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Kompetenzbasierte Berufsbildung im kulturellen Kontext

Kompetenzbasierte Berufsbildung im kulturellen Kontext. Prof. Dr. Carmen Baumeler Internationale Berufsbildungszusammenarbeit: Die „Swiss Vocational Education and Training Initiative India “ Eidgenössisches Hochschulinstitut für Berufsbildung EHB IFFP IUFFP.

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Kompetenzbasierte Berufsbildung im kulturellen Kontext

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Presentation Transcript


  1. Kompetenzbasierte Berufsbildung im kulturellen Kontext Prof. Dr. Carmen Baumeler Internationale Berufsbildungszusammenarbeit: Die „Swiss Vocational Education and Training Initiative India“ Eidgenössisches Hochschulinstitut für Berufsbildung EHB IFFP IUFFP

  2. Kontext: steigendes internationales Interesse an der Schweizer Berufsbildung Prof. Dr. Carmen Baumeler

  3. Hintergrund (I) • “Junge Menschen kompetent für die Arbeitswelt auszubilden, ist dringend notwendig geworden. Weltweit sind Regierungen mit den langfristigen Folgen der Finanzkrise und den Herausforderungen immer stärker wissensbasierter Ökonomien konfrontiert. Wenn Länder in einer sich immer rascher verändernden Welt prosperieren sollen, müssen sie der Ausbildung kompetenter Arbeitskräfte noch grössere Aufmerksamkeit schenken.” • (UNESCO-Bericht “Youth andskills. Putting • educationtowork” 2012: 13) Prof. Dr. Carmen Baumeler

  4. Hintergrund / Kontext (II) • Wachsendes internationales Interesse an der Berufsbildung • Internationale Politik lässt sich im Bildungsbereich von Ländern mit tiefer Jugendarbeitslosigkeit inspirieren, wie beispielsweise der Schweiz • Diese Länder haben hochentwickelte duale Berufsbildungssysteme (d.h. kombinieren schulischen Unterricht und Lernen am Arbeitsplatz) und verfolgen die Idee einer kompetenzbasierten Ausbildung Prof. Dr. Carmen Baumeler

  5. Jugendarbeitslosigkeit 2008-2012 Quelle: ILO 2013: 11 Prof. Dr. Carmen Baumeler

  6. Internationaler Vergleich des Anteils Lernender in der schulischen und dualen beruflichen Grundbildung, 2006. Quelle: Kuczera, Kis, and Wurzburg 2009: 24 Prof. Dr. Carmen Baumeler

  7. Ausgangspunkt und Fragestellung Prof. Dr. Carmen Baumeler

  8. Zitat • “Indische Lehrer unterrichten traditionell frontal, was die Lernenden in eine passive, rezeptive Rolle versetzt. Es war sehr wichtig für mich, den kulturellen und historischen Hintergrund zu verstehen. Wir haben dann unsere Ausbildung angepasst, so dass ein stärkerer kompetenzbasierter Ansatz eingeführt werden konnte, ohne dabei den gesamten Kontext zu ignorieren.” • (JahresberichtEHB IFFP IUFFP, H.P. Tanner) Prof. Dr. Carmen Baumeler

  9. Fragen • 1) Kann kompetenzbasierte Berufsbildung, wie sie in einer westeuropäischen Perspektive definiert wird, von einem kulturellen Kontext auf einen anderen übertragen werden? • 2) Welche Schwierigkeiten traten auf und welche Übersetzungen (“Translations”) wurden gefunden, um das pädagogische Konzept der kompetenzbasierten Bildung von der Schweiz auf Indien zu übertragen? Prof. Dr. Carmen Baumeler

  10. Theoretischer hintergrund Prof. Dr. Carmen Baumeler

  11. Theoretischer Hintergrund I • Das Konzept der “idealen Person“: • Das Konzept der idealen Person steht immer im Zentrum eines Bildungssystems. Es ist historisch abhängig von sich verändernden sozialen und ökonomischen Bedürfnissen und Werten. Vorstellungen darüber, wer zu bilden ist, den geeigneten Inhalt der Bildung, wie Menschen lernen und wie Bildung organisiert sein sollte, sind eng mit diesem Idealtypus der Person verknüpft. • (Cummings 1999) Prof. Dr. Carmen Baumeler

  12. Theoretischer Hintergrund II • Institutioneller Wandel: • Der Übersetzungsprozess (“Translation“) bedeutet die Kombination neuer, von aussen durch Diffusion empfangener Elemente und alter, vor Ort gegebener Elemente aus der Vergangenheit. (Campbell 2004: 80) • Oft müssen neue Elemente modifiziert werden, um sich mit den bereits bestehenden Institutionen (auch Wertvorstellungen/Überzeugungen) und dem lokalen Kontext zu verbinden. Prof. Dr. Carmen Baumeler

  13. Kompetenzbasierte Ausbildung als neues Bildungsparadigma (I) • Inhalt des Lehrplans (Mitwirkung wirtschaftlicher Stakeholder an der Erarbeitung der Lerninhalte): • 1) Die Kompetenzen, die die Grundlage der Lehrpläne bilden, werden definiert. • 2) Berufsbezogene Kernprobleme sind Ausgangspunkt für die (Neu-) Gestaltung des Curriculums (Lernen und Prüfen). • Unterricht: • 3) Die Kompetenzentwicklung der Schüler wird vor, während und nach dem Lernprozess bewertet. • 4) Lernaktivitäten erfolgen in verschiedenen authentischen Situationen. • 5) Wissen, Fähigkeiten und Verhalten sind in Lern- und Bewertungsprozessen berücksichtigt. Prof. Dr. Carmen Baumeler

  14. Kompetenzbasierte Ausbildung als neues Bildungsparadigma (II) • Definition von Verhalten und Verhältnis zwischen Schülern und Lehrperson: • 6) Selbstverantwortung und (Selbst-)Reflexion der Schüler werden gefördert. • 7) Die Lehrkräfte / Berufsbildner erfüllen ihre Rolle als Coach und Experte gleichermassen in der Schule und in der Praxis. • Die Schüler auf zukünftige Herausforderungen vorbereiten: • 8) Die Schüler werden auf das lebenslange Lernen vorbereitet. • (Biemans et al. 2009) Prof. Dr. Carmen Baumeler

  15. Studie Indonesien (Hochschulbildung I) (Nederstigt & Mulder 2012) • =>Gesamtgesellschaftlich: In der paternalistischen und kollektivistischen indonesischen Kultur soll das Bildungssystem die bestehenden kulturellen und sozialen Strukturen, wie die Kultur des Gehorsams und der nationalen Identität, bewahren (Vergleich: Suharto-Regime). • =>Arbeitsmarkt: Verlangt werden Mitarbeiter, die Aufträge von ihren Vorgesetzten mit einem gehorsamen Haltung ausführen, im Gegensatz zum westlichen Ideal eines proaktiven und kritischen Mitarbeiters. • => Es gilt als unhöflich, ältere Personen (wie Lehrer) zu kritisieren, Studierende dürfen am Arbeitsplatz nur zuschauen und nichts selbst machen. Prof. Dr. Carmen Baumeler

  16. Studie Indonesien (Hochschulbildung II) (Nederstigt & Mulder 2012) • Zusammenfassung: • “Ohne Zweifel ist der Bedarf an fähigen Absolventen von grosserBedeutung für jedes Bildungsinstitut. Die Notwendigkeit einer “kritischen“ und “individuellen“ Perspektive der kompetenzorientierten Ausbildung kann jedoch insbesondere im indonesischen Kontext angefochten werden.Historische kulturell eingebettete paternalistische und kollektivistische Praktiken dominieren die indonesische Gesellschaft und den Arbeitsmarkt. Wenn kompetenzorientierte Bildung die gesellschaftlichen und arbeitsmarktlichen Bedürfnisse befriedigen soll, scheint die Vermittlung individueller und kritischer Werte als ungeeignet für die aktuelle indonesische Gesellschaft.“ (Nederstigt & Mulder 2012: 12) Prof. Dr. Carmen Baumeler

  17. Swiss vocationaleducationand Training initiative india Prof. Dr. Carmen Baumeler

  18. Vergleich: Berufsbildungssysteme in der Schweiz und in Indien (I) Prof. Dr. Carmen Baumeler

  19. Vergleich: Berufsbildungssysteme in der Schweiz und in Indien (II) “Ironischerweise geht das Problem der Arbeitslosigkeit von Hochschulabsolventen in Indien einher mit einem Mangel an qualifizierten Arbeitskräften im Technik-, Wissens- und Dienstleistungsbereich.” (Grigorenko 2007: 176) Prof. Dr. Carmen Baumeler

  20. Evaluation • Die Absolventen weisen verbesserte Fachkompetenzen und eine erhöhte Produktivität auf, einschliesslich verbesserter Soft Skills wie Selbstvertrauen und Selbstverantwortung. • (Econcept 2013) Prof. Dr. Carmen Baumeler

  21. Erfahrungen: Ausbildung Berufsbildner in den Betrieben(Experteninterview) • Prinzip: Die Lehrkräfte / Berufsbildner erfüllen ihre Rolle als Coach und Experte gleichermassen in der Schule und in der Praxis. Zitat 1: “Die Instruktoren sind sehr wichtig, weil sie im täglichen Umgang mit den Lernenden sind. Sie müssten eigentlich vorleben, was wir unter einem eigenverantwortlich arbeitenden Lernenden verstehen. Das ist natürlich ein Problem, weil sie ja selbst das nicht erlebt haben, weil sie ja damit neu anfangen. Es braucht vielleicht schon zwei bis drei Arbeitsgenerationen, bis das ein Bisschen Fuss fasst.“ Zitat 2: “Der Instruktor selbst ist nicht der Fachmann, den es eigentlich bräuchte, wo sich der Lernende daran orientieren könnte. Sie haben weder die fachlichen Kompetenzen, die unsere Berufsbildner haben, sie können das zum Teil einfach nicht, noch haben sie wirklich die sozialen Kompetenzen, um das zu machen. Sie sind in diesem Sinn kein Vorbild.“ • Keine Kultur “Unternehmen als Ausbildungsbetriebe“ • Berufsbildner haben mangelnde Vorbildfunktion Prof. Dr. Carmen Baumeler

  22. Erfahrungen: Ausbildung Berufsfachschullehrpersonen (II)(Experteninterview) • Prinzip: Die Lehrkräfte / Berufsbildner erfüllen ihre Rolle als Coach und Experte gleichermassen in der Schule und in der Praxis. • Anderes kulturelles Verständnis der Lehrperson bzgl. Selbständigkeit, Auftreten/ Kommunikation, Methodenvielfalt (kein Coaching) • Zitat 1: “Wenn man die Lehrer fragt, was ist guter Unterricht, was beachtest Du, dann sie sagen sie immer: vom einfachen zum schwierigen, from simple tocomplex. Das ist eine solche Regel. Und etwas anderes, das für sie interaktiv ist, ist queryandanswer. Also fragen und hören, was sie sagen. Dann ist es dann ziemlich erschöpft. Und dann referieren sie, das ist für sie Schule. Der Lehrer steht vorne, das sind alles gute Lehrerauftritte, das können sie. So haben sie das gelernt und so geben sie das weiter. Der Lehrer als Begleiter oder als Coach, der ist nicht so.“ Prof. Dr. Carmen Baumeler

  23. Erfahrungen: Ausbildung Berufsfachschullehrpersonen (II)(Experteninterview) • Zitat 2: “Ich sehe natürlich viel, in den Lehrer- und Instruktorenkursenhaben wir viele Leute gehabt, nach einer Woche müssen wir sagen, nein, die haben es jetzt eigentlich nicht begriffen. Wenn ich sage, Du musst mir jetzt eine Modelllektion aufschreiben, mit einer Art eine Präposition, wo man die Zeit sieht, wo man sieht, was er macht, die Hilfsmittel und auch die Ziele, und auch warum er das macht, und die Methodik, da kommt ein Elektrofachlehrer und erklärt uns das Ohm’sche Gesetz. Dann sage ich: Du, ich kenne das Ohm’sche Gesetz. Ich will nicht wissen, was Du machst, sondern was die Schüler machen. Was machen jetzt in dieser Phase die Schüler. Oh, aha. Ah, ich habe auch noch Schüler. Sie sind wahnsinnig auf sich fokussiert als Lehrpersonen. Die Frage, was macht der Schüler, was geht im Kopf des Schülers vor, ist für sie nicht so im Vordergrund.“ Prof. Dr. Carmen Baumeler

  24. Machtdistanz (Power Distance)Vergleich Schweiz – Indien Quelle: The Hofstede Center 2013 Prof. Dr. Carmen Baumeler

  25. Idealtypische kulturelle Unterschiede zwischen der Schweiz und Indien: Machtdistanz (Ausbildung / Arbeitsplatz) Quelle: Hofstede, Hofstede & Minkov 2010: 72 / 76 Prof. Dr. Carmen Baumeler

  26. Diskussion Prof. Dr. Carmen Baumeler

  27. Diskussion: Kontextsensibilitäten • Zwei verschiedene Kontextsensibilitäten: • Bezüglich Inhalte der Ausbildung: Kontextsensibel in Bezug auf den Arbeitsmarkt sein, da eines der Haupterfordernisse darin besteht, am Arbeitsplatz nötige Kompetenzen zu identifizieren und zu beschreiben - Welche Art Kompetenzen benötigen indische Unternehmen tatsächlich? • Bezüglich Unterricht: Kontextsensibel in Bezug auf das philosophische Verständnis der idealen Person in einem anderen kulturellen Kontext sein - Führen Vorstellungen des idealen proaktiven, unternehmerischen, innovativen und kritischen Individuums, die auf sozialkonstruktivistische Konzepte zum Lehren und Lernen und Verhalten von Lehrpersonen und Schülern zurückgreifen, zu einem falschen Universalismus? Prof. Dr. Carmen Baumeler

  28. Diskussion: Übersetzungen (Translations) Das soll nicht heissen, dass wir nicht von den Erfahrungen der anderen lernen können, aber es ist wichtig, Feinheiten zu berücksichtigen, und der kontextuellen Sensibilität des Lernprozesses grosse Bedeutung beizumessen. (Crossley 2000: 324) Welche Elemente in waren leichter übertragbar als andere? • Prestige für den in Indien sehr prestigearmen Bereich der Berufsbildung mit der Vergabe des Labels Swiss Skilled • Verstärkte Sensibilisierung für die pädagogische Aufgabe der Unternehmen bzgl. Ausbildung ihrer Mitarbeiter • Stärkere Anlehnung der Lehrpläne an die Ansprüche der Unternehmen • Besseres Lehrmaterial Prof. Dr. Carmen Baumeler

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