘Faust’ von Goethe • Über 60 Jahre arbeitet Goethe mehr oder weniger intensiv an seinem ‘Faust’ • Zwischen 1773 und 1775 entsteht der ‘Urfaust’ • 1808: erscheint der erste Teil der Tragödie • 1832: zweiter Teil veröffentlicht
Faust Rätsel Stellen wir uns vor, ein älterer Herr lernt ein junges, sehr junges Mädchen kennen, indem er sie auf der Straße ziemlich direkt anspricht. Das Mädchen, eine bisher sehr häusliche und wohlbehütete Jugendliche, dazu noch Halbwaise und stark in die Hauswirtschaft eingebunden, wird nun mit Schmuck überhäuft, hinter dem jener Herr von der Straße steckt. Dieser stellt ihr nun mit Geschmeide und Komplimenten hartnäckig nach, führt mit einer Überdosis Schlafpulver den Tod der Mutter herbei und ersticht ihren Bruder, der ihr letzter Beschützer hätte sein können.
Faust Rätsel • Was sollen wir davon halten? Es geht aber weiter: • Der ältere Herr verzieht sich jetzt sehr rasch und bleibt über ein Jahr weg, währenddessen er sich auf zwielichtigen Partys herumtreibt. Als er sich dann doch noch seiner im Stich gelassenen Geliebten erinnert, hat diese schon aus Verzweiflung und Angst vor gesellschaftlicher Ächtung ihren Säugling umgebracht, sitzt jetzt im Gefängnis und wartet auf die Hinrichtung, damals wurde so etwas streng geahndet. Da kommt der ehemalige Liebhaber zu ihr in die Zelle, könnte sie mitnehmen, doch als sie nichts mehr von ihm wissen will, verlässt er sie noch einmal.
Faust Rätsel • Was ist nun davon zu halten? Doch es kommt noch schlimmer: • Dieser Herr hatte sich mit dem Teufel verbündet; er ist nämlich ein alter, vom Leben frustrierter, immer unzufriedener Geisterbeschwörer und Alchemist, der sich von dem Bund mit dem Teufel mehr Lebensgenuss und Lebensintensität verspricht. Dafür ist er bereit, alles aufzugeben. Deshalb auch hat ihn dieser dienstbare Geist wieder jung und vor allem auf junge Mädchen scharf gemacht. Der alte Herr weiß das ganz genau, denn er ist überdurchschnittlich intelligent, also im Vollbesitz seiner geistigen Kräfte, als er die Affäre mit dem Mädchen durchzieht.
Faust Rätsel • Was soll man davon halten? • Das ist jedoch immer noch nicht alles, denn der vornehme und gebildete Herr vergisst diese Affäre erstaunlich schnell und reist dann mit seinem dienstbaren Gefährten von Party zu Party, wo er mit faulem Zauber hochgestellte Persönlichkeiten hereinlegt, an der Produktion von Falschgeld beteiligt ist, zum Ruin von bisher funktionierenden Volkswirtschaften beiträgt, sich aus rein egoistischen Motiven in Kriegshandlungen einschaltet, sich seine Beteiligung in Form von Küstenland auszahlen lässt, die dortige Urbevölkerung ausrotten lässt und schließlich ein auf Handel und Piraterie basierendes Imperium gründet.
Faust Rätsel • Was sollen wir davon halten? Und jetzt passen Sie auf: • Er stirbt und kommt in den Himmel!Warum? Weil er sich immer angestrengt hat! Im Originalton klingt das so:"Wer immer strebend sich bemüht, den können wir erlösen."
Faust Rätsel • Dieser Mensch gilt in der deutschen Literaturgeschichte als der Prototyp des modernen Helden; und das Werk, das diese Geschichte erzählt, wird als größtes literarisches Kunstwerk im deutschsprachigen Raum bezeichnet: Der Gipfel 'klassischen' Geistesschaffens. • Frage: Wie sollen wir uns das erklären ?
Rollenbiographien • Faust • Mephisto
Ich heiße Heinrich Faust und bin 50 Jahre alt. Hobbies habe ich nicht, da ich in meinem ganzen Leben alles Mögliche studiert habe. Ich bin ein Universalwissenschaftler und habe mich schon auch mit Medizin, Philosophie, Juristerei und Theologie beschäftigt. Ich will meine Erkenntnisse noch mehr erweitern, aber am Ende meines Studiums habe ich erkannt, dass wir nichts wissen können. Die normalen Mittel bringen mir nichts. Deswegen habe ich es auch mit anderen Mitteln versucht, so wie der Magie, aber das hat mir auch nichts genützt. Da ich mein ganzes Leben immer studiert habe, habe ich keine Zeit gehabt, um eine Frau kennenzulernen. Nie habe ich eine Beziehung gehabt, Freunde oder Familie habe ich auch nicht. Ich fühle mich sehr alleine und als wäre ich in einem Loch gefangen. Ich bin verzweifelt, eigentlich weiß ich nicht, wie es weiter gehen soll. Ich bin bereit alles Mögliche zu machen, um aus diesem Loch heraus zu kommen. Ivania
Ich heiße Heinrich Faust und bin 50 Jahre alt. Ich wohne alleine, ich bin nicht verheiratet und habe auch keine Freundin. In meiner Freizeit denke ich immer nach über die Geschehnisse in der Welt. Ich genieße das Alleinsein und die Ruhe. Ich bin ein universaler Wissenschaftler, also habe ich in der Vergangenheit Philosophie, Juristerei, Medizin und auch Theologie studiert. Trotz allem, was ich weiß, fühle ich, dass mir etwas fehlt. Ich fühle, dass ich nicht genug weiß und dass es irgendwo etwas Größeres und Tieferes zu erreichen gibt, aber wie komme ich dahin? Ich habe schon mal versucht mit den normalen Mitteln diese Erkenntnisse zu erreichen, aber es geht einfach nicht und deswegen denke ich, dass mein Leben nicht erfüllt ist, ich bin frustriert und deprimiert. Ich habe auch schon mal Magie probiert, es ging nicht, denn es waren alles nur Bilder. Die Erfahrung mit dem Erdgeist ist auch nicht gelungen, er war zu stark, er war zu heftig für mich. Was könnte mir helfen? Welche Möglichkeiten habe ich noch? Ich denke, keine mehr. Mein Ende ist gekommen. Vielleicht sollte ich mich umbringen? Celina
Meinen Namen kann ich euch nicht genau sagen…warum? Weil die ganze Welt mich ganz anders nennt: Teufel, Satan, Beelzebub, Luzifer. Alle haben Angst vor mir, das gefällt mir sehr, da ich nicht nur eine alte Geschichte oder ein Name bin. Ich bin Teil der Welt von Anfang an. Der Himmel war mein Haus, die Engel waren meine Freunde. Zufrieden mit meinem Leben war ich nicht. Ich wollte immer mehr und mehr haben. Deswegen wurde ich aus dem Himmel rausgeschmissen. Jetzt habe ich ein anderes Hobby: Zerstören!!!. Zerstörung ist mein Element. Manchmal spreche ich noch mit Gott. Unsere Meinungen sind ganz unterschiedlich. Ich weiß nicht, wie er denken kann, dass ihr, die Menschen, nett seid. Ich kenne euch gut. Ich habe euch ganz oft beobachtet. Ich sehe, wie ihr euch immer plagt. Und obwohl Gott euch Vernunft gegeben hat, verhaltet ihr euch immer wie Tiere. Menschen tun mir leid. Leider habe ich noch nichts gegen die Welt machen können. Gott hat mir diese Gelegenheit noch nicht gegeben, aber ich bin ganz sicher, dass ich jemanden vom rechten Weg ganz einfach abbringen kann. Aber Gott vertraut den Menschen sehr. Im Moment haben wir eine Wette gemacht. Wer gewinnt, bekommt Fausts Seele für sich. Ist doch ganz einfach… Menschen sind nie zufrieden, sie wissen nicht genau, was sie wollen und obwohl sie so viel lernen, bleiben sie am Ende genauso wie am Anfang.. Die Wette werde ich gewinnen… Ivania
Wie ich heiße, weiß niemand genau. Ich habe so viele Namen, dass ich nicht mehr weiß, welcher richtig ist. Teufel, Satan, Beelzebub, Luzifer sind einige von vielen. Aber Mephisto gefällt mir am besten. Weil ich meinen richtigen Namen nicht nennen kann, ist es besser mich selbst zu beschreiben. Ich bin uralt, denn ich existiere seit dem Ursprung der Welt. Alle wollen von mir alles wissen und viele haben über mich Bücher geschrieben, wie Dante und Goethe, aber niemand hat mich richtig dargestellt. Ich bin alles, was du, er und jeder Mensch auf dieser Welt befürchten. Jedoch ist ein Teil von mir in jedem Menschen drin. Ich bin ein Teil jener Kraft, das Böse, die Sünde, die Zerstörung. Jedes Mal wenn jemand irgend jemand oder irgend etwas verdammt, bin ich dabei. Der Mensch ist schwach gegenüber der Versuchung und für mich ist es einfach, jemand vom richtigen Weg abzubringen, Seelen von Gott zu klauen. Die Leute sind komisch. Obwohl sie alles Mögliche haben, wollen sie immer mehr und mehr. Das gefällt mir sehr, denn dadurch ist es leichter meinen „Beruf“ auszuüben. Gott ist zu kindlich und vertraut den Menschen zu viel. Aber ich bin stärker als er und je mehr die Zeit vergeht, desto ehrgeizer und blöder werden die Menschen. Gott und ich haben eine Wette gemacht. Der Gewinner bekommt Fausts Seele...ganz einfach, noch ein kleines Schaf aus Gottes Schafherde... Gabriela
Die "Gretchentragödie" Das Kindsmord-Motiv in der Dichtung zur Zeit Goethes
Als Goethes Faust zwischen 1788 und 1797 verfasst wurde, galt der Kindsmord als vorsätzliche Tötung eines, in der Regel unehelichen, nicht getauften Neugeborenen durch die eigene Mutter. Dies war ein großes, bewegendes Thema der Zeit. Grundsätzlich stand auf dieses Verbrechen die Todesstrafe. Erst im 16.Jhd wurde er als eigenständiger Staftatbestand erfasst und seit dem 17.Jhd immer häufiger registriert. So wurde dieses als besonders ruchlos und widernatürlich geltende Verbrechen mit dem Tode bestraft. Gemäß der Carolina ( der Peinlichen Gerichtsordnung Karls V. von 1532, noch im 18.Jhd Grundlage der Rechtsprechung im Deutschen Reich ) wurde sie durch Lebendigbegraben oder Pfählen vollstreckt.
Als ein milderer Vollzug wurde das Ertränken vollzogen, als anderer Gnadenakt die zunehmend übliche Enthauptung durch das Schwert. 1771 lautete eine der Thesen, mit denen Goethe in Straßburg zum Lizentiaten der Rechtswissenschaft promoviert wurde. "An foemina partum recenter editum trucidans capite plactenda sit ? quaestio est inter Doctores controversa" "Ob eine Frau, die ein Neugeborenes grausam umbringt, mit dem Tode zu bestrafen sei, ist eine Streitfrage unter den Gelehrten„. Seit der Mitte des Aufklärungsjahrhunderts hatte sich eine breite öffentliche Auseinandersetzung auf die sozia-len Ursachen und die psychologischen Bedingungen dieser Verbrechen gerichtet.
Man sah im Kindsmord nicht mehr schlechthin die todeswürdige Untat eines moralisch haltlosen Wesens, sondern vielfach doch eine Verzweiflungstat aus Angst vor den Unzuchtstrafen und Kirchenbußen, welche den außerehelichen Geschlechtsverkehr mit öffentlicher Entehrung und materieller Verelendung bedrohten. So setzten Strafmilderungen und Begnadigungen ein. Der Kindsmord rückte in das Zentrum der strafrechts-reformerischen, liberalisierenden Bestrebungen des ausgehenden 18. Jhdts. Mephisto, der Helfershelfer, kommentiert mit eisigem Lakonismus: "Sie ist die erste nicht."
Faust repliziert in einem tobendem Wortschwall (kaum einer seiner Sätze in dieser Szene Trüber Tag Feld ist ohne Ausrufungszeichen, jedoch richtet sich keines gegen sich selbst): Die erste nicht! - Jammer! Jammer! Von keiner Menschenseele zu fassen, daß mehr als ein Geschöpf in die Tiefe dieses Elendes versank, daß nicht das erste genug tat für die Schuld aller übrigen in seiner windenden Todesnot vor den Augen des ewig Verzeihenden! (Reclam Faust 1. Teil S. 188, 21 ff)
Einer richtenden gefühllosen Menschheit lässt Goethe seinen Protagonisten hier entgegentreten. Und wenige Jahre später hat er selber doch in Weimar die Todesstrafe für eine Kindsmörderin gutgeheißen. 1783 war vom Schöffenstuhl in Jena Johanna Höhn, die ihr Kind umgebracht hatte, zum Tode durch das Schwert verurteilt worden.
Goethes Herzog musste diesen Spruch bestätigen oder ihn, kraft landesherrlichen Begnadigungsrechtes abmildern und legte den Fall seinem dreiköpfigen Consilium vor. Der Geheime Rat v. Fritsch beschloss seine allgemein gehaltenen Darlegungen mit dem Vorschlag, überhaupt keine bestimmte Strafe festzulegen, "sondern in einem jeden Fall nach sorgfältiger Untersuchung und Erforschung aller Umstände" zu entscheiden.
Dann wurden eben die Ursachen für den Kindsmord erörtert, die, aus dem Weg geräumt" werden müssten - darunter eben die, welche in der Faust-Szene „Am Brunnen“ zur Sprache kommen: "Verlust der Ehre und der Verheyratung" und Übernahme der öffentlichen Schande und Strafe". Im Fall der Johanna Höhn, bei der man, nicht die geringste Entschuldigung ihrer „mit rechtem Bedacht verübten Grausamkeit" geltend machen könne, hielt er es aus Abschreckungsgründen nicht für ratsam, das Todesurteil aufzuheben.
Wohl aber empfahl er, in, ähnlichen Fällen wenn zumalen der Verbrecherin ein erheblicher mildernder Umstand zustatten kommen sollte, eine Begnadigung (...) ausgedeyhen zu laßen". So kam die Sache an Goethe. Er nahm sich 10 Tage Zeit für das Akten- und Literaturstudium. Auf Grund eines dazu vorgelegten, nicht erhaltenen eigenen Aufsatzes lautete schließlich sein Votum: Er könne nicht zweifeln, dass es richtig sei, den beiden vorausgegan-genen Empfehlungen, in allen Stücken beyzutreten, und zu erklären, daß auch nach meiner Meinung räthlicher seyn möge die Todesstrafe beyzubehalten." (Amtliche Schriften 1.1, 246 ff - andere Kindsmörderinnen sind auf Vorschlag des Consiliums, also auch Goethes, in Weimar begnadigt worden; dazu Frede 1966, 423 ff )
Der Doppelrolle entsprechend, in der Goethe selber hier als Autor des Faust und als juristisch vorbildlicher Politiker erscheint, haben sich am Kindsmord - Diskurs im Zeitalter der Aufklärung nicht nur Rechtsgelehrte, Philosophen, Pädagogen, Ärzte und Thoelogen beteiligt, sondern auch Dichter. Die "Gretchentragödie" ist insofern kein isolierter Fall; vielmehr hat die Generation der Stürmer und Dränger dieses Motiv mehrfach behandelt.
Heinrich Leopold Wagner ist ein Freund Goethes während der Frankfurter und Straßburger Zeit. Von ihm berichtet Goethe in seinem Werk "Dichtung und Wahrheit":er habe ihm seine "Absicht mit Faust, besonders die Katastrophe von Gretchen erzählt, und er behauptet, Wagner faßte das Sujet auf, und benutzte es für ein Trauerspiel, die Kindesmörderin. Es war das erste Mal, daß mir Jemand etwas von meinen Vorsätzen wegschnappte.
Das Thema reizte die jungen Autoren, insbesondere sein gesellschaftskritischer Aspekt, den sie dann auch in der Regel noch deutlich verschärften. In der Praxis war der Kindsmord vorwiegend ein Delikt heiratswilliger Dienst- und Bauernmägde. Die das Weite suchenden Kindsväter gehörten der gleichen sozialen Schicht an, so spielte die "Verführung" offenbar kaum noch eine Rolle.
Liebes Tagebuch: Wo bin ich? Ich bin so alleine und ich fühle mich so traurig. Ich will mit meiner Mutter zu Hause sein. Ich vermisse sie sehr. Wohin ist sie gegangen? Wo ist Heinrich? Wer hat mein kleines armes Kind weggenommen? Alle sind weg. Alle haben mich vergessen, sind weggegangen und haben mich alleine gelassen. Die Leute sagen, dass ich meine Mutter umgebracht und mein eigenes Kind ertränkt habe. Aber das kann doch nicht wahr sein. Ich liebe beide so sehr. Mehr als mein eigenes Leben. Ich bin ein braves Mädchen, denn ich gehe jeden Tag zur Messe und ich begehe keine Sünde. Sie lügen! Die Menschen lügen, weil der Geist des Bösen in ihnen lebt. Sie haben mir mein Kind weggenommen und meine Mutter ermordet. Und jetzt wollen sie die Schuld mir zuschieben. Heinrich, muss das Kind vor den Händen des Teufels retten. Diese Menschen sind keine Wesen, sondern sind die Personifikation des Teufels. Sie wollen mich durcheinander bringen. Aber warum sind alle weg? Ich bin nicht schuldig. Warum sind Mutter und Heinrich weg? Lieben sie mich nicht mehr?
Liebes Tagebuch, Ich bin sehr traurig. Ich wurde von Faust schwanger. Als er das erfuhr verließ er mich. Ich wollte mein Kind nicht haben, weil es der größte Fehler meines Lebens war. Darum habe ich es ertränkt. Wegen meiner Tat bekam ich die Todestrafe. Ich soll sterben, weil ich schuldig an allem bin. Meine Mutter starb, damit ich mit Faust zusammen sein konnte. Mein Bruder starb auch wegen mir. Jetzt kann ich sehen, dass alles, was ich getan habe, um mit Faust zu sein, sich nicht gelohnt hat. Der Henker wird gleich kommen. Ich habe große Angst, weil ich nicht in die Hölle gehen will. Ich hoffe, dass Gott mich so liebt, um mich zu retten. Faust ist weggegangen. Ich konnte nicht mit ihm weggehen, weil ich meine Strafe auf mich nehmen will. Jetzt kommt der Henker. Ich kann nicht weiter schreiben.
Liebes Tagebuch, Ich schreibe jetzt zum letzten Mal, denn mein Ende wird bald kommen. Ich weiß es,ich bin mir ganz sicher, dass ich in dieser Welt nicht mehr leben werde, aber die Frage ist, wohin gehe ich? Das macht mir Sorgen und ich bin hier hoffnungslos und verzweifelt, weil ich nicht weiß, was mit mir passieren wird. Habe ich mich so schlecht verhalten? Nein, ich denke nicht, ich bin sicher, dass alle gelogen haben. Sie haben mein Kind weggenommen, es ist ihre Schuld, dass ich jetzt hier bin, weil si gesagt haben, dass ich mein eigenes Kind getötet habe; das ist gar nicht wahr! Das hätte ich nie tun können. Ich bin noch zu jung, um zu sterben, aber trotzdem würde ich mich für den Tod entscheiden, anstatt hier zu bleiben. Der Henker wird gleich kommen, ich kann es spüren. Vielleicht nicht, vielleicht kommt jemand, der mich retten will, könnte das sein? Warum sollte das passieren? Jetzt erinnere ich mich; ich bin hier, weil ich das verdiene, nachdem, was ich getan habe. Meine Mutter ist tot wegen mir, und ich habe mein Kind umgebracht. Ich kann nicht glauben, dass ich die Fähigkeit hatte, das zu tun. Ich entschuldige mich, ich war nicht bei Sinnen, als ich meine beiden geliebten Menschen getötet habe. Das ist aber keine gute Ausrede.
Was kann ich jetzt dagegen? Nichts! Es ist alles vorbei und ich kann mein Schicksal nicht ändern. Soll ich mit der ersten Person, die rein kommt, abhauen? Nein, das geht einfach nicht! Ich muss hier bleiben und meine Strafe bekommen, ich bin Schuld, oder vielleicht haben die Leute mich schuldig gemacht! Ich habe Kopfschmerzen, ich kann nicht mehr daran denken, ich bin müde! Ich erwarte nichts mehr. Jetzt soll passieren, was sowieso passieren wird.
Faust und seine Schuldgefühle Sonia Valdés, unserer Reporterin, ist es gelungen Herrn Heinrich Faust zu interviewen. Er befand sich auf einem Feld und redete mit Mephisto. Dieser verschwand aber, als sie ankam.
I: Hallo Herr Heinrich! Ich habe mir vorgestellt, dass Sie hier sein würden. Wie geht es Ihnen? • F: Ich fühle mich nicht so gut... Ich will wissen, wie es Gretchen geht. Wissen Sie das? Haben Sie mit ihr schon gesprochen? • I: Eigentlich noch nicht, aber ich werde sie bald im Gefängnis besuchen. Warum fühlen Sie sich traurig? • F: Ich habe gerade gemerkt, dass ich auch Schuld daran bin. Es war auch mein Kind, ich müsste die Verantwortung auf mich nehmen. • I: Also geben Sie doch zu, dass Sie sich nicht richtig benommen haben? • F: Ja, natürlich! Ich weiß nicht, was mit mir los war.