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Aggression und Gewalt – Erscheinungsformen, Ursachen und diagnostisches Vorgehen. Seminar: Diagnostik und Beratung bei Verhaltensauffälligkeiten Dozentin: Frau Dr. Silvia Andrée ReferentInnen: Susann Höfer und Maik Köchel Datum: 14 . November 2011. Frage?.
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Aggression und Gewalt – Erscheinungsformen, Ursachen und diagnostisches Vorgehen Seminar: Diagnostik und Beratung bei Verhaltensauffälligkeiten Dozentin: Frau Dr. Silvia Andrée ReferentInnen: Susann Höfer und Maik Köchel Datum: 14. November 2011
Frage? • Was bedeutet für euch Aggression und wo seid ihr eurer Meinung nach mit ihr Kontakt gekommen?
Gliederung • (1) Begriffsklärung • Aggression • Gewalt • Aggressivität • (2) Entstehung von Aggression • Triebtheorie • Frustrations – Aggressions – Theorie • Lernen am Modell • (3) Leitlinien zur Diagnostik und Verlaufskontrolle • (4) Verfahren zur Diagnostik und Verlaufskontrolle aggressiv-dissozialer Störungen
Aggression • = Verhaltensausschnitt • wichtig: interpretierte Gerichtetheit • Zufälliges Zufügen von Schmerzen etc. gilt nicht als Aggression
Aggression Aggression ist ein Verhalten, bei dem schädigende Reize gegen einen Organismus oder Organismussurrogat ausgeteilt werden.
Gewalt = die Anwendung von Zwang, unrechtmäßiges (gewalttätiges) Vorgehen, allgemein Macht (Kraft, Herrschaftsbefugnis etc.). - darunter fallen auch alle ernstgemeinten Drohungen und auch reine verbale Aggressionen, die mit relativer Macht einhergehen
Aggressivität = nach Buss: Persönlichkeitsvariable = eine erschlossene, relativ überdauernde Bereitschaft zu aggressiven Verhalten = in jedem Menschen innewohnende Disposition- / Energie
Entstehung von Aggression Aggressionstheorien
Triebtheorie • wichtigster Vertreter: Freud • Aggressionstrieb sei abgelenkter Todestrieb des Menschen • Freuds Theorie biologisch unverständlich • Triebkonzepte sind wissenschaftlich unbrauchbar
Frustrations-Aggressions- Theorie Aggression beruht auf aggressive Impulse, die nicht spontan, sondern als Reaktion auf störende, unangenehme Ereignisse, sogenannte Frustrationen, entstehen. • Typen von Frustrationen: a) Hindernisfrustration b) Provokation c) physische Stressoren • Frustration wird subjektiv verarbeitet Emotionen • Ärger ist das Bindeglied
Lernen am Modell – „Beobachtungslernen“ • Effekt von Modellen: Neuerwerb oder Aktivierung von Verhalten
Modelle • Familie und Erziehung: Eltern und Lehrer sind besonders wirksame Modelle • Gruppe, Gesellschaft, Subkultur • Film und Fernsehen • Lernen am Erfolg/ Misserfolg
Allgemein • Exploration (=diagnostische Erhebung) der Eltern, des Kindes/Jugendlichen und der Erzieher/Lehrer steht im Mittelpunkt der Diagnostik • Ergänzend: Standardisierte Fragebögen, testpsychologische Untersuchung und spezifische Anamnese zu körperlichen Symptomen
Exploration des Kindes/Jugendlichen • Verhaltensbeobachtung während der Exploration und anderer Untersuchungen (z. B.. testpsychologische Untersuchung) • Psychopathologische Beurteilung
Exploration der Eltern • mit mind. einem Elternteil • Informationsgewinnung • Aufbau einer Beziehung zwischen Therapeut und Eltern • Aufgabe des Therapeuten: Sorgen der Eltern anhören und Verständnis signalisieren für deren Situation
Exploration der Eltern (Ablauf) • Fragen zu Beginn (an die Eltern): Vorstellungsanlass? Erwartungen? Beschwerden und Bedürfnisse? • Später: stärkere Strukturierung des Vorgehens
Exploration der Erzieher/Lehrer • Erfolgt mit Einverständnis der Eltern • Besonders günstig im Vorschul -, Grundschul -, Förderschul – und Sonderschulbereich, da der Bezug zu den Kindern größer ist (im Gegensatz zu weiterführenden Schulen) und eine umfassende Beurteilung möglich ist
Gemeinsame Exploration (Eltern+Kind) • Anwesenheit des Kindes kann zur mangelhaften Informationsweitergabe durch die Eltern führen • Günstige Vorgehensweise: 1. kurze orientierende gemeinsame Exploration 2. getrennte Exploration
L 1: Exploration der Eltern und der Erzieher/Lehrer oder anderer Hauptbezugspersonen • Informationen sammeln und Beziehung zu den Eltern aufbauen • Eltern mit und ohne Kinder befragen • Geschwister und andere Familienangehörige ergänzend zu Rate ziehen
L 1.1: Exploration zur aktuellen Symptomatik des Kindes/Jugendlichen • Häufigkeit und Intensität der Symptomatik a) innerhalb der Familie b) in der Kita, Schule, Freizeit (gegenüber Kindern/Jugendlichen und Erwachsenen) • Grad der Beeinträchtigung und Belastung des Patienten und vor allem seines Umfeldes durch die Symptomatik
L 1.2: Exploration zur aktuellen Komorbidität und differenzialdiagnostischen Abklärung • Im Kindes – und Jugendalter hinsichtlich: z. B. Hinweise auf Intelligenzminderung, Angststörung und Aufmerksamkeitsstörungen • Im Jugendalter zusätzlich im Bezug auf: z. B. Alkohol- und Drogenmissbrauch, Persönlichkeitsstörungen
L 1.3: Exploration zu spezifischen häufig kovariierenden psychischen Merkmalen • Tendenzen zur Fehlwahrnehmung und Fehlinterpretation von sozialen Situationen • Mangelnde Fähigkeit Empathie, Vertrauen oder Bindung zu entwickeln • Hierfür kann die Befragung der Patienten besser geeignet sein, als die der Eltern
L 1.4: Exploration zu Interessen und positiven Eigenschaften des Kindes/Jugendlichen • Spielvorlieben und Freizeitinteressen, spezielle Talente oder Interessen • Exploration der positiven Eigenschaften und Kompetenzen des Kindes/Jugendlichen sollte frühzeitig erfolgen, weil somit die Relationen zwischen Problemen und Stärken des Kindes ausgeglichen werden
L 1.5: Exploration zum familiären und sozialen Hintergrund 1. Familie • vergangene und gegenwärtige Belastungen und Krisen in der Familie 2. Eltern • Andere (frühere oder aktuelle) psychische Störungen der Eltern oder anderer Familienmitglieder 3. Bedingungen im Wohnumfeld • Belastende Bedingungen im Kindergarten/Schule (z. B. Anteil verhaltensauffälliger Kinder)
L 1.6: Exploration zur störungsspezifischen Entwicklungsgeschichte des Kindes/Jugendlichen • Schwangerschafts-/Geburtskomplikationen (z. B. durch Alkohol – oder Drogenmissbrauch) • Verzögerungen in der Körperkoordination oder im Sprachverständnis
L 1.7: Exploration zu Einstellungen zur Therapie • Vorbehandlungen einschließlich vorangegangener Maßnahmen der Jugendhilfe • Therapieerwartungen und Bereitschaft zur aktiven Mitarbeit (Eltern, Kind, Erzieher/Lehrer)
L 2:Exploration und psychopathologische Beurteilung des Kindes/Jugendlichen Explorationsbereiche: • Vorstellungsanlass und Erwartungen des Kindes/Jugendlichen • Wichtigste Lebensbereiche (Familie, Kindergarten, Schule…) Psychopathologische Beurteilung: • Interaktionsverhalten • Aggressiv – dissoziales Verhalten
L 6: Verlaufskontrolle • Leistungen in der Schule • Beziehungen in der Familie, zu Erziehern/Lehrern und zu Gleichaltrigen • Verlaufskontrolle erfolgt hauptsächlich durch die Exploration des Kindes/Jugendlichen und seiner Bezugspersonen
Verfahren zur Diagnostik und Verlaufskontrolle aggressiv-dissozialer Störungen
DCL-SSV: Diagnose Checkliste für Störungen des Sozialverhaltens • Enthält alle Kriterien für die Diagnose einer Störung des Sozialverhaltens • Je mehr Informanten mit einbezogen werden, um so sicherer kann die Diagnose gestellt werden
EKI: Eltern-Interview zur Eltern-Kind-Interaktion • Interview, mit dem Eltern hinsichtlich 17 alltäglicher Familiensituationen exploriert werden • Für jede Situation werden die Art, Häufigkeit und Intensität des Verhaltens und die Reaktion des Bezugspersonen erfasst
EAS-J/M: Erfassungsbogen für aggressives Verhalten in konkreten Situationen • Bestehend aus 22 Bildgeschichten, die jeweils einen Konflikt darstellen • Das Kind muss sich zwischen drei möglichen Reaktionen entscheiden, die ihm selbst am nächsten kommen (je Bild: eine sozial erwünschte Reaktion, eine leicht aggressive R. und eine schwer aggressive R.)
FEKS: Fragebogen zur Erfassung kindlicher Steuerung • Situation: Konflikt oder eine Anforderung der Eltern an das Kind • Das Kind soll sich für eine von drei angebotenen Verhaltensalternativen entscheiden, um in der jeweiligen Situation seine Ziele gegenüber den Eltern durchzusetzen
Quellen Bücher: • F. Petermann/M. Döpfner und M. H. Schmidt: Aggressiv-dissoziale Störungen. Göttingen: Hogrefe, 2001 • F. Petermann/M. Döpfner und M. H. Schmidt: Ratgeber Aggressives Verhalten. Göttingen: Hogrefe, 2001 • H.-P. Nolting: Lernfall Aggression. Hamburg: Rowohlt, 1997 • H. Selg, U. Mees, D. Berg:Psychologie der Aggressivität. Göttingen: Hogrefe, 1997 Internet: • http://www.psychology48.com