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Vorlesung Rehabilitation. Folgen der prolongierten Immobilisation und Maßnahmen der Prophylaxe. . Die prolongierte Immobilisation kann den Erfolg einer Rehabilitation gefährden und somit das Outcome der Patienten negativ beeinflussen. .
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Vorlesung Rehabilitation Folgen der prolongierten Immobilisation und Maßnahmen der Prophylaxe.
Die prolongierte Immobilisation kann den Erfolg einer Rehabilitation gefährden und somit das Outcome der Patienten negativ beeinflussen.
Deswegen gehört die Wiedererlangung der Mobilität zu den wichtigsten Therapiezielen bereits in der frühesten Rehabilitationsphase, die begleitend während der akuten Krankheitsphase beginnen sollte.
Die therapeutischen Maßnahmen dieser frühen Behandlungsphase reichen von passiven Bewegungsübungen über assistive und schließlich aktive Übungsformen. Dies ermöglicht eine leistungsangepasste stufenweise Mobilisierung der Patienten und mindert die Gefahr der Entstehung von Folgeerscheinungen einer prolongierten Immobilität.
Gerade für Patienten mit sensomotorischen Ausfallserscheinungen stellen immobilitätsbedingte Folgeerscheinungen häufig schwerwiegende Komplikationen dar, zumal aufgrund zusätzlich vorhandener sensibler und koordinativen Defizite bei dieser Patientengruppe eine erheblich erhöhte Sturz- und damit auch Frakturgefährdung besteht.
Folgen der Immobilität im Bereich des Bewegungsapparates zählen : 1.Muskelatrophie 2. Veränderungen am hyalinen Knorpel 3. Veränderungen am Band- und Kapselapparat 4. Abnahme des Knochensalzgehaltes und Knochenmasse (Osteoporose)
Muskelatrophie Bei der inaktivitätsbedingten Muskelatrophie kommt es zu einer rasch fortschreitenden Reduktion des Muskelquerschnittes, die nach 4 Wochen meist zwischen 10%-60% beträgt.
Das Muskeldefizit, klinisch durch eine Verringerung der • Extremitätenumfänge sichtbar, betrifft nahezu selektiv die • Gelenkextensoren, die Flexoren sind deutlich seltener betroffen. • Tierexperimentell bereits nach 10 stündiger Immobilisation, Anstieg • des Kreatininspiegels. • Elektronenmikroskopisch nach 24 Stunden mitochondriale • Veränderungen sichtbar. • Verlust an Muskelmasse Folge einer Muskelfaseratrophie bei • erhaltener Zellzahl.
Der Spannungs-, bzw. Dehnungszustand eines Muskels beeinflusst das Ausmaß der Atrophie. Immobilisation eines verkürzten Muskels (spastischen Tonuserhöhung) akzentuiert die Atrophie. Der Immobilisationschaden der Muskulatur ist weitgehend reversibel, als Erholungsdauer ist der Faktor 2 bis 4 der Immobilisationsphase zu veranschlagen.
Veränderungen des hyalinen Knorpels: • Nach drei bis vierwöchiger Immobilisation: • Reduktion der Knorpelgrundsubstanz • Demaskierung der kollagenen Fasern, die rupturieren und ihre • Verlaufsorientierung verlieren • Makroskopisch korreliert diese Phase mit für Arthrose typischen Aufrauhungen bzw. Knorpelulzerationen.
Veränderungen des Band- und Kapselapparates: • Verkürzung des Bindegewebes (begünstigt die • Ausbildung von Kontrakturen) • Verlust der strukturellen bandspezifischen • Ausrichtung der Kollagenfibrillen • signifikanten Abfall der Zugbelastbarkeit der • Bänder.
Wenn immer möglich sollten chirurgische Eingriffe zur Überwindung von Kontrakturen vermieden werden. Der operative Eingriff sollte nicht vor Erreichen eines neurologisch - funktionellen Plateaus durchgeführt werden, somit meist nicht vor einem Jahr nach Erkrankungsbeginn????????
Abnahme des Knochensalzgehaltes und der Knochenmasse (Osteoporose): Das Knochengewebe ist in der Lage auf eine Veränderung der Belastung durch Knochenumbauprozesse zu reagieren, und somit eine Anpassung des Skelettsystems auf die Veränderung der Belastungskräfte vorzunehmen.
Knochenumbau steht in einer engen Beziehung zur statisch-dynamischen Beanspruchung des Skelettsystems. Druck, Zug, Biegung und Torsion stellen wichtige mechanische Reize mit gestaltbildender oder strukturerhaltender Wirkung dar. Zusätzlich besitzt die Zug- oder Druckwirkung der Muskulatur einen wichtigen Einfluss auf die Erhaltung des Gleichgewichtes zwischen Knochenanbau und Knochenabbau.
Fehlt die funktionelle oder statische Belastung reagiert das Knochengewebe mit einer Atrophie. Für den Ausprägungsgrad sind drei Faktoren von entscheidender Bedeutung: Lebensalter, Zeitdauer des Bewegungsverlustes und Grad der Bewegungseinschränkung. So kann z.B. eine Schonung der Extremität bedingt durch Schmerzen oder lähmungsbedingt bereits nach wenigen Wochen zu einer Inaktivitätsosteoporose führen.
Kontrakturen: „Kontrakturen sind kein Symptom einer Hirnschädigung, sondern das Resultat Ihres Fehlmanagments.“ (Patricia M. Davies)
Wichtigste Ursachen: 1. Sitzen oder Liegen in stereotypen Stellungen = adaptive Muskelverkürzung 2. Gestörte Sensibilität = Suche nach verlässlichen Informationen durch die Wahrnehmung eines „Maximalen Wiederstandes „ in der Endstellung der Extremitätengelenke.
3. Schmerzen = Der betroffene Körperteil wird in einer schützenden Position gehalten, damit er weder aktiv noch passiv bewegt werden kann.
Häufige Schmerzursachen: 1. Verzögerte Mobilisation und die daraus resultierende Minderung des physiologischen Bewegungsausmaßes 2. Frakturen und andere Verletzungen (Blutergüsse, Verstauchungen) 3. Heterotope Ossifikationen 4. Spastik
Folgen: - Biomechanische Änderungen der Gelenke und des Bindegewebes - Knorpelschäden - Änderung der Bindegewebsstruktur - Nervenkompressionen (bleiben oft unerkannt) = Funktionsdefizite ! = Beeinträchtigung der funktionellen Erholung!
Therapieprinzipien: „Vorbeugen ist besser und weniger beschwerlich als Heilen“
Negative Auswirkung auf die Wiederherstellung motorischer Funktionen. 1. Kontrakturen sind schmerzhaft 2. Schmerz hemmt die Muskelaktivität Besserung oder Wiederherstellung motorischer Funktionen ist erst nach Wiederherstellung des vollen schmerzlosen Bewegungsausmaßes möglich.
Das therapeutische Vorgehen • Regelmäßige passive, assistive oder aktive • Bewegung • 2. Regelmäßige Lagerung • 3. Frühzeitige Mobilisierung zum Sitz und Stand • 4. Ausreichender Zufluss an verlässlichen taktil - kinästhetischen Informationen. • 5. Vermeidung von Schmerzen • 6. Bestmögliche Stabilisierung von Frakturen
Heterotope Ossifikationen: -häufig bei Polytrauma Beim Auftreten von heterotopen Ossifikationen umliegende Gelenke mobilisieren um den Verlust an Beweglichkeit kompensieren zu können.
Spastik –Therapie: Kombiniertes Vorgehen - Physiotherapie, Ergotherapie - Antispastische Medikation a. oral (Lioresal, Sirdalud etc.) b. lokal (Botolinumtoxin) c. intrathecal (Baclophenpumpe)
Analgetische Therapie a. physikalische Behandlungsmassnahmen b. medikamentöse Begleittherapie
Teufelskreis Spastik Schmerz Kontraktur
Therapiemöglichkeiten bei bestehenden Kontrakturen: 1. Lagerung und Mobilisierung Volles Bewegungsausmaß kann häufig durch das passive, assistive oder aktive Bewegen erreicht werden. Frühzeitige Einbeziehung der Bauchlagerung zur Entspannung und Streckung der Hüften und Knie und zur Spastikreduktion.
2. Einsatz von Lagerungschienen Beim Misserfolg der o.g. Maßnahmen : 3. Seriengips 4. Chirurgische Eingriffe
Seriengips: Kontrakte Extremität wird in einer zunehmend korrigierten Stellung gehalten. Hohe Effektivität selbst bei schweren seit Jahren bestehenden Kontra-kturen.
Einsatzmöglichkeiten von Redressionsgipsen bei: Knieflexion Plantarflexion Handgelenksflexion --------------------------------------------------------------------- Vorteile: 1.Muskulatur bleibt für den späteren Gebrauch intakt. (Muskellänge, Koordination, Funktion) ---
2. Potential für normales Bewegen bleibt intakt. 3. Keine Narkose erforderlich 4. Therapeutische Maßnahmen können ohne Unterbrechung fortgeführt werden. 5. Allenfalls sehr geringe Schmerzen
Gründe für das zirkuläre Anlegen des Redressionsgipses: Extremität ist sicher umhüllt ist Muskeln können entspannen Patient muss sich nicht mehr vor ungewollten Bewegungen schützen
Weitere inaktivitätsbedingte Komplikationen: • Pneumonie • Haut- und Weichteilinfektionen • Decubitus • Thrombose