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Bernd Winkelmann, 26.7. 2013.

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Presentation Transcript


  1. Bernd Winkelmann, 26.7. 2013 • Die hier vorgestellte Powerpointshow ist in Langfassung eine Gesamtschau einer postkapitalistischen lebensdienlichen Ökonomie. In ihre werden alle bisher erarbeiteten Aspekte und Bausteine einer postkapitalistischen lebensdienlichen Ökonomie in Titeln und Stichworten zusammengestellt. • Die grundlegenden Inhalte sind in der Akademie Solidarische Ökonomie erarbeitet worden. Sie wurden hier von Bernd Winkelmann in Varianten und Einzelaspekten weiterentwickelt bzw. konkretisiert. • Diese Powerpointshow sie weniger geeignet, im Gesamtumfang in einem geschlossenen Vortrag vorgetragen zu werden. Vielmehr kann sie genutzt werden: • als Materialsammlung der wichtigsten Aspekte für Aktive (auch als Ausdruck 2 Seiten auf 1 Blatt) • Sie kann je nach Schwerpunkt eines Vortrages gekürzt oder in Auswahl vorgetragen werden. • Sie kann als Grundlage für seminaristische bzw. Workshop-Arbeit genutzt werden, in dem z.B. die Überschriften eingeblendet werden, hierzu Fragen gestellt werden, die Teilnehmer daran kreative arbeiten, dann Einzeleinblendungen eingeben werden usw. • Besonders die Exkurse sind zur einzelnen Bearbeitung geeignet. • Die eingebauten Bilder sollen zur intuitiven Arbeit, zu weiteren Exkursen usw. anregen. • Zum Vortrag mit diesen Folien sind genauere Kenntnisse einer alternativen Ökonomie Voraussetzung. Diese können in sonstigen erarbeiteten Arbeitspapieren ersehen werden, zu finden auf der Homepage der der Akademie Solidarische Ökonomie oder auf meiner eigenen Homepage, siehe: • www.akademie-solidarische-oekonomie.de www.winkelmann-adelsborn.de • Achtung! Diese Darstellung wird ständig überarbeitet, darum immer auf den jüngsten Bearbeitungsstand achten. Für inhaltliche Anregungen, Ergänzungen, kritische Anfragen, auch Schreibfehlerkorrekturen bin ich sehr dankbar. Schicken an Mail: Bernd-Winkelmann@web.de Vorbemerkung

  2. Es gibt eine Alternative - Ansätze und Bausteine einer postkapitalistischen lebensdienlichen Ökonomie Bernd Winkelmann, Akademie Solidarische Ökonomie Grundvortrag 2013 lang Bearbeitungsstand 26.6. 2013 • Was ist los in unserer Welt? Die Zivilisationskrise unserer Zeit • Klärung der Ursachenfrage(Exkurs Menschenbild) • Leitvorstellungen und Ansätze einer postkapitalistischen lebensdienlichen Ökonomie (Exkurs Wirtschaftswachstum und Gleichgewichtsökonomie) • Bausteine einer postkapitalistischen lebensdienlichen Ökonomie(Exkurs Mark und Unternehmertum) • Fragen der Umsetzbarkeit und der politischen Transformation • Literaturhinweise www.winkelmann-adelsborn.de www.akademie-solidarische-oekonomie.de

  3. Arbeitsmethodischer Ansatz der Akademiearbeit 1. Systemischer Ansatz: Wirtschaft im Sinne des Systemtheorie als ein hochkomplexes System begreifen, systemische Veränderungen suchen 2. Radikaler Ansatz: im wörtlichen Sinn von den „Wurzeln“ , den Ursachen her Veränderungen suchen 3. Elementarer Ansatz: von den elementaren Grundvollzügen wirtschaftliche Funktionen begreifen und neu aufbauen 4. Realutopischer Ansatz: über das bisher Gedachte und bisher Machbare hinaus denken („Utopia“ = der Ort, wo noch keiner war, wir aber hin müssen). Im zweiten Schritt nach Realisierungsmöglichkeiten suchen Drei Testfragen: 1. Überwinden die neuen Systementwürfe ursächlich die systemischen Fehlentwicklungen unserer Wirtschaftsweise? 2. Können die neuen Strukturen ökonomisch grundsätzlich funktionieren?3. Entsprechen die neuen Ansätze einem realistischen Menschenbild?

  4. I. Was ist los in unserer Welt? Die Grundparadoxie unserer Zeit • Einerseitsfortlaufende Steigerungen menschlicher Potentiale: - der Arbeitsproduktivität, der Reichtümer und Geldvermögen, - der wissenschaftlichen, auch ökologischen Erkenntnisse und der technischen Fähigkeiten - das alles in einem Tempo und in einer Höhe, wie es das in der bisherigen Menschheitsgeschichte noch nie gegeben hat. • Andererseits keine Lösung, sondern: Zuspitzung gesellschaftlicher Grundprobleme:- wachsende Schere von Arm und Reich, - Fremd- und Selbstausbeutung, - Ausschluss aus Erwerbsarbeit und sozialer Teilhabe, - Präkarisierung der Mittelschicht, Erosion des Sozialstaates, - Hungerkatastrophen, Umweltzerstörung, soziale Aufstände, terroristische Exzesse, neue Kriege... Meinhard Miegel: „Stichflammenentwicklung“

  5. Einzelparadoxien Reichtums-Armutsparadoxie Umweltparadoxie Geldparadoxie... Arbeitsparadoxie... Rüstungsparadoxie... Entwicklungsparadoxie...

  6. 1. Reichtums-Armutsparadoxie ● Privatvermögen in Deutschland jährlich etwa um ca. 7% gewachsen; liegt 2011 bei 10 Bio. €. ● Nach Armuts- Reichtumsbericht der BRD- Regierung: 2012 verfügen die reichsten 10% über 53% des Nettovermögens, die unteren 50% über knapp 1%.(Grafik nach DIW –Berechnungen ) ● Dem reichsten Prozent der Bevölkerung gehören 35 Prozent des Vermögens. ● Die Armutsrisikoquote liegt 2012 bei 15,1% der Bevölkerung. ● Jeder 6. Bürger der BRD lebt an oder unter der Armutsgrenze (DIW) ● Das Nettovermögen des Staates ist von 2008 – 2012 um 800 Mrd. geschrumpft, die Staatsverschuldung auf 2 Bio. € gestiegen. ● Steuerquote in Deutschland mit ca. 18% des BIP am niedrigsten in der EU (EU-Durchschnitt 27,5%)

  7. Armut Reichtum weltweit ● Seit 1991 das Welt-Bruttosozialprodukt um über das 2-Fache gestiegen, der Welthandel verdreifacht, der Energiekonsum verdoppelt. ● Die 20% reichen Industrievölker besitzen 83% des Weltvermögens; die 80% ärmere Staaten 17% (vor 20 Jahren: 80 zu 20) ● Die 500 größten Weltkonzerne verfügen über 55% des Weltbruttosozialproduktes. ● Weniger als 100.000 Menschen = 0,001 % der Weltbevölkerung, kontrollieren mehr als 30 % des globalen Finanzvermögens ● Ein Viertel der Menschen (fast 2 Mrd.) lebt mit weniger als 2 US-Dollar Einkommen pro Tag ● Auf der Erde sterben täglich 100.000 Menschen an Hunger und seinen Folgen, alle 5 Sekunden ein Kind unter 10 Jahren.

  8. 2. Die Umweltparadoxie 2011 bei 1,5 ● Ökologischer Fußabdruck in Deutschland bei dem 3-4 Fachen des verträglichen Maßes ● Ökologischer Fußabdruck in den USA bei dem 10 Fachen ● 2 Grad-Ziel erreichbar, wenn in 10-20 Jahren der CO2-pro-Kopf-Ausstoß in D von 11 t auf 2 t , in den USA von 19 t auf 2t abgesenkt wird. ● Herrmann Scheer, Al Gore: Wissen und Technologie dafür sind vorhanden. Doch bisher weiterer Anstieg CO2 Ausstoß (entgegen dem Kiotoprotokoll).

  9. 3 – 6 Erden

  10. 3. Die Arbeitsparadoxie ● Trotz höchster Technisierung der Arbeit und Schwund an Erwerbsarbeit nicht Entlastung in der Arbeit, sondern >längere Arbeitszeit und größere Ausbeutung der Arbeitenden einerseits, >Ausgrenzung von immer mehr Menschen aus Arbeit in die Arbeitslosigkeit andererseits. So nicht Überwindung, sondern Vertiefung der „Entfremdung des Menschen in der Arbeit“, - trotz gegenteiliger Möglichkeiten durch hohe Produktivität, hohe Wertschöpfung. ● Die Zahl aller Arbeitsstellen ist in D. 2005 durchschnittlich um jährlich 1% gesunken; - in der Industrie von 1991 bis 2004 von 14 auf 10,3 Mil.● Zahl der Arbeitslosen von 1991 – 2005 von 2,6 auf 5,2 Mil. Gestiegen. ● Gegenwärtiger Trend geringerer Arbeitslosigkeit nur konjunktur- und demographiebedingt, nicht strukturell überwunden.

  11. 4. Die Geldparadoxie ● Anwachsen der Geldvermögen in Privatvermögen vor allem:- durch das Schuldgeldanlagenprinzip;- durch das spekulative Geld-Geld-Handelsprinzip: statt W – G - W G´- G´´- G´´´- G´´´´ Spekulative Geldanalgen Nichtgedeckte, „faule“ Kredite PlatzendeGeldblase

  12. Beispiele Selbstbereicherungsvergütung • Durchschnittslöhne (brutto): • in Gesamtdeutschland ca. 2700 €; in Ostdeutschland ca. 2000 €. • Niedriglöhne unter 8.50 € in Thüringen jeder 4. Vollzeitbeschäftigte; in Gesamtdeutschland 4 Millionen unter 7 €. • Lohnspreizung zu den 10% Superreichen: von 24.000 € zu 1 Mil. im Jahr: ca. 1:50; von 12.000 € zu 5 Mil. im Jahr: ca. 1:500 • Frage: Was ist eine leistungsgerechte und menschenwürdige Entlohnung?

  13. Was bewirkt die „Ungleichheit“ im Sozilagefüge der Gesellschaft? Nach Studien von Kate Pickett und Richard Wilkinson in „Gleichheit ist Glück – Warum gerechtere Gesellschaften für alle besser sind“, Berlin 2010 Parameter: Mord, Selbstmord, Fettsucht, Teenagerschwangerschaft, Kindersterblichkeit, psychische Krankheiten, Zahl der Inhaftierten, Bildungsstand von 15jährigen, soziale Mobilität, Stellung der Frau...- nach Zahlen der WHO, Weltbank, UNO u.a. Beispielzahlen: Ungleichere zu gleicheren Länder: Mordraten 10 mal, psychische Kranke 3 mal, Teenagerschwangerschaft 7 mal höher 13

  14. 5. Die Entwicklungsparadoxie ● Millenniumsziel der UNO: bis 2015 Armut und Hunger in der Welt zu halbieren.Selbstverpflichtung der Industriestaaten 0,7% des BIP für Entwicklungshilfe zu geben. ● Deutschland liegt 2011 mit 9,61 Mrd. € bei 0,38% (England 10,29 Mrd.; Frankreich 9,74 Mrd. €) ● Für Rüstung werden jährlich weltweit ca. 1 Bio. US$ ausgegeben = für Entwicklungshilfe nur 1/12 - etwa 85 Mrd. • ● Kontraproduktiv zu den Entwicklungszielen sind vor allem: • 1. Die Welthandelsbedingungen gegenüber den Entwicklungsländern: • - durch einseitige Freihandelsabkommen, Protektionismus ... - durch Produktions- und Exportsubventionen für landwirtschaftliche Produkte in den Industrieländern: z.B. 2004 ca. 349 Mrd. Dollar, mehr als ½ Mrd. Dollar pro Tag, = dies unterläuft die Preise auf heimischen Märkte um 50-70% , ruiniert so die dortige Landwirtschaft, provoziert Hunger 2. Land-Grabbing: „Kauf“ von großen Landflächen in den Entwicklungsländern durch Transnationale Konzerne der Industriestaaten zum Anbau von Nahrungs- und Futtermittel, für Biospritpflanzen u.ä.; oft verbunden mit krimineller Enteignung und Vertreibung der ansässigen Bevölkerung.  Frage: Worauf baut unser Wohlstand in den reichen Industriestaaten? ● Kofi Annan im „Afrika-Fortschrittsbericht 2013“: Die abfließenden Gewinne internationaler Konzerne in Afrika sind doppelt so hoch wie Afrika aus Entwicklungshilfe bekommt.

  15. Was bewirkt die „Ungleichheit“ im Sozilagefüge der Gesellschaft? Nach Studien von Kate Pickett und Richard Wilkinson in „Gleichheit ist Glück – Warum gerechtere Gesellschaften für alle besser sind“, Berlin 2010 Parameter: Mord, Selbstmord, Fettsucht, Teenagerschwangerschaft, Kindersterblichkeit, psychische Krankheiten, Zahl der Inhaftierten, Bildungsstand von 15jährigen, soziale Mobilität, Stellung der Frau...- nach Zahlen der WHO, Weltbank, UNO u.a. Beispielzahlen: Ungleichere zu gleicheren Länder: Mordraten 10 mal, psychische Kranke 3 mal, Teenagerschwangerschaft 7 mal höher 15

  16. 6. Die Rüstungs- und Kriegsparadoxie ●Mit dem Zerfall des Ostblocks 1990 Wegfall der Hauptgründe für den weltbeherrschenden Rüstungswettlauf zischen Ost und West. ● An Stelle einer neuen Friedenspolitik neue NATO-Strategie: militärische Auslandseinsätze gegen „Terrorismus“ und gegen eine „Unterbrechung der Zufuhr lebenswichtiger Ressourcen“ Weißbuch der Bundeswehr 2006:„Auslandseinsätze der Bundeswehr zur Verteidigung deutscher Wirtschaftsinteressen“ ●Rüstungsetat der BRD von 2009 auf 2010 um 5,6 % auf 31,1 Mrd.€ gestiegen, von 2006 zu 2009 um ca. 10%. ●Rüstungsexport Deutschland mit 11% des Welthandels an 3. Stelle nach den USA und Russland. Problemanzeige: In Deutschland entscheidet über Rüstungsexporte das Bundesamt für Ausfuhrkontrolle und Wirtschaft, d.h. Außenwirtschaftspolitik, nicht Außenpolitik und Sicherheits- und Friedenspolitik

  17. Rüstungspolitik im Widerspruch zum Grundgesetz? ● Grundgesetz, Präambel: „Im Bewusstsein seiner Verantwortung vor Gott und den Menschen ... in einem vereinten Europa dem Frieden der Welt zu dienen...“ Art. 26: „Handlungen, die geeignet sind und in Absicht vorgenommen werden, das friedliche Zusammenwirken der Völker zu stören, sind verfassungswidrig. Sie sind unter Strafe zu stellen.“ Das modernste U-Boot der Welt, ISUS 90, Exportschlager der BRD

  18. Sich verstärkende Krisensyndrome ● Weitere Bevölkerungs- explosion in EL ● Nacheiferndes Wachstum der EL ● Zusammenbruch der erdölbasierenden Energieversorgung (Peak Oil) Das Fragile Gleichgewicht unserer Welt ● Erschöpfung sonstiger natürlichen Ressourcen (Peak Every-Thing) ● Kriege um Ressourcen und Land („landgrabbing“, Auslandseinsätze um Zugang zu Rohstoffquellen, Handelswege...) ● Hungerkatastrophen und Aufstände, Migrationsströme, Diktaturen, Nichtregierbarkeit von Ländern, sozialethischer Verfall der Massen... Eine existenzbedrohende Zivilisationskris der Menschheit 18

  19. Erste Schlussfolgerungen? 1. Der Kern der zivilisatorische Krise unserer Zeit liegt nicht in der mangelnden Leistungsfähigkeit ihrer Wirtschaft, sondern in ihrem ethischen, politischen und ökonomischen Unvermögen, mit Hilfe der Reichtümer die sozialen und ökologischen Krise unserer Zivilisation zu lösen. 2. Bei der Lösung der Krise kann es primär nicht um noch mehr Reichtum, um noch mehr Wachstum und noch schnellere technische Entwicklung gehen, sondern um einen grundlegenden anderen Umgang mit Reichtum, Können und Vermögen. „Das kapitalistische Wirtschaftssystem ist den staatlichen und sozialen Lebensinteressen des deutschen Volkes nicht gerecht geworden. Nach dem furchtbaren politischen, wirtschaftlichen und sozialen Zusammenbruch als Folge einer verbrecherischen Machtpolitik kann nur eine Neuordnung von Grund aus erfolgen. Inhalt und Ziel dieser sozialen und wirtschaftlichen Neuordnung kann nicht mehr das kapitalistische Gewinn- und Machtstreben, sondern nur das Wohlergehen unseres Volkes sein.“ (Aus dem Ahlener Programm der CDU von 1947)

  20. II. Klärung der Ursachenfrage Will man die Fehlentwicklungen unserer gegenwärtigen Zivilisation überwinden, muss man:1. die innerste Logik unserer vorherrschenden Wirtschaftsweise verstehen: > Was sind ihre leitenden Prinzipien, Mechanismen und Glaubenssätze ? 2. die Systemfrage stellen: nicht im alten ideologischen Sinne, sondern im Sinn der Systemtheorie, der reinen Logik: 1. Was sind die mentalen und die strukturellen Ursachen der Fehlentwicklung? 2. Wie kann das System so verändert werden, dass die Fehlentwicklungen überwunden werden? - Was wird falsch gedacht? (mentale Ebene); - Was wird falsch gesteuert? (strukturelle Ebene)- Was funktioniert von daher falsch? - Was müsste wie anders funktionieren? Ziel: Nicht nachträgliche Symptombehandlung (z.B. Umverteilung von oben nach unten),sondern von den Ursachen her die Fehlentwicklungen verhindern (z.B. Bereicherung von unten nach oben)

  21. Treibende Logik und Kernursache der ökonomischen Fehlentwicklung 1. Kapitalisierungsprinzip: aus Kapital (Geld) muss mehr Kapital (Geld ) werden 2. Privatisierungsprinzip: Privatisierung möglichst jeder Wertschöpfung Ziel und Zweck allen Wirtschaftens: Profitmaximierung, Renditensteigerung, Geldmehrung, - Akkumulation des Kapitals in Privatverfügung der Kapitaleigner Daraus vier weitere kapitalistische Prinzipien:1. Das Verwertungsprinzip: alles muss zur Geldvermehrung verwertet werden, „muss sich rechnen“: Natur, Mensch, Kultur, Religion... = Monetarisierung des Lebens;2. Das Konkurrenzprinzip: Wirtschaften im Gegeneinander, im gegenseitigen Übervorteilen, Verdrängen...3. Der Wachstumsprinzip auf Grund des Profitmaximierungsprinzips, des Wachstumswettlaufs – durch Konkurrenzprinzip erzwungen ...4. Das Externalisierungsprinzip: Abschieben aller Last- und Folgekosten (Natur, Soziales) auf Allgemeinheit – Folgen des Profitmaximierungsprinzips..5. Das Deregulierungsprinzip der Wirtschaft: weitgehendster Rückzug von Staat und Regeln aus Wirtschaft

  22. Strukturelle Systemfehler( strukturelle Ebene) Handlungsfelder der Wirtschaft werden umgebaut in Abschöpfungs-, Bereicherungs- und Externalisierungsinstrumente ● Finanzwesen: >spekulativer Geldhandel, > im abschöpfendes Bankwesen, >leistungslose Gewinnen im Zinswesen, ● Eigentumsordnung: Privateigentum an Grund und Boden, Grundversorgungsgütern; Unternehmen, Immobilien zur leistungslosen Abschöpfung anderer Leistung ●Unternehmensverfassung: Akkumulation des Mehrwertes in Privatverfügung, ethikloses Handeln, Verdrängung vom Markt, Zerstörung und feindliche Übernahme ● „Entlohnungssystem“: Spitzenlöhne weit über jedes Leistungsvermögen (50-500-fache ), Absenken der unteren Einkommen ●Steuer- und Sozialsystem, Abbau der solidarischen, paritätischen und progressiven Prinzips; Kommerzialisierung des Sozialsystem, Entlastung der hohen Einkommen ● Liberalisierung und Deregulierung der Märkte, neoliberaler Globalisierung ●Welthandelsordnung: Bevorteilung der reichen Länder So Abschöpfung von unten nach oben, + ökologische Ausplünderung

  23. Dahinterstehende Glaubenssätze, Halbwahrheiten(mentale Ursachen) ● Eigennutz und Konkurrenz würde wie von einer „unsichtbaren Hand geleitet“ zum Wohlstand aller führen (Adam Smith 18. Jahrhundert). Kapitalismus als Pseudoreligion ●Der liberalisierte Markt löse automatisch sich selbst stabilisierend alle Verteilungsprobleme („Selbstheilende Kräfte des Marktes“). ● Freihandel würde automatisch zum „komparativen“ Vorteil für alle Beteiligten wirken (David Ricardo 18. Jahrhundert). ● Privatisierung und Kommerzialisierung aller Güter des Lebens brächte höchste Effizienz und größten Wohlstand. ● Kapitalanhäufung und Reichtum in der Hand weniger würde die unteren Bevölkerungsschichten mit nach oben ziehen („Pferdeapfeltheorie“ von M.Theatcher). ● Ständiges exponentielles Wachstum der Wirtschaft sei möglich und Wirtschaft ginge nur im ständigen Wachstum. ● Kapitalismus sei Voraussetzung für Freiheit und Demokratie. 24

  24. Exkurs: Schlüsselfrage Menschenbild und Weltverständnis

  25. Der Materialistische Grundirrtum Leben und Glück seien im Haben und immer mehr Haben, im Machen, Unterwerfen zu finden. ● Dagegen Uralterfahrung der Menschheit, dass dies eine zerstörerische Verkennung des Lebens ist: - Bibel: „Der Mensch lebt nicht vom Brot allein... - Erich Fromm: „Haben oder Sein“.... - Erkenntnisse der Glücksforschung.... Tragik unserer Zivilisation: die kapitalistischen Ideologien haben den materialistische Grundirrtum zum herrschenden Leitprinzip der gegenwärtig Kulturepoche gemacht. 26

  26. Das sozialdarwinistische Menschenbild ● Der Mensch sei von Natur aus ein auf Egoismus, materielle Bereicherung, Neid, Konkurrenz, Aggressivität hin angelegtes Wesen. ● Nur im Ausleben dieser Gaben könne der Einzelne gut leben und die Gattung Mensch in der Evolution überleben.

  27. Das mechanistische Weltbild Das in der Neuzeit (Aufklärung) u.a. von Rene´ Descartes, Newton, John Locke, Francis Bacon entwickelte Weltbild, brachte enorme Fortschritte der Weltbemächtigung.Zugleich war es gegenüber den ganzheitlichen Weltbildern der alten Welt ein stark reduktionistisches Weltbild. 1. Die gesamte Welt (Kosmos) wurde in rein materiell-mechanischen Wirkzusammenhängen erklärt – die Welt als großes Uhrwerk 2. Die Wahrnehmung der Wirklichkeit wurde auf das rein Rationale, auf Logik und Mathematik zurück geführt. Emotionalität, Gefühl und Leiblichkeit wurden verleugnet, abgewertet oder rationalisiert. „Cogito ergo sum - Ich denke, also bin ich!Rene Descartes1596 - 1650 3. Die Natur wurde zum reinen Zweckgegenstand erklärt, die zu unterwerfen und auszubeuten ist. Sie ist kein eigenes Wesen, hat keinen Eigenwert.

  28. Das Dreigestirn des materialistischen Weltbildes

  29. Die Wiederentdeckung der Ganzheitlichkeit und der Transzendenz Durch die moderne Physik angestoßen (Einstein, Heisenberg, Niels Bohr, Max Planck, David Bohm u.a.), von der modernen Psychologie, der neueren Neurobiologie und Philosophie weiterentwickelt, setzt sich ein neue Ganzheitlichkeit durch: 1. Ganzheitliche Wahrnehmung: nicht allein Ratio und Logik, sondern nur im Einbeziehen von leiblichen, emotionalen und seelischen Wahrnehmungen können wir die ganze Wirklichkeit erfassen. 2. Ganzheitliche Werteorientierung: nicht allein das ichbezogene rationale Zweckdienliche, sondern Mitempfinden, Solidarität und Fürsorge für anderes Leben, machte den Menschen erst lebensfähig, glücksfähig, gemeinschaftsfähig. 3. Ganzheitliche, holistische Weltsicht: Welt, Kosmos und Leben sind mehr als gegenständliche Materie und mechanischer Ablauf; Geist und Materie sind im Letzten eins (Energie). Im Sein wirken Gegenständliches und geistige und seelische Energien zusammen. Es gibt ein „Transzendentes“ , aus dem Sinn und Sein kommen. David Bohm: „Die Ergebnisse der modernen Naturwissenschaft werden nur noch einen Sinn ergeben, wenn wir eine innere, einheitliche und transzendente Wirklichkeit annehmen, die allen äußeren Daten und Fakten zugrunde liegt.“

  30. Das Dreigestirn eines ganzheitlichen Welt- und Lebensverständnisses Tiefenökologie Robert Jastrow (NASA-Physiker): Wenn der „Wissenschaftler die Berge der Unwissenheit mühsam und fleißig erklommen hat,... wird er von einer Gruppe von Mystikern und Religionsstiftern begrüßt, die dort seit Jahrtausenden auf ihn warten“.

  31. Das ganzheitliche Menschenbild 1. Ganzheitlich duale(christlich-humanistische)Menschenbild: > der Mensch ist sowohl ein auf Egoismus, Aggressivität und Habenwollen, > wie ein auf Mitempfinden, Solidarität, Kooperation, Verantwortung, sinnvolle Verzicht, spirituelle Sinnfindung hin angelegtes und begabtes Wesen(„Sünder und Gerechter zugleich“) 2. Der Mensch ist ein Sozialwesen(relationales Menschenbild / Geschwisterlichkeit des Menschen ): > kann nur in Beziehung, in Gemeinschaft leben, glücklich werden > braucht Ethik, sich Regeln gebende Sozietät (Gemeinschaft, Staat) 3. Erkenntnisse der neueren neurobiologischen Forschung und Glücksforschung: > Ab einem mittleren Einkommen steigt Lebenszufriedenheit nicht wirklich. > Nicht Konkurrenz, Aggression und Kampf ums Dasein - sondern Kooperation, Zugewandheit, Empathie, Vertrauen und Wertschätzung sind die besseren Stimulanzien biologischer, sozialer, auch wirtschaftlicher Systeme.“ (Gerald Hüther, Joachim Bauer, Christian Felber) 4. Die Natur hat einen Eigenwert. Der Mensch kann nur eingebunden im ökologischen Netzwerkder Erde überleben. („Ökologischer Imperativ“ Hans Jonas, Herrmann Scheer; Schöpfungsglaube der Bibel ) 5. Der Mensch ist auf „Transzendenz“ hin angelegt, erfährt hier Sinngebung und Gewissensanrede.

  32. Sozialethische Bestimmung des Menschen – Wertebedingung einer menschlichen Zivilisation Die sozialethische Bestimmung des Menschen, seine Fähigkeit zum Guten liegt1. in seiner Empathiefähigkeit: die Not, das Leid des anderen rührt sein Herz,2. in der Zweckmäßigkeit des Guten: „Was du willst, das dir die Leute Gutes tun, das tue ihnen auch!“ (Goldene Regel)3. in erfahrener Wertsetzung aus dem Unbedingten, der „Stimme des Gewissens“, des Göttlichen, das Wahre und Gute zu tun über das jeweilig Opportune hinaus. Die Wertegrundlagen einer menschliche Zivilisation: 1. Technisch-wirtschaftliche Innovationskraft: gute materielle Lebensvoraussetzungen schaffen.2. Sozietät: ein Sozialwesen, Staat, Völkergemeinschaf aufbauen, in der Regelwerke zur Realisierung des Gemeinwohl entwickelt werden.3. Solidarität: Verhaltensweisen, in denen Schwächere vom Stärkeren mit getragen werden, weil nur im gegenseitigen Beistehen Gemeinschaft tragend, menschlich und stabil ist.4. Spiritualität: die Erfahrung von vorgegebenen geistig-seelischen Werten, Wahrheiten, der Antrieb zum Gutsein, zur Liebe, religiöse Tiefenbindung, Sinnfindung... 33

  33. III. Leitvorstellungen und Ansätze einer postkapitalistischen lebensdienlichen Ökonomie Zur Bewältigung der Zivilisationskrise ist ein tiefgreifender Paradigmenwechsel in den Herzen und Köpfen der Menschen und ein Systemwandel unserer Wirtschaft nötig. 1. Nicht Kapitalanhäufung in der Hand weniger, sondern :● Bereitstellung nützlicher Produkte, Dienstleistung, ● Schaffung sinnvollerfüllender Arbeitsplätze 2. Dies in: > solidarischer Teilhabe aller, > in Entwicklung eines kulturell und sozial stabilen Gemeinwesens, > in Erhaltung des Ökosystems. 3. An Stelle der Prinzipien und Abschöpfungs-, Bereicherungs- und Externalisierungsmechanismen treten kooperative, partizipative, solidarische Ordnungsstrukturen. > So von Ursachen und Zielstellung her die Fehlentwicklung unserer Zivilisation überwinden.

  34. Exkurs: Vom Wirtschaftswachstum zur Gleichgewichtsökonomie Quantitatives Wachstum ist nur möglich, wenn Wachstumsfelder offen sind.. Offene Wachstumsfelder Bevölkerungswachstum Ungesättigte Märkte Wirtschaftswachstum Unbegrenzte Ressourcen Neue Aufbauphasen Bei nahezu geschlossenen Wachstumsfelder führt weiteres erzwungenes Wachstum zum Druck nach innen und in Crash-Situationen – oder zur Expansion nach außen. Geschlossene Wachstumsfelder Krise Wirtschaftswachstum,Wachstumsfalle Gesättigte Markte Kein Bevölker- rungswachstum Begrenzte Ressourcen Beendete Aufbauphase 36

  35. 1. Denkfehler: Das Nichtverstehen von Wachstumsgrößen Das Bemessen des Wachstums in Prozenten (BIP) führt zum exponentiellen Wachstum, d.h. zu ständig steigenden Wachstumsgrößen (Stückzahl). Drei Wachstumskurven:a) natürliches Wachstum: hört bei einem Optimum auf zu wachsen und stabilisiert sich.b) lineares Wachstum: gleichbleibender Zuwachs (gleiche Wachstumsgröße)c) exponentielles Wachstum: jährl. prozentuelles Wachsen (Wachstumsrate), d.h. Zuwächse gehen ein in Sockelbetrag des Folgejahres (Verdoppelungseffekt) Beispiel: Wenn heute in Deutschland in einem Jahr 300.000 Autos produziert werden, sind das bei 6% Wachstum in 12 Jahren 600.000 Autos in einem Jahr. Wirtschafts- und Sozialwissenschaftler Kenneth E. Boulding, USA:„Jeder, der glaubt, dass exponentielles Wachstum für immer weitergehen kann in einer endlichen Welt, ist entweder ein Verrückter oder ein Ökonom.“ 37

  36. 2. Denkfehler: Die falsche Bemessung von Wohlfahrt Das Bemessen von Wirtschaftswachstum nach dem Bruttoinlandprodukt (BIP): es misst rein quantitativ die wirtschaftlichen Umsätze in Geldwerten. Das heißt irrsinniger Weise: > Aufbau nach Zerstörungen bringt BIP-Wachstum; > material- und energiesparende Effizienz bringt rückläufiges Wachstum; > die qualitative Entwicklungen der Gesellschaft wird nicht gemessen. Die „Glücksforschung“ zeigt: BIP und Lebenszufriedenheit laufen nicht zusammen ● Studie 2009: Die größte Lebenszufriedenheit in Ländern mit mittlerem Durchschnittseinkommen: - Costa Rica, Dänemark, Skandinavien, Island; - Deutschland an 30.Stelle, Simbabwe an letzter.● Ab 20.000 / 50.000 Dollar Jahreseinkommen steigt der Glückspegel kaum noch. ● Seit 1990 fordert UNO, seit 2013 die Enquete-kommission der BDR die Bemessung der Entwicklung mit ganzheitlichen Indizes (z.B. „Neuer Wohlfahrtsindex“, Human Development Index). ● Bisher hat nur der Himalaja-Staat Bhutan an Stelle des BIP das „Brutto-Sozialglück“ gesetzt: Ökologie, Kultur, Gesundheit, Bildung, Lebensstandart, Gemeinschaft, Zeitnutzung... Grafik aus „Zukunftsfähiges Deutschland“ S. 122

  37. 3. Denkfehler: Das Nichterkennen die Wachstumsfalle Man könnte mit weiterem BIP-Wachstum die ökonomischen und sozialen Probleme lösen (z.B. Arbeitslosigkeit) - und durch grüne Technologien („Green New Deal“) könnte man Umweltverbrauch vom Wachstum entkoppeln. Tatsächlich lassen sich damit die ökologische, die soziale und ökonomische Crash-Tendenzen der Wachstumsökonomie nicht überwinden. 1. Ökologischer Crashtendenz: Die Einführung „grüner Technologien“ kann im Einzelnen Umwelt weniger belasten und weiteres Wachstum ermöglichen (Entkopplung). In der Summe führt die Wachstumszunahme zum „Rebount-Effekt“ (Rückschlageffekt): Zunahme der Menge wiegt den Einspareffekt wieder auf (z.B. Auto, Elektrogeräte u.ä.). 2. Soziale und ökonomische Crashentwicklung: In den hochindustrialisierten Ländern mit annähernd gesättigten Märkten und Überangebot ist weiteres zwanghaftes Wachstum nur noch mit weiterer Rationalisierung, Arbeitsplatzabbau, Lohnsenkung, Arbeitsplatzverlagerung zu erreichen. Das treibt die untere Hälfte in Armut und Präkarisierung, somit in eine wachsende Schere zwischen Überangebot und Unterkonsumund damit in eine sich verstärkende Wachstumsfalle. (Radermacher: „Kannibalisierung“ der Wirtschaft, „Brasilianisierung“ der Gesellschaft) 39

  38. Natürliches Wachstum - Vorbild auch für die Wirtschaft? Reifezeit Abnehmendes Wachstum Exponentielle Wachstumsphase Langsame Keimzeit

  39. Funktion einer Gleichgewichtsökonomie Gleichgewichtsökonomie anstelle einer Wachstumsökonomie heißt: •Die Wirtschaft wächst quantitativ nur in bes. Aufbauphasen. • Bei Erreichen eines Sättigungsgrades geht das Wachsen zunehmend in qualitative Entwicklung über: Qualitätsprodukte, Wachsen kultureller, sozialer, geistiger Lebensqualitäten – dabei Schrumpfen des materiellen Verbrauchs. • Dies geschieht in einer ständigen dynamisch sich einpendelnden Sinusbewegung - sowohl für einzelne Güter wie für die gesamtökonomische Entwicklung. Diese Entwicklung bleibt unter des maximal ökologisch-sozial verträglichen Maßes von Faktor 1 (auch ökologischer Fußabdruck) • Damit wird die ökonomische und soziale Crashentwicklung der Wachstumsökonomie überwunden und eine Postwachstumsökonomie wird möglich

  40. Voraussetzungen einer Postwachstums- und Gleichgewichtsökonomie 1. Überwindung des materialistischen Grundirrtums und kapitalistischer Leitvorstellung. 2. Herausnehmen der wachstumstreibenden Abschöpfungs- und Bereicherungsmechanismen kapitalistischer Wirtschaftsweise; Installation kooperativer, partizipatorischer, demokratischer Wirtschaftsstruktruen. 3. Drastisches Zurückfahren des gegenwärtigen Material- und Energiedurchsatzes(Schrumpfungsökonomie, Regionalisierung der Wirtschaft...) 4. Entwicklung einer modernen regionalen Subsistenzwirtschaft 5. Zusammenwirken von: a) Konsistenzstrategie(ökologische Anpassung),b) Effizienzstrategie(ökologische Technologien), c) Suffizienzstrategie(„Mit weniger besser leben“) These: Eine Postwachstumsökonomie kann nur eine postkapitalistische Ökonomie sein.

  41. Überblick: Ökonomische Prämissen einer postkapitalistischen Wirtschaftsweise Friedliche Konfliktlösung Statt Konkurrenz-Kooperationsprinzip Beteiligungs-Ökonomie aller Zu einer Wertegeleiteten Wirtschaft zurückfinden Abschöpfungs- und Bereicherungsmecha-nismen überwinden Statt Wachstums-Ökonomie Gleichgewichtsökonomie Entschleunigung + ganzheitliche Wertschöpfung Demokratisierung+ Mitbestimmung Primat der Politik Neuer Gesellschaftsvertrag(neue Verfassung)

  42. IV. Entwurf einer postkapitalistischen lebensdienlichen, solidarischen gemeinwohlorientierten Ökonomie

  43. Überblick: Bausteine einer Lebensdienlichen Ökonomie(„Systemweichen“) Neue Arbeitskultur Leistungsgerechtes Lohnsystem Neue Eigentumsordnung Neue Finanzordnung Partizipatorisches Unternehmertum Ökologische Kreislaufwirtschaft SolidarischesSteuer+Sozialsystem Ökosoziale Globalisierung + Regionalisierung

  44. (1) Neue Eigentumsordnung: ● Privateigentum wird gewährt und geschützt, sofern: - durch eigene Leistung geschaffen, - dem eigenen Lebensunterhalt dient, - dem Gemeinwohl dient(Sozialpflichtigkeit des Eigentums), - nicht als leistungsloses Abschöpfungsinstrument fremder Leistung genutzt wird. Eckpfeiler:1. Entprivatisierung von Grund und Boden, natürlichen Ressourcen, große kulturelle Güter, gehen in Gemeineigentum über (klassische Allmende), Können zur Nutzung verliehen werden (z.B. Erbpacht). 2. Entprivatisierung der Öffentlicher Güter der Daseinsvorsorge, gehen in gemeinnützige öffentliche Trägerschaft, werden rein betriebswirtschaftlich geführt(moderne Allmende). 3. Nutzungsbestimmtes Eigentumsrecht tritt an Stelle des ursprungs- bestimmten Eigentumsrechtes („Ersitzung von Eigentumsrechten“) 4. Einnahmen durch Mieten und Pachterträge dienen nur zu deren Errichtung, Erhaltung, Verwaltung, nicht einem leistungslosem Einkommen.

  45. (2) Neue Finanzordnung ● Das Geld wird auf seine eigentlichen lebensdienlichen Funktionen zurück geführt. Es dient 1. als Tauschmittel, 2. als Aufbewahrungsmittel. 3. als Spar- und Kreditmittel, 4. als Wertmaßstab für quantifizierbare Werte. ● Die Ware-Geld-Beziehung auf ihre zweckdienliche Funktion zurückgeführt: W – G – W / bedingt G – W – G´ / kein G´- G´- G´´- G´´´ Somit kein abschöpfender Handel Geld mit Geld – Überwindung der kapitalistischen Geld-Geld-Akkumulation Eckpfeiler:1. Neuordnung Bankenwesen: Banken als reine gemeinnützige Dienstleistungs-unternehmen (Maklerfunktion) in Öffentlicher Hand ohne Gewinne, mit festen Gehältern („Demokratische Banken“). 2. Einführung des Vollgeldsystem: Geldschöpfung allein durch Zentralbanken, volle Deckung aller Kredite durch Einlagen... 3. Zinssystem: - statt Zins einmalige Kreditgebühr... Geldeinlagen ohne Zins, Bankenservice ist „Gewinn „genug. 4. Finanzwirtschaft: Verbot allen (spekulativen) Geldhandelns: Börsen- und Aktienhandel, Hedgefonds, Derivate usw.(Allokation des Geldes durch Realwirtschaft, realwirtschaftl. Kredite, Steuer-Förder-Politik) 5. Kapitalisierung der Unternehmen allein durch Rücklagen und durch Geschäftsbanken

  46. (3) Partizipatorische Unternehmensverfassung ●Prinzipien der kapitalistischen Unternehmensverfassung: 1. Bilanzierung allein an Steigerung des Gewinns orientiert (z.B. Aktiengesetz). 2. Entscheidungen in Unternehmensfragen allein durch Kapitaleigener (Shareholder-Prinzip) 3. Prinzip der Konkurrenz, der Verdrängung, des Ausschaltens der Konkurrenten Eckpfeiler einer partizipatorischen Unternehmensverfassung: 1. Nachhaltigkeitsbilanz: Hineinnahme ökologischer, sozialer, gemeinwohlorientierter Kennzahlen in die Bilanzierung mit entsprechenden Steuer- und Förderregeln 2. Hineinnahme aller am Unternehmen Beteiligten und vom Unternehmen Betroffenen in Entscheidungen des Unternehmens durch Betriebliche Wirtschaftsräte • Kapitaleigner bzw. Besitzer, • Manager (Betriebsleitung), • Angestellten, • Kunden, • Lieferanten, • Vertreter der Öffentlichkeit, • Umweltverbände (Stakeholder-Prinzip) 3. Neutralisierung des betrieblichen (Groß-)Kapitals(keine private Kapitalabschöpfung) 4. Förderung Genossenschaftlicher Unternehmen (z.B. Macora-Gesetz) 5. Bildung Nationaler Wirtschaftsräte für Erstellung der sozialen, ökologischen, gemeinwohlorientierten Leitwertkennzahlen ; Bildung Regionale Wirtschaftsräte für konkrete regionale Rahmenvorgaben(vgl. „Zünfte“ früher, „Raumplanungsbehörden“ heute)

  47. Exkurs: Markt und Unternehmertum ● Chancen privaten Unternehmertums: hohe Eigenverantwortung, Innovationskraft und Kreativität.● Verantwortlich nicht nur für persönliche Gewinne, sondern ebenso für Wohlergehen der Mitarbeiter und für das Gemeinwesen – sozialethische und ökologische Kompetenz. Ansonsten wird Unternehmertum zum „Raubrittertum.“ (z.B. entartetes Bankenwesen, TNK...) ● „Markt“ und „Marktwirtschaft“ nicht = Kapitalismus, sondern: Austausch von Waren und Leistungen im Wechselpiel von Angebot und Nachfrage über Medium Geld/Preis - in einer arbeitsteiligen Gesellschaft unverzichtbar. ● Kein Markt ohne Rahmenbedingungen und Regeln, z.B. Anerkennung von Geld, Tarifverträgen, Ladenöffnungszeiten, Ausschreibungspflicht, Kartellgesetze ... Diese können systemprägend unterschiedliche sein, z.B.: > Kapitalistische/neoliberale Marktwirtschaft: ... > Soziale/ökologische Marktwirtschaft: ... > Kooperative solidarische Marktwirtsschaft: ... ● Merkmale Kapitalistischer Marktwirtschaft: > Profitorientiert zu Gunsten des Kapitaleigners; > Markt als Abschöpfungsinstrument > Konkurrenzprinzip; > Wachstumszwang; > Abbau gemeinwohlorientierter Regeln ● Die kapitalistische Schlüsselideologie, dass „Eigennutz wie durch eine unsichtbaren Hand zum Wohl aller führe“, ist Irrtum und Lüge: > Der gänzlich „freie Markt“ bevorteilt automatisch den Stärkeren, Egoistischeren, benachteiligt den Schwächeren, Ehrlicheren (Beispiel zwei Bäcker auf einem Markt). > In dieser „disproportionalen Gesetzmäßigkeit“ des Marktes liegt systemimmanent sein sozialethisches Versagen.

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