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Sozialisation, Koedukation und Geschlecht. Z. Günes F. Ilsemann. Gliederung. 1. Definition „Koedukation“ 2. Geschichtlicher Hintergrund 3. Aspekte geschlechtsspezifischer Sozialisation 4. Pro- und Kontrapositionen zum Geschlechterverhältnis 4. 1 Positionen zu Beginn des 20. Jh.
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Sozialisation, Koedukation und Geschlecht Z. Günes F. Ilsemann
Gliederung 1. Definition „Koedukation“ 2. Geschichtlicher Hintergrund 3. Aspekte geschlechtsspezifischer Sozialisation 4. Pro- und Kontrapositionen zum Geschlechterverhältnis 4. 1 Positionen zu Beginn des 20. Jh. 4. 2 Positionen vor und in den 70ern 4. 3 Neue Erkenntnisse zur Koedukation 5. Geschlechterverhältnisse in unterschiedlichen Schulfächern 5. 1 Mathematik 5. 2 Naturwissenschaften 5. 3 Textil 5. 4 Deutsch und Fremdsprachen 6. Koedukation heute 7. Literatur
1. Definition „Koedukation“ • Ursprüngl. von lat./engl. „co“ = zusammen, gemeinsam; „education“ = Erziehung, Bildung • Gemeinsame Erziehung von Mädchen und Jungen
2. Geschichtlicher Hintergrund • Gemeinsamer Unterricht von Mädchen und Jungen an Elementarschulen bis Ende 19. Jh. • Staat sah Bildung in erster Linie für Jungen vor • Höhere Schulbildung nur für Jungen • Auch nach Rousseau und Pestalozzi: Rolle der Mädchen nur auf Hausfrau und Mutter reduziert • Öffnung der Jungengymnasien auch für Mädchen in der ersten Hälfte des 20. Jh.
3. Aspekte geschlechtsspezifischer Sozialisation • Geschlechtszugehörigkeit bestimmt Sozialisation • Geschlechtsspezifisches Verhalten hat keine biologischen Ursachen • Einerseits: Biologisches Geschlecht, andererseits: sozial und kulturell definiertes Geschlecht • Psychologie erforscht Ursprung geschlechtsspezifischer Verhaltensweisen von Kindern
3 Erläuterungsansätze: Psychoanalyse Lerntheorie Kognitionspsychologie • Zusätzlich: Aneignungsprozess Gesellschaft gibt Bilder von Mädchen- und Jungesein vor
4. Pro- und Kontrapositionen zum Geschlechterverhältnis • Sexualität: Kontra Spannung zwischen den Geschlechtern geht verloren; Pro Verhinderung von sexuellen Verirrungen • Gegenseitiges Lernen: Kontra Angleichung der Geschlechter; Pro Ausgleich zwischen den Geschlechtern • Gemeinsames Lernen: Kontra Geringere Leistungen; Pro Bessere Leistungen
4. 1 Positionen zu Beginn des 20. Jh. • Pro: Koedukation wirkt vorteilhaft auf Charakter der Kinder ein, Lernlust ist größer in gemischten Klassen, beide Geschlechter ergänzen sich • Nachteile: Schonungsbedürftigkeit der Mädchen, geschlechtliche Bestimmung der Lebensaufgabe
Kontra: Mädchen sind weniger belastbar und krankheitsanfälliger • Psychologische Unterschiede: Mädchen besitzen viel Fantasie, wenig Neigung zum Nachdenken • Im Unterricht: Mädchen sind den Jungen in den meisten Fächern unterlegen, führen aber in äußerlichen Angelegenheiten; fassen schneller auf, aber vergessen schneller • Geschlechter geben ihre Eigenarten nicht auf • Forderung: Anschaulicher Unterricht für Mädchen, härtere Maßnahmen für Jungen • Koedukation nur bis zum Alter von 10 Jahren
1923: Versuch einer Entwirrung der Pro- und Kontrabehauptungen • Physiologische Entwicklung: 3 Geschlechtsunterschiede haben Einfluss auf die psychologische Entwicklung • Die ideale Koedukation ist die, dass Jungen und Mädchen gemeinsam erzogen, aber getrennt unterrichtet werden
4. 2 Positionen vor und in den 70ern • 50er: Koedukation als Lebensprinzip das andere Geschlecht soll akzeptierbar gemacht werden • 1955: Untersuchung in reinen Mädchen- bzw. Jungenklassen und Koedukationsklassen Ergebnis: Koedukation hat einen positiven Einfluss auf Leistungen, Interessen und soziale Beziehungen • Weitere Untersuchungen zeigten, dass es nicht möglich war, sich auf eine Position zu einigen
Neue Erkenntnisse zur Koedukation • Projekt 1976: Mädchen und Jungen bekommen in der Grundschule unterschiedliche Aufmerksamkeit • Anfang der 80er: Gewalt aufgrund des derzeitigen Frauen- und Männerbildes • Ende der 80er: Untersuchung auf einer Klassenfahrt ausschließlich Freundschaften unter Gleichgeschlechtlichen; Bei Interaktionen Unterscheidung von 6 Typen: 1. „Abstinente“, 2. „gute PartnerInnen“, 3. „Piesacker“, 4. „Geärgerte“, 5. „Kämpferinnen“, 6. „NeckerInnen“
Bewertungen der Mädchen und Jungen nach typisch weiblichen und typisch männlichen Kriterien • Ende 80er/Anfang 90er: Untersuchung in 5.-9. Klassen Schulerfolg gibt Selbstvertrauen
5. Geschlechterverhältnisse in unterschiedlichen Schulfächern 5. 1 Mathematik: • Ab ~1850: Matheunterricht Pflicht an höheren Jungenschulen, aber nicht an Mädchenschulen • Für Mädchen: Nichtberücksichtigung der formalen Aspekte • ~1880: Öffnung der Abiturprüfungen auch für Mädchen • 1984: Beliebtheitsgrad der Fächer bei Mädchen und Jungen
5. 2 Naturwissenschaften • Keine Mädchenbildung in Chemie, Biologie und Physik, stattdessen gesellschaftliche Fächer • 1980: Naturwissenschaften beliebter bei Jungen als bei Mädchen, aber Biologie = Mädchenfach • 90er: Mädchen gegen Koedukation in Physik/ Sport; Jungen für Koedukation in allen Fächern
5. 3 Textil • 17. und 18. Jh.: Textilunterricht für beide Geschlechter, ab ~1830 nur noch für Mädchen • Vorbereitung auf die Hausfrauenrolle • Ende 80er/Anfang 90er des 20 Jh.: Koedukation führt Textil wieder für Mädchen und Jungen ein
5. 4 Deutsch und Fremdsprachen • Sind beliebter bei Mädchen • In Lehrwerken der 80er: Geschlechtsrollenklischees in sämtlichen Schulbüchern • Bei Aufsätzen: Jungen schreiben über Aktivitäten, Mädchen über zwischenmenschliche Beziehungen
6. Koedukation heute • Koedukation ist Regelfall in der BRD • Erwartungen hinsichtlich der Gleichstellung der Geschlechter und der Beendigung der Arbeitsteilung haben sich erfüllt • 1990: 52% Schülerinnen, 40% Studentinnen • Dominanz der Frauen in den geistes- und sozialwissenschaftlichen Studiengängen
7. Literatur • Faulstich-Wieland, Hannelore: Koedukation – Enttäuschte Hoffnungen? Wissenschaftliche Buchgesellschaft. Darmstadt 1991. • Rolff, Hans-Günter/Zimmermann, Peter: Kindheit im Wandel. Beltz Verlag. Weinheim und Basel 1997. • http://plaz.uni-paderborn.de/Service/PLAN/plan.php?id=sw0068