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VO Geschlecht und Politik Sitzung 3 Intersektionalität , queer und postcolonial studies

VO Geschlecht und Politik Sitzung 3 Intersektionalität , queer und postcolonial studies. Birgit Sauer. Gliederung. „Gender trouble “ queer studies Begriff und Geschichte des Konzepts Intersektionalität Neues oder altes Konzept – What‘s new ? Konzeptualisierung der „Intersektion“

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VO Geschlecht und Politik Sitzung 3 Intersektionalität , queer und postcolonial studies

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Presentation Transcript


  1. VO Geschlecht und PolitikSitzung 3Intersektionalität, queer und postcolonial studies Birgit Sauer

  2. Gliederung • „Gender trouble“ • queerstudies • Begriff und Geschichte des Konzepts Intersektionalität • Neues oder altes Konzept – What‘snew? • Konzeptualisierung der „Intersektion“ 5.1 Zentrale Fragen und Konflikte 5.2 Intersektionalität denken 6. Diversität, Diversitätspolitik, Diversity Management 7. Postkoloniale Perspektiven auf Intersektionalität

  3. 1. „Gender trouble“ „Gender trouble“ von Judith Butler 1989: • „Dekonstruktion“ und Verkomplizierung von Geschlecht, d.h. • Infragestellung der Polarisierung von Geschlecht, also der Zweigeschlechtlichkeit • => Re-Dimensionierung von Geschlecht in den 1990er Jahren

  4. 1. „Gender trouble“ • Dimensionen von Geschlecht: • *Geschlechtsidentität/Identifikation und Geschlechterstruktur • Unterscheidung von: • *biologischem Geschlecht (sex) • *sozialem Geschlecht (gender) • keine „natürliche“ Verbindung von sex und gender • Einsatz Judith Butlers: • Auflösung der als natürlich gedachten Materialität vonsex =>

  5. 1. „Gender trouble“ • Auch der Körper, die Biologie, das was als „natürlich“ angesehen wird und „intelligibel“ gemacht wird, ist ein kulturelles Konstrukt

  6. 2. Queer studies • Konzeptualisierung der „sexuellen Orientierung“ als wissenschaftliche, historische Kategorie • Kritik der „natürlichen“ Verbindung von Geschlecht und sexueller Orientierung => Kritik der Heteronormativität • Kritik der „Verwerfung“ des sexuell Anderen in der Moderne (Butler)

  7. 3. Begriff und Geschichte des Konzepts Intersektionalität • Kimberé Crenshaw (1989) (US-amerikanische Juristin): • Metapher der Kreuzung/„Überkreuzung“ (intersection) von verschiedenen Diskriminierungs- und Ungleichheitsachsen: • Race, class, gender als klassische „Trilogie“ von UngleichheitsachsenReisen des Konzepts in die Welt/deutschsprachigen Raum: Problematik des Begriffs „race“ • Multidimensionale Positionierungen der Menschen geraten in den Blick (Religion, Alter, Mutter-/Vaterschaft, Ehestand, sexuelle Orientierung, körperliche/geistige Fähigkeiten – etc.)

  8. 4. Altes oder neues Konzept – What‘snew? • Lange Diskussion um die Intersektion von Geschlecht und Klasse in der deutschsprachigen Diskussion seit dem 19. Jahrhundert • Kritik der „dual-system-Theorie“ des marxistischen Feminismus (Heidi Hartmann): • Kapitalismus und Patriarchat sind zwei getrennte Unterdrückungssysteme, die sich „irgendwie“ gegenseitig verstärken • Folge des „irgendwie“: Geschlecht als Nebenwiderspruch

  9. 4. Altes oder neues Konzept – What‘snew? • Erkenntnisgewinn der derzeitigen Debatte? => Nicht nur die Existenz unterschiedlicher Diskriminierungslinien anerkennen, sondern systematische Frage nach dem Zusammenhang der Unterschiede

  10. 4. Altes oder neues Konzept – What‘snew? • Was ist das Neue an „Intersektionalität“? • Wissenschaft: • Keine isolierte Geschlechteranalyse (ebenso wenig wie Klassenanalyse) • Politik: • Differenzen zwischen Frauen wahrnehmen um für alle Frauen emanzipative Strategien entwickeln zu können • => Frage nach politischen Bündnissen

  11. 5. Konzeptualisierung der „Intersektion“ 5.1 Zentrale Fragen und Konflikte: Wie „arbeitet“/funktioniert Intersektionalität? • Verstärkung von Diskriminierung und Ungleichheit („double/triplejeopardy“), Einfach- oder Mehrfachdiskriminierung • Privilegierung spezifischer (Frauen-)Gruppen (weiße Frauen) • Addition oder Multiplizierung von Diskriminierungsstrukturen (Klasse + Geschlecht + Ethnizität)? • => Kritik: Unzulänglichkeit „arithmetischer Ansätze“ (BraukjePrins)

  12. 5. Konzeptualisierung der „Intersektion“ 5.1 Zentrale Fragen und Konflikte • Schwerpunkt auf Identitätsbildung oder Schwerpunkt auf Strukturen der Ungleichheit? • Kritik am Intersektionalitätsansatz (Axeli Knapp/Cornelia Klinger): *nur an Identitätsbildung/individuellem Handeln orientiert *Vernachlässigung der Strukturen von Diskriminierung • Gibt es wichtige und weniger wichtige Differenzen? => *Ist Geschlecht wichtiger als Nationalität oder sexuelle Orientierung? *Oder ist Klasse wichtige als Geschlecht (alte Frontlinie in der deutschsprachigen Debatte)?

  13. 5. Konzeptualisierung der „Intersektion“ 5.1 Zentrale Fragen und Konflikte • Gibt es ein Raster „strukturierter Ungleichheit“/eine Ursache von Diskriminierung (Knapp/Klinger), die alle Ungleichheiten strukturiert (z.B. Arbeit/Arbeitsteilung zwischen den Geschlechtern/Patriarchat, internationale Arbeitsteilung? Biologie/Körper? Geld/Kapitalismus?) => Konsens in der Forschung: • Es existiert kein universeller Mechanismus der Unterdrückung, der alle Ungleichheitsachsen bewegt/antreibt. • Die Ungleichheitsdimensionen haben je eigene Ursachen und je eigene Begründungsmuster (Yuval-Davis)

  14. 5. Konzeptualisierung der „Intersektion“ • Die Ungleichheitsdimensionen/-achsen sind nicht je aufeinander reduzierbar, also auch nicht hierarchisierbar => • Schnittstelle/Intersektion ist komplex und diskursiv konstruiert, zeit- und raumabhängig

  15. 5. Konzeptualisierung der „Intersektion“ 5.2 Intersektionalität denken a. Differenzierung von Leslie McCall: • Interkategorial: „Überschneidung“ von verschiedenen Ungleichheitsachsen wird nur für eine Kategorie untersucht, z.B. weiße Frau an der Schnittstelle zu Religion, Sexualität, Alter, Klasse

  16. 5.2 Intersektionalität denken • intrakategorial: Komplexität aller Überschneidungen in den Blick nehmen: Intersektion zwischen Kategorien und innerhalb von Kategorien • Antikategorial: = dekonstruktivistischerIntersektionalitätsansatz = „radikale Kategorienkritik/Kritik – Dekonstruktion von Kategorien wie „Geschlecht“, „Ethnizität“

  17. 5.2 Intersektionalität denken b. Konzept der „Interdependenz“ (Katharina Walgenbach et al.): • Struktur wird nicht als Achse, die sich an einem Punkt kreuzen gedacht, sondern Struktur wird als Prozess, Praxis, Diskurs gedacht • Geschlecht, Ethnizität, Klasse etc. sind keine feststehenden Strukturen, sondern „unfixierte Machtformen“, die diskursiv und performativ hergestellt werden; Überkreuzung geschieht in dieser „Herstellung“ (Walgenbach)

  18. 5.2 Intersektionalität denken c. „gleichursprüngliche“ Entstehung von Geschlecht und Ethnizität => Kategorien können nicht mehr „bipolar“ gedacht werden, z.B. nicht mehr Man/Frau, Weiß/schwarz Beispiele: • Die Entstehung von Zweigeschlechtlichkeit kann historisch nicht ohne die Herausbildung von Heteronormativität gedacht werden • Die Entstehung von Klassen kann im 19. Jahrhundert nicht ohne die Herausbildung von Ethnizität/Nationalität verstanden werden

  19. 5.2 Intersektionalität denken d. Diskursorientiertes, materialistisches Konzept von Intersektionalität • Konstitution und Interdependenz von Differenz und Ungleichheit sind Ergebnisse von sozialen und politischen Prozessen und Auseinandersetzungen (B. Sauer/S. Wöhl) => • Interdependente Ungleichheitsstrukturen und Kräfteverhältnisse, die sich im Staat „verdichten“, also „verknüpft“ und wahrnehmbar (= wichtig) werden => • Konzept der „Subjektivierungsweisen“ (Foucault, Butler): • (Ungleichheits-)Strukturen sind soziale Positionen und Effekte von Verhaltensweisen/Praxen

  20. 5.2 Intersektionalität denken • Analyse von Intersektionalität erfordert Strukturanalyse, um Macht- und Herrschaftsaspekte in den Blick zu bekommen (keine Auflösung in Performativität), z.B. Laurel Weldon; Patricia Hill Collins („matrixofdomination“) e. Intersektionalität ist ein konstitutiver Prozess, an dem Individuen beteiligt sind und an dem Subjektivität hergestellt wird => „doingintersectionality“ (Staunaes) • Strukturen werden flexibel verkoppelt => • Überdeterminierung der Verkoppelungen • => Freiheitsgewinne möglich

  21. 6. Diversität, Diversitätspolitik, Diversity Management Das semantische Begriffsfeld: • Differenz, Unterschiedlichkeit, Heterogenität (Tatsachenbeschreibung/Tatsachenfeststellung), • Ungleichheit, Hierarchie (negative Konnotation, etwas, das beseitigt werden soll) • Diversität (positive Konnotation => Potenzial), Diversity ist die systematische Auseinandersetzung mit Heterogenität.

  22. 6. Diversität, Diversitätspolitik, Diversity Management Zwei Entstehungszusammenhänge des Konzepts: • Management: Begriff Diversity und Diversity Management entstanden Ende der 1990er Jahre in den USA als Konzept der Unternehmensführung • Anti-Diskriminierungs-Richtlinien der EU seit 2000: „bigsix“ => Ziel: Diskriminierungsschutz am Arbeitsmarkt und beim Zugang zu Gütern und Dienstleistungen

  23. 6. Diversität, Diversitätspolitik, Diversity Management Kriterien zur Einordnung von Diversitätspolitik a. „regulierend“ (z.B. Maßnahmen zur Förderung bestimmter gesellschaftlicher Gruppen, aber auch Diskriminierungs- und Privilegierungsverbote) oder b. „(re)distributiv“ (umverteilend), z.B. Sozialpolitik. c. „hierarchisch“, das heißt etwas per Gesetzvon oben regeln (Verbote-Gebote) („hardlaw“), oder d. „selbst-steuernd“; „Governance“, also Selbstverpflichtung von betroffenen/beteiligten Organisationen („soft-law“, also ohne staatliche Sanktionen) 

  24. 6. Diversität, Diversitätspolitik, Diversity Management Kritik eine Politik der Differenz/Diversity-Politics: • Fokus auf multiple Diskriminierungsstrukturen „entsorgt“ Geschlecht als ein alle Gesellschaften strukturierendes Dominanzverhältnis, sidelining von Geschlecht (Ohms/Schenk) • Diversität als neue „Regierungsrationalität“ des Managements von Ungleichheit bei gleichzeitiger Reproduktion von (sozialer) Ungleichheit, neoliberale Pluralisierung • Marketing-Strategie, lediglich rhetorische Modernisierung ohne nachhaltige Effekte der Gleichstellung und Anti-Diskriminierung, „Legitimationsfassade“ • Problem der Stigmatiserung durch Diversity-Management: Frauen, Alte als „Problem“, aber auch: von Frauen werden bestimmte Fähigkeiten erwartet, die den wirtschaftlichen Erfolg von Diversity Management ausmachen, z.B. Emotionalität

  25. 7. Postkoloniale Perspektiven der Intersektionalität • Kritische Weißseinsforschung/criticalwhitenessstudies • Kritik „Black feminism“ an der „weißen“ Frauenbewegung • gegen Hegemonie des weißen Feminismus • Kritik an den Begriffen des „weißen Feminismus“ (Hazel Carby 1982), z.B. Familie • Perspektivenwechsel weg von den „armen“ schwarzen Frauen • weiße Privilegien vergegenwärtigen (Ann Russo 1991, Ruth Frankenberg 1997)

  26. 7. Postkoloniale Perspektiven auf Intersektionalität 2. Postkoloniale Kritik • Kritik des Euro-/Ethnozentrismus des US-amerikanischen und europäischen Feminismus Chandra TalpadeMohanty(„Under western eyes“, 1984) • reduktionistische, viktimisierende Sicht der „Dritte-Welt-Frauen“ • Satt dessen: Beachtung lokaler Spezifika und Differenzen von Frauen • Beachtung verwobener Machtverhältnisse („antikapitalistische, transnationale, feministische Sicht“) • epistemisches Privileg für marginalisierte Frauen (Frauen des Südens als Avantgarde des Feminismus)

  27. 7. Postkoloniale Perspektiven auf Intersektionalität GayatriChakravortySpivak („Can the subaltern speak?“, 1996) • kritisiert romantisierenden Blick auf „Dritte-Welt-Frauen“ • Subalterne sind keine homogene Gruppe (können nicht – für sich/alle – sprechen und sie werden nicht gehört) • => Kritik von Repräsentationspolitik • Aber: „Strategischer Essentialismus“

  28. 7. Postkoloniale Perspektiven auf Intersektionalität 3. Kritik des Okzidentalismus • Perspektivenwechsel weg vom Orientalismus (Edward Said) • Kritik der Konstruktion eines „Wir“ • Kritik einer „okzidentalistischen Dividende“ (Gabriele Dietze) • Kritik eines „okzidentalistischen Geschlechterpakts“ (Gabriele Dietze)

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