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Geschichte des deutschen Romans v om Barock bis zur Gegenwart

Geschichte des deutschen Romans v om Barock bis zur Gegenwart Friedrich-Schiller-Universität Jena, Sommersemester 2013 Prof. Dr. Tom Kindt. Geschichte des Romans Sommersemester 2013. Der Roman des Moderne Max Frisch (1911-1991) Ich und Erzählung als Leitthema

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Geschichte des deutschen Romans v om Barock bis zur Gegenwart

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  1. Geschichte des deutschen Romans vom Barock bis zur Gegenwart Friedrich-Schiller-Universität Jena, Sommersemester 2013 Prof. Dr. Tom Kindt

  2. Geschichte des Romans Sommersemester 2013 • Der Roman des Moderne • Max Frisch (1911-1991) • Ich und Erzählung als Leitthema • Stiller (1954) • „Man kann alles erzählen, nur nicht sein wirk-liches Leben; – diese Unmöglichkeit ist es, was uns verurteilt zu bleiben, wie unsere Gefährten uns sehen und spiegeln…“

  3. Geschichte des Romans Sommersemester 2013 • Der Roman des Moderne • Max Frisch (1911-1991) • Ich und Erzählung • Mein Name sei Gantenbein (1964) • „Also was ist die Person? Geben Sie jemand die Chance zu fabulieren, zu erzählen, was er sich vorstellen kann, seine Erfindungen scheinen vorerst beliebig, ihre Mannigfaltigkeit unabseh-bar; je länger wir ihm zuhören, umso erkenn-barer wird das Erlebnismuster, das er um-schreibt und zwar unbewusst, denn er selbst kennt es nicht, bevor er fabuliert.“ • „Ich probiere Geschichten an wie Kleider!“

  4. Geschichte des Romans Sommersemester 2013 Der Roman der Gegenwart Helmut Krausser: Kartongeschichte (2007) „Ein Buch, das nicht lügt, muß dem Leben gleichen. Irgendwann, oft ganz plötzlich, ist Schluß, der Vor-hang fällt mitten auf den Gabentisch – besser, man gewöhnt sich beizeiten daran. So. Jetzt Feierabend.“

  5. Geschichte des Romans Sommersemester 2013 Der Roman der Gegenwart Wolfgang Herrndorf: Sand (2011) „25.9. 2011 15:30 (…) Joachim hat Sand zur Hälfte gelesen und stellt die Frage, die ich mir auch schon lange gestellt habe: Was ist denn das nun eigent-lich? Der Verlag hat es mal Richtung Thriller gelabelt, aber es ist ein weites Feld zwischen Unterhaltungs-, Schund- und Gesellschafts-roman, von Thor Kunkel bereits mäßig er-folgreich beackert.“

  6. Geschichte des Romans Sommersemester 2013 • Der Roman der Gegenwart • Wolfgang Herrndorf: Sand (2011) • Verwirrung und Verunklarung auf der Erzähl- und der Handlungsebene; Roman als Literatur und Literaturliteratur: Metafiktion als ästhetisches Spiel in existenzieller Absicht • Erzählweise? • Verlust des ‚primitiv Epischen‘; ‚unendlich verwo-benen Fläche‘ statt ‚eines erzählerischen Fadens‘: zunächst Präsentation mehrerer Handlungstränge ohne erkennbaren Zusammenhang; dann Konzen-tration auf einen Handlungsstrang mit fraglichem Zusammenhang • Erzähler?

  7. Geschichte des Romans Sommersemester 2013 • Der Roman der Gegenwart • Wolfgang Herrndorf: Sand (2011) • Erzählweise? • Verlust des ‚primitiv Epischen‘; ‚unendlich verwo-benen Fläche‘ statt ‚eines erzählerischen Fadens‘: zunächst Präsentation mehrerer Handlungstränge ohne erkennbaren Zusammenhang; dann Konzen-tration auf einen Handlungsstrang mit fraglichem Zusammenhang • Erzähler mit unklarem und nach und nach unein-heitlichem Profil Kendall Walton: storytelling vs. reporting narrators „When a narrator speaks or writes the words constituting the text of a literary work, we need to ask what, fi ctionally, he does with them. Frequently it is fictional that he reports actual events or describes real people or situations. But it can be fictional that a narrator uses the words of the text to tell a story or write a novel or spin a yarn.”

  8. Geschichte des Romans Sommersemester 2013 • Der Roman der Gegenwart • Wolfgang Herrndorf: Sand (2011) • Erzählweise? • Verlust des ‚primitiv Epischen‘; ‚unendlich verwo-benen Fläche‘ statt ‚eines erzählerischen Fadens‘: zunächst Präsentation mehrerer Handlungstränge ohne erkennbaren Zusammenhang; dann Konzen-tration auf einen Handlungsstrang mit fraglichem Zusammenhang • Erzähler mit unklarem und nach und nach unein-heitlichem Profil; Beginn als storytellingnarrator, Transformation in einen reportingnarrator

  9. Geschichte des Romans Sommersemester 2013 • Der Roman der Gegenwart • Wolfgang Herrndorf: Sand (2011) • Erzählweise? • „‚Willkommen in Afrika‘, sagte Mr. Kinsella. Er half Helen, den anderen Koffer zu den Taxis zu tragen (…). • Meine Eltern hatten ein Zwei-Zimmer-Apartment im neunten Stock gemietet, und wenn sie mich, wie so oft, hinausschickten (…) erkundete ich allein das weitläufige Hotelgelände. (…) Ich ließ mir vom Poolwärter die Verteilung der Handtücher zeigen, betrachtete die immer verwirrende Droste-Cacao-Werbung vor dem Restaurant und half einer hüb-schen jungen Frau an der Bar, die Strohhalme zu sortieren.“

  10. Geschichte des Romans Sommersemester 2013 • Der Roman der Gegenwart • Wolfgang Herrndorf: Sand (2011) • Erzählweise? • „Von der Dachterasse des Sheraton hat man einen zur Seeseite hin schwindelerregenden Blick über die Bucht von Targat und den kleinen Hafen. (…) Wenn ich dort über fünf Kugeln Zitroneneis hinweg den gewölbten Erdball sah, war ich vollkommen glücklich. Ich war Rommel auf der Wüstenseite und rettete meine Männer gegen den ausdrücklichen Befehl des Führers, ich war Jacob Roggeveen am Meer und ent-deckte unbekannte Osterinseln, und wenn ich zwi-schendurch einmal ich selber war, versuchte ich, auf die Köpfe der blonden, braunen und schwarzen Ameisen zu spucken (…).“

  11. Geschichte des Romans Sommersemester 2013 • Der Roman der Gegenwart • Wolfgang Herrndorf: Sand (2011) • Erzählweise? • „Die Frage, ob ich am letzten Augusttag des Jahres 1972 auch dort oben gestanden und die amerikani-sche Touristin (…) bemerkt habe oder ob hier eine Fotografie meine Erinnerung überlagert, kann ich nicht mehr mit Bestimmtheit beantworten…“

  12. Geschichte des Romans Sommersemester 2013 • Der Roman der Gegenwart • Wolfgang Herrndorf: Sand (2011) • Erzählweise? • „‚Willkommen in Afrika‘, sagte Mr. Kinsella. Er half Helen, den anderen Koffer zu den Taxis zu tragen (…). • Meine Eltern hatten ein Zwei-Zimmer-Apartment im neunten Stock gemietet, und wenn sie mich, wie so oft, hinausschickten (…) erkundete ich allein das weitläufige Hotelgelände. (…) Ich ließ mir vom Poolwärter die Verteilung der Handtücher zeigen, betrachtete die immer verwirrende Droste-Cacao-Werbung vor dem Restaurant und half einer hüb-schen jungen Frau an der Bar, die Strohhalme zu sortieren.“ • Muster der Figur der ‚miseen abyme‘ (etwa: ‚In-den-Abgrund-setzen‘)

  13. Geschichte des Romans Sommersemester 2013 • Der Roman der Gegenwart • Wolfgang Herrndorf: Sand (2011) • Erzählweise? • Erzähler mit unklarem und nach und nach unein-heit-lichemProfil; Beginn als storytellingnarrator, Transformation in einen reportingnarrator; Spiel mit der Macht und Ohnmacht des Erzählers gegen-über der Handlungswelt • „Chronik der unerfreulichen Ereignisse“ • „Man könnte allerdings auch, wenn (…) man sich in der richtigen Stimmung befindet, noch einen Blick zurück auf eine nicht ganz unwesentliche Figur dieser Ge-schichte werfen (…). • Wollen wir das? Ein kurzer Blick zum Kameraassisten-ten, flüchtiges Achselzucken beiderseits, und schon zoomt die Kamera die Öffnung eines Bergwerkstollens heran…“

  14. Geschichte des Romans Sommersemester 2013 • Der Roman der Gegenwart • Wolfgang Herrndorf: Sand (2011) • Handlung? • Verlust des ‚primitiv Epischen‘; ‚unendlich verwobenen Fläche‘ statt ‚eines erzäh-lerischenFadens‘: zunächst Präsentation mehrerer Handlungstränge ohne erkenn-baren Zusammenhang; dann Konzentra-tionauf einen Handlungsstrang mit frag-lichemZusammenhang

  15. Geschichte des Romans Sommersemester 2013 Der Roman der Gegenwart Wolfgang Herrndorf: Sand (2011)

  16. Geschichte des Romans Sommersemester 2013 Der Roman der Gegenwart Wolfgang Herrndorf: Sand (2011) Handlung? „Ein Mann, der Herrn K. lange nicht gesehen hatte, begrüßte ihn mit den Worten: ‚Sie haben sich gar nicht verändert.‘ ‚Oh‘, sagte Herr K. und erbleichte.“ …

  17. Geschichte des Romans Sommersemester 2013 Der Roman der Gegenwart Wolfgang Herrndorf: Sand (2011) „Gut, ich fang dann jetzt an. Hausaufgabe war die Geschichte vom Herrn K. Ich beginne. Die Geschichte von Herrn K. Die erste Frage, die man hat, wenn man Prechts Geschichte liest, ist logisch –‘ ‚Brecht’, sagte Kaltwasser, ‚Bert Brecht.’‚Ah.‘ Tschick fischte einen Kugelschreiber aus der Pla-stiktüte und kritzelte in seinem Heft. Er steckte den Kugelschreiber zurück in die Plastiktüte.‚Interpretation der Geschichte von Herrn K. Die erste Frage, die man hat, wenn man Brechts Geschichte liest, ist logisch, wer sich hinter dem rätselhaften Buchstaben K. versteckt. Ohne viel Übertreibung kann man wohl sagen, dass es ein Mann ist, der das Licht der Öffentlichkeit scheut.‘“

  18. Geschichte des Romans Sommersemester 2013 Der Roman der Gegenwart Wolfgang Herrndorf: Sand (2011) „,Er versteckt sich hinter einem Buchstaben, und zwar dem Buchstaben K. Das ist der elfte Buchstabe vom Alphabet. Warum versteckt er sich? Tatsächlich ist Herr K. beruflich Waffenschieber. Mit anderen dunklen Gestalten zusammen (Herrn L. und Herrn F.) hat er eine Verbrecherorganisation gegründet, für die die Genfer Konvention nur einen traurigen Witz darstellt. Er hat Panzer und Flugzeuge verkauft und Milliarden gemacht und macht sich längst nicht mehr die Finger schmutzig. Lieber kreuzt er auf seiner Yacht im Mittelmeer, wo die CIA auf ihn kam. Da-raufhin floh Herr K. nach Südamerika und ließ sein Gesicht bei dem berühmten Doktor M. chirurgisch verändern und ist nun verblüfft, dass ihn einer auf der Straße erkennt…“

  19. Geschichte des Romans Sommersemester 2013 Der Roman der Gegenwart Wolfgang Herrndorf: Sand (2011) „,Er erbleicht. Es versteht sich von selbst, dass der Mann, der ihn auf der Straße erkannt hat, genauso wie der Gesichtschirurg wenig später mit einem Betonklotz an den Füßen in unheimlich tiefem Wasser stand. Fertig.‘ Ich guckte Tatjana an. Sie hatte die Stirn ge-runzelt und einen Bleistift im Mund. Dann guckte ich Kaltwasser an. An Kaltwassers Gesicht war absolut nichts zu erkennen. Kaltwasser schien leicht ange-spannt, aber mehr so interessiert-angespannt. Nicht mehr und nicht weniger. Eine Zensur gab er nicht. An-schließend las Anja die richtige Interpretation, wie sie auch bei Google steht, dann gab es noch eine endlose Diskussion darüber, ob Brecht Kommunist gewesen war und dann war die Stunde zu Ende. Und das war schon kurz vor den Sommerferien.“

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