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Menschen mit Migrationshintergrund. Datenerfassung für die Integrationsberichterstattung. Dr. Heike Diefenbach und Dr. Anja Weiß, Institut für Soziologie der LMU München. Ausgangspunkt. Wer wird derzeit als Mensch mit Migrationshintergrund erfasst?
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Menschen mit Migrationshintergrund. Datenerfassung für die Integrationsberichterstattung Dr. Heike Diefenbach und Dr. Anja Weiß, Institut für Soziologie der LMU München
Ausgangspunkt • Wer wird derzeit als Mensch mit Migrationshintergrund erfasst? • Was bedeutet das für die Integrationsberichterstattung?
Teil A Wer und was ist gemeint, wenn Menschen mit Migrationshintergrund statistisch erfasst werden sollen?
Migrationserfahrungund familiärer Migrationshintergrund • Migration über eine Ländergrenze hinweg beeinflusst den Lebensverlauf und die Chancen von Personen. • Eine familiäre Migrationsgeschichte wirkt sich sozial aus, wenn sich der Integrationsprozess über mehrere Generationen erstreckt.
Rechtsstatusund rechtliche Exklusion • Rechtlicher Rahmen, in dem die Migration erfolgt ist • Staatsangehörigkeit und ausländerrechtlicher Status (Eingebürgerte, Nicht-Bürger mit stabilen Rechten, mit instabilem Status und Nicht-Bürger, die ausgeschlossen werden sollen) • Dauer eines benachteiligenden Rechtsstatus
Identität/subjektive Perspektive • Schwerpunkt auf Frage nach Identifikation einer Person mit bestimmten sozialen Kategorien(= Selbstzuschreibung) • in Auseinandersetzung mit der Einordnung in bestimmte soziale Kategorien durch andere(= Fremdzuschreibung)
Minderheiten-/Diskriminierungserfahrung • Schwerpunkt auf Reaktion anderer auf von ihnen wahrgenommene und für relevant erachtete Merkmale einer Person, z.B. deren Hautfarbe • kann in Diskriminierung resultieren
Was ist gemeint, wenn wir von Migrationshintergrund sprechen?
Besondere Nationalität und ethnische Gruppe • Was spricht für diese Perspektive? • Daten liegen in Deutschland vor. • Sie ist im Alltag üblich und daher praktikabel.
Was spricht gegen diese Perspektive? • Es wird eine Homogenität erzeugt und unterstellt, die so nicht existiert. • Wandel – durch Migration und über die Zeit hinweg – wird unterschlagen. • International nicht vergleichbar • Geeignet für: • Besondere Migrationsgeschichte zwischen zwei Ländern. • Selektivität der Migration zwischen zwei Ländern.
Sozialstrukturell nachteilige Positionen:Funktionale Probleme oder Diskriminierung? z.B. Sprachkenntnisse • Was spricht für diese Perspektive? • Sprachbezogene Fragen geben Aufschluss über sprachliche Potentiale und Probleme von Menschen mit Migrationshintergrund; Förderbedarf feststellbar
Was spricht gegen diese Perspektive? • Sprachlich unauffällige Personen mit Migrationshintergrund sind als solche nicht mehr erkennbar; daher: Integrationserfolge bleiben unsichtbar und Schaffung einer Restkategorie „problematischer Personen“ • Reduktion der Relevanz der Migrationsgeschichte auf sprachliche Aspekte • Besser: • Genaue Unterscheidung zwischenDefinition der Zielgruppeund Feststellung eines Förderbedarfs
Weitere Herausforderungen Definitionskämpfe darüber, was mit Migrationshintergrund gemeint ist: • Die Aspekte müssen kombiniert werden. Vergleichbarkeit (geographisch und zeitlich) • Kombination von bewährten und neuen Indikatoren Gefahr der Stigmatisierung von Personen • Ausweichen auf „benachbarte“ Indikatoren • Neben Migrationshintergrund müssen andere Ungleichheitsdimensionen (Bildung, Einkommen, Geschlecht, usw.) berücksichtigt werden.
Teil BVorschläge für die Erfassung von Menschen mit Migrationshintergrund
Individual- und haushaltsbezogene Daten (I) • Geburtsort im Ausland • Oft schon vorhanden, kann nachkodiert und in Zukunft gleich richtig erhoben werden • International vergleichbar • Nicht stigmatisierend • Erfasst alle Menschen mit Migrationshintergrund
Individual- und haushaltsbezogene Daten (II) • Staatsangehörigkeiten „Gibt es Staaten, die Sie sofort einbürgern würden? Wenn ja, welche und warum?“ • Aufenthaltsdauer • Identität als Selbstzuschreibung „Ihre Meldedaten besagen, dass Sie (oder einer Ihrer Eltern) in [Land der Geburt] geboren sind. Daher könnten Sie als [AngehörigeR dieses Landes] eingeordnet werden. Sehen Sie sich auch so?(Falls nicht?) Wie würden Sie Ihre Zugehörigkeit benennen?” • Ersatzweise: Familiärer Migrationshintergrund erfasst über Geburtsort und Staatsangehörigkeiten der Eltern
Was sind dann „Menschen mit Migrationshintergrund“? • Erste Antwort: • Das hängt von der Fragestellung ab!
Menschen mit Migrationshintergrund. Datenerfassung für die Integrationsberichterstattung Dr. Heike Diefenbach und Dr. Anja Weiß, Institut für Soziologie der LMU München