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praxis der krisenintervention

praxis der krisenintervention. 21. Mai 2012 Universität Zürich und ETH Zürich Psychologische Beratungsstelle. Dr. Hermann Blöchlinger . KRISEN. Definition. schwierige, bedrohliche Entwicklung oder Verschärfung in einer Entscheidungs- oder Ausnahmesituation

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  1. praxis der krisenintervention 21. Mai 2012 Universität Zürich und ETH Zürich Psychologische Beratungsstelle Dr. Hermann Blöchlinger

  2. KRISEN

  3. Definition • schwierige, bedrohliche Entwicklung oder Verschärfung in einer Entscheidungs- oder Ausnahmesituation • Verlust des seelischen Gleichgewichtes • das Erreichen wichtiger Lebensziele ist gefährdet • Akute Überforderung des gewohnten Verhaltens- und Bewältigungssystems durch belastende äussere oder innere Erlebnisse.

  4. Merkmale einer Krise • sind zeitlich begrenzt (ca. 4 - 6 Wochen) • haben einen Anfang und einen offenen Ausgang • zeigen Symptome, die meist mit „Verlust“ zu tun haben • überraschend, bedrohlich • ein Prozess und nicht ein Zustand • kleine Ursache grosse Wirkung(langfristige Weichenstellung)

  5. Krisenverlauf • Normale Bewältigungsstrategien reichen nicht aus! Akute Überforderung!

  6. krisenmanagement • handlungsfähig bleiben • Verschlimmerung verhindern • Sicherheit wiederherstellen • Hilfe leisten • Übergang zur Normalität einleiten

  7. krisenintervention • Krisenanlass verstehen und einordnen • Krisendefinition als Arbeitsbasis • Gefühle benennen und ausdrücken • gewohnte Bewältigungsstrategien reaktivieren • neue Lösungen suchen • Abschluss – Rückblick – Bilanz Oje! Krise!?

  8. krisenarbeit Krisen sind unberechenbar • zu Beginn kann oft nur „Schlimmeres“ verhindert werden • teilweise kommt es zu einer „Erstverschlimmerung“ • „Nebenschauplätze“ treten auf  Hinweis auf weitere Krisenherde • es besteht immer Zeitdruck • überhöhte Erwartungen an die Helfer • es gibt keine Patentrezepte • eine Krisenbewältigung ist NIE fehlerfrei

  9. KrisenhierarchiE

  10. Grundsätze • Sensibilität für Auffälligkeit ist von allen gefordert • von Fall zu Fall entscheiden, wer zuständig ist • die nächsthöhere Stufe mindestens informieren • Krisen sind dynamisch, können sich schnell auswachsen oder abschwächen • Krisen sind „Chefsache“

  11. Früherkennung & Frühintervention KRISENGESCHÜTTELT ODER GUT AUFGESTELLT Sichere Schulen zeichnen sich aus durch • Risikobewusstsein • Verantwortungsbereitschaft • Handlungsstärke • etablierte Konzepte

  12. Definitionen FRÜHERKENNUNG Früherkennung ist das frühzeitige Wahrnehmen von Auffälligkeiten, von problematischen Verhaltensweisen oder kritischen Ereignissen sowie die daraus resultierende Einschätzung. • Früherkennung orientiert sich an Risiken

  13. Definitionen FRÜHINTERVENTION Frühintervention ist das rechtzeitige Anbieten einer konkreten Unterstützung oder das Einleiten zielführender Massnahmen. • Ziel: Risiken minimieren, Ressourcen ausschöpfen und gegebenenfalls externe Unterstützung aktivieren

  14. Früherkennung Warnsignale • Verbale Auffälligkeiten • Auffälligkeiten im Verhalten • Körperliche Symptome • Auffälligkeiten in der Wahrnehmung / den Interessen • Hinweise aus dem sozialen Kontext

  15. Früherkennung Schulinterne Risiken • Klassen • Lehrpersonen • Team • Schulführung Ressourcen & Stärken

  16. Raster zur situationseinschätzung Schadensbegrenzung 10 akute Krise 9 Krisenarbeit 8 krisenhafte Situation 7 6 akute Problemlösung schwierige Situation 5 4 3 erste Auffälligkeiten Früherkennung & Frühintervention 2 1 5 6 7 8 1 2 3 4 9 10

  17. Grundsätzliches • auf ungünstige Entwicklungen bei den Jugendlichen achten, sie darauf ansprechen und allenfalls die Eltern beiziehen • Hilfestellungen suchen und veranlassen • Probleme in Klassenstunden erörtern, evtl. Probleme auch „öffentlich“ machen • Klassenlehrerfunktion ist wichtig (wesentlicher Teil einer guten Prävention und Früherkennung!) • Schulleitung, interne Fachpersonen frühzeitig informieren und beiziehen - Lehrperson muss nicht alles selbst bewältigen • hartnäckig bleiben und bei bestimmten Verfahren auf die Verschriftlichung achten

  18. Grundsätzliches ZUM VORGEhEN • mit Hypothesen arbeiten; entsprechend nachfragen (und all-fällige Missverständnisse umgehend klären) • Personen auf Auffälligkeiten ansprechen ("ich erlebe Sie sonst ganz anders …") • "Leute reagieren in solchen Situationen höchst unterschiedlich …; deshalb kann ich Sie so nicht gehen lassen …" • "Struktur" schaffen (Sicherheit vemitteln) • wer kann in welcher Situation welche Unterstützung anbieten? wer kann Verantwortung übernehmen?Verantwortung von evt. Krisen auslösenden Personen?evt. Begleitperson organisieren • wenn jemand wirklich in einer Krise ist, ist er wenig entschei-dungsfähig (muss beim Vorgehen berücksichtigt werden; eher nur "passives Einverständnis"; evt. Vorgehen "aushandeln") • Und: klären – klären – klären … und einordnen!

  19. BEDROHUNGEN

  20. Bedrohungen durch Jugendliche • Wenn Jugendliche Drohungen gegen Leib und Leben anderer aussprechen, muss dies immer ernst genommen werden. • Zwar mag es zutreffen, dass der Spruch „Ich bringe Dich um“ einmal allzu leicht über die Lippen rutscht. Aber auch in diesem Fall ist es richtig beim Jugendlichen nachzufragen: „Was hast Du gerade gesagt?“. • Wichtig ist, nach der Qualität der Drohung zu fragenund diese dann einzuordnen.

  21. "der weg zur gewalt" (in der Regel keine Amokläufe) • Missstand • Beschäftigung • Planung • Vorbereitung • Vorstoss • Es ist fast immer ein Hilferuf!Warnzeichen erkennen – Jugendliche hören und ernst nehmen (Sicherheit geben).

  22. Erfahrungen • Aggressionen gegen sich selbst (Suizidalität) und gegen aussen (Fremdgefährdung) liegen oft nahe beieinander. • in der Regel benötigen Bedroher und Bedrohte Unterstützung • wichtig ist die Gesamteinschätzung der Situation • „Code of silence“ generell aufbrechen (gerade auch im Zusammenhang von Suizidalität)

  23. Jugendsuizid

  24. Warnsignale • (weitere Warnsignale siehe separates Paper) • schulischer/beruflicher Leistungsabfall • Gefühle von Einsamkeit, Hilflosigkeit, Traurigkeit, Ausweglosigkeit etc. • auffällig veränderte Ess- und Schlafgewohnheiten • Ängste, Lustlosigkeit, Teilnahmslosigkeit • Aufgabe beliebter (Freizeit-)Aktivitäten • Drogen- und/oder Alkoholkonsum • Rückzug, Isolation von Freunden, abrupter Abbruch von Freundschaften • Sich-gehen-lassen, Vernachlässigung, gehäufte Absenzen (Schule/Beruf) • Intensive Beschäftigung mit Tod, Sterben, Suizid • Phantasien / Sehnsucht um das «Danach» • Bei vorgängigen Verlusterlebnissen besonders aufmerksam sein!

  25. Risikobeurteilung Stellen Sie Fragen, die sich auf die Gefühle der Person zum Leben und Sterben beziehen. Zum Beispiel: • Hattest du jemals das Gefühl, dass das Leben nicht lebenswert ist? • Hast du dir jemals gewünscht, abends einzuschlafen und einfach nicht mehr aufzuwachen? • Wie siehst du die Zukunft? • Was könnte dazu führen, dass du der Zukunft hoffnungsvoller (oder weniger hoffnungsvoll) entgegen blicken würdest? • Was könnte dazu führen, dass du deinem bisherigen Leben entfliehen wolltest oder wünschtest tot zu sein? • Welche Dinge in deinem Leben tragen dazu bei, dass du weiterhin leben möchtest?

  26. Risikobeurteilung • Wenn dir Gedanken in den Sinn kämen, dich selbst zu verletzen oder dich zu töten, was würdest du tun? • Hast du einen konkreten Plan, dich zu verletzen oder dich zu töten? Wenn ja, wie sieht der Plan aus? • Hast du Zugang zu Pistolen oder anderen tödlichen Waffen (Messer, Tabletten, etc.)? • Hast du irgendwelche besondere Vorbereitungen getroffen? (z.B. spezielle Dinge gekauft, etwas notiert oder einen letzten Willen aufgeschrieben, finanzielle Angelegenheiten geregelt, Vorkehrungen getroffen, um Entdeckung zu vermeiden, die Durchführung des Plans geprobt)?

  27. Skalierte Fragen • “Könntest du deine Absicht, dich jetzt zu töten auf einer Skala von 1 bis 10 einordnen?” • “Heute ordnest du deine Absicht dich zu töten bei 5 ein. Als wir uns das letzte Mal sahen, hattest du deine Absicht bei 7 eingeordnet. Was glaubst du, hat sich geändert?” • Symptomverstärkung • “An den Tagen, an denen deine Suizidabsicht am stärksten war, wie häufig hast du an Selbsttötung gedacht - 50%, 80%, 90% des Tages?”

  28. Ein Vertag für die Sicherheit? • Verträge, „sich nicht zu verletzen“ oder „sich nicht zu töten“ reduzieren suizidale Handlungen nicht • Sie dienen eher dem Therapeuten • Sollte nicht an Stelle der Behandlung verwendet werden • Wenn verwendet, dann nur als ein Punkt der Beurteilung und Intervention

  29. Kurzeinschätzung • Frage 1 • Haben Sie je an Suizid gedacht? (sich selbst zu schädigen /nicht mehr leben zu wollen) • Frage 2 • Haben Sie jemals versucht sich umzubringen? • Frage 2 • Haben Sie einen aktuellen Plan sich das Lebenzu nehmen? LOW RISK MODERAT RISK HIGH RISK

  30. Kurzeinschätzung LOW RISK • (Suizidgedanken) • Beobachtetes Verhalten • gegenwärtige oder gelegentliche Gedanken / Depression • direkte oder indirekte Drohungen • plötzliche Änderungen in der Persönlichkeit, Freunden, Verhalten • Äusserungen in Form von Geschriebenem oder Bildern • Vorgehen • Jugendliche direkt ansprechen und Hilfe anbieten • Angehörige informieren / Kontakt zu Fachstellen aufnehmen • risikoarmes Umfeld sichern und Unterstützersystem mobilisieren • Bei vorgängigen Verlusterlebnissen besonders aufmerksam sein!

  31. Kurzeinschätzung MODERAT RISK • Bisheriges Verhalten deutet auf intensive Suizidgedanken oderauf bereits versuchten Suizid hin! • Beobachtetes Verhalten • bisherige Versuche • Hospitalisation, Trauma (Verluste, Schuldzuschreibungen) • neue Medikamentation für Stimmungsschwankungen • bewusstes, gesteigertes Risikoverhalten • Ideen, wie sich vor ein Fahrzeug zu stürzen, irgendwo runter zu springen etc. • wiederholtes selbstverletzendes Verhalten

  32. Kurzeinschätzung HIGH RISK • Hinweise auf frühere Suizidversuche und einen aktuellen Plan sowie konkrete Ideen! • Beobachtetes Verhalten • Gegenwärtiger Plan • Vorbereitungshandlungen durch Weggeben von persönlichen Gegenständen • verbale, geschriebene oder gemailte Verabschiedungen

  33. Kurzeinschätzung MODERAT RISK HIGH RISK • Vorgehen • Überwachung der Jugendlichen (auch in WC’s) • nur Information der Eltern / Behörde / Psychiatrische Fachstelle • Reintegrationsplan nach der Hospitalisation erstellen • Es ist wichtig, dass die Klasse informiert (in Absprache mit den Betroffenen), das Thema aufgegriffen und Fragen geklärt werden. • Die Rückkehr in die Klasse soll mit der betroffenen Person gut vorbereitet werden.

  34. Faustregeln • Alle Suiziddrohungen ernst nehmen • Bei Zweifeln immer jemanden hinzuziehen • Mit Verfahren und Richtlinien vertraut sein und sich an diese halten : • Was muss ich wissen, bevor ich mich mit meinem "Supervisor" berate? • Kann ich den Jugendlichen in dem Raum gerade alleine lassen, um mich mit meinem "Supervisor" zu beraten ? Oder telefoniere ich von diesem Zimmer aus? • Was mache ich, wenn ich einen Anruf eines gefährdeten Jugendlichen erhalte? • Keine Angst, Fragen zu stellen • Über Suizid zu sprechen, ermutigt nicht dazu, diesen zu begehen!

  35. Risikofaktoren für Nachahmung Suizid wird gefördert durch: Beteiligung an einem Pakt, Bereitstellen von Waffen, Ermunterung zum Suizid Glaube, eigenes Fehlverhalten gegenüber dem Opfer war mit Ursache War nicht in der Lage die Absicht zu erkennen, nahm Drohung nicht ernst oder übersah offensichtliche Warnsignale

  36. Risikofaktoren für Nachahmung Hatte eine enge Beziehung zum Opfer Identifiziert sich mit dem Suizidopfer beziehungsweise betrachtet es als Vorbild oder sieht parallele Lebensumstände In der Vorgeschichte treten suizidale Verhaltensweisen oder psychische Probleme auf

  37. Risiko für Nachahmungsverhalten • Unterstützung für den Suizid • Suizidabsichten nicht frühzeitig erkannt • Schuldgefühle, den Suizid (mit-)verursacht zu haben • starke Beziehung zum Opfer oder Identifikation mit dem Opfer • vertraut mit früheren Suizidversuchen oder Krankheitsgeschichte • eigene frühere Suizidversuche • Symptome von Hilflosigkeit und/oder Hoffnungslosigkeit • bedeutende Stressfaktoren im eigenen Leben / Verlusterfahrungen • geringe interne und externe Ressourcen • Jugendliche identifizieren und Unterstützungsmassnahmen einleiten!

  38. Suizid-Anhäufungen Definition: Wenn mehr Suizide oder Suizidversuche als zu erwarten wären, in engem Zeitabstand oder auf engem Raum auftreten. Zurückliegende Suizide haben einen Einfluss auf spätere Suizide und Jugendliche müssen das Suizidopfer nicht gekannt haben, sondern lediglich vom dessen Tod gehört haben. Medienberichte, die den Suizid dramatisieren, haben einen starken Einfluss auf Anhäufungen (deshalb sind Medien im allgemeinen zurückhaltend in der Berichterstattung). Jugendliche sind am anfälligsten für Ansteckung (aber auch in Familien gibt es "Anhäufungen") 1 bis 5% aller Suizide

  39. Der Mobbing-Prozess Übergriffe Abwehr Verunsicherung Feindseligkeit Konflikt Ausgrenzung Krankheit Fehldiagnosen Ausschluss Misstrauen

  40. Mobbing und Suizid • Der neuste Begriff ist „Bullicide” (Bulling + Suicide), der von einigen Eltern verwendet wurde, die Schulen verklagten, da sie den Suizid ihrer Kinder als ein Ergebnis des Versagens der Schule sahen, Mobbing zu stoppen.

  41. Zentral: • "Extremtaten" sind fast immer der Endpunkt einer Entwicklung, einer Dynamik. Es gilt solche Entwicklungen, Dynamiken (möglichst frühzeitig) zu erkennen, angemessen einzuschätzen und dann: zu reagieren! - Warnsignale sind als Hilferufe innerhalb einer Entwicklung zu verstehen; aber ein einzelnes Warnsignal sagt meist noch nicht viel (das Gesamtbild ist entscheidend)!

  42. Viel Erfolg bei der Bewältigung solcher Situationen und herzlichen Dank für die Aufmerksamkeit

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